WHO beruft sich auf Studien von 1946
sup.- Wenn es um die Bestätigung von Ideologien geht, darf man nicht so pingelig mit der Faktenlage sein. Es passt nun mal in den Zeitgeist, gegen Zucker zu sein. Diese Einstellung scheint auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu teilen. In ihrer aktualisierten Richtlinie (März 2015) zum Zuckerverzehr bestätigt die WHO ihre 1989 gegebene Empfehlung, die Zufuhr freier Zucker auf unter zehn Prozent der Gesamtenergieaufnahme zu beschränken. Sie ergänzt als Empfehlung mit eingeschränkter Aussagekraft, noch besser sei es allerdings, die Zuckerzufuhr gleich auf unter fünf Prozent zu senken. Bei einem Erwachsenen wären das etwa 25 Gramm oder sechs Teelöffel Zucker pro Tag. Als Zyniker ist man verleitet, als weitere Empfehlung hinzuzufügen, am besten ist es, die Ernährung gleich ganz einzustellen.
Äußerst interessant ist die Begründung der WHO für die rigide Beschränkung des Zuckerkonsums: Basis für die Empfehlung mit einer in der Tat sehr eingeschränkten Aussagekraft sind drei Beobachtungsstudien, in denen verglichen wurde, welche Auswirkungen in Japan die dramatische Verknappung von Zucker im Jahr 1946 im Vergleich zur Zeit vor dem zweiten Weltkrieg hatte. Dabei zeigte sich, dass diese Ernährungsweise der Zahngesundheit zuträglich war.
Das ist ein beeindruckender Erfolg. Aber einen kausalen Zusammenhang liefert diese schon historisch zu nennende Beobachtung nicht. Offenbar ist es nicht zwangsläufig erforderlich, weitestgehend auf mit Zucker gesüßte Lebensmittel zu verzichten, um seine Zähne zu retten. In den letzten Jahrzehnten ist das Niveau des durchschnittlichen Zuckerkonsums in Deutschland nahezu konstant bei etwa 50 Gramm pro Tag geblieben. Dennoch sind entscheidende Fortschritte beim Zustand der Zähne in der Bevölkerung erreicht worden. Kinder freuen sich hierzulande auch im internationalen Vergleich über die gesündesten Zähne. Laut der “Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie” (DMS V) vom Institut der Deutschen Zahnärzte sind heute acht von zehn der 12-jährigen Kinder (81 Prozent) kariesfrei. Damit hat sich in dieser Altersgruppe der Anteil der Gebisse ohne Karies seit 1997 nahezu verdoppelt. Bei Erwachsenen im Alter von 35 bis 44 Jahren ist die Anzahl der Zähne mit Karieserfahrung im gleichen Zeitraum um 30 Prozent auf im Schnitt 4,9 betroffene Zähne zurückgegangen. “Die Mundgesundheit ist so gut wie nie”, bestätigt Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Diese positive Situation sei das Resultat verstetigter Prophylaxe sowie von Aufklärung und verbesserter Mundhygiene.
Das sind ohne Zweifel sehr gute Nachrichten. Bleibt die Frage, warum will die WHO der Bevölkerung mit 70 Jahre alten Daten aus Japan den Genuss von Zucker und mit Zucker zubereiteten Nahrungsmitteln verleiden? Verbraucher, die weniger an Ideologien, dafür aber mehr an Fakten interessiert sind, finden aufschlussreiche Antworten in dem Buch ” Die Zucker-Lüge” (Ludwig-Verlag). Die Autoren, der ernährungsmedizinische Wissenschaftler Sven-David Müller und der Wirtschaftspublizist Detlef Brendel, entlarven mit fundierten Informationen weit verbreitete Legenden und Vorurteile über den lebenswichtigen Nährstoff Zucker.
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Redaktion Ilona Kruchen
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