Migration darf nicht nur als Thema der Sozialpolitik behandelt werden
Von Ansgar Lange +++ Berlin/Sindelfingen, April 2013. “In Deutschland wird das Thema Zuwanderung viel zu oft nur als Wurmfortsatz der Sozial- und Innenpolitik betrachtet. Dabei gibt es bei uns zahlreiche Unternehmer mit ausländischen Wurzeln, die sich nicht vom Staat betreuen lassen, sondern selbst etwas auf die Beine stellen wollen. Wir haben alle die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Migranten nicht nur als Empfänger von staatlichen Transferleistungen dargestellt werden, sondern als tatkräftige Unternehmer, die unseren Wohlstand mehren. Gerade mein Heimatbundesland Baden-Württemberg profitiert sehr stark von den schwäbischen Türken und anderen Zuwanderergruppen”, sagt der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens centomo http://www.centomo.de mit Firmensitzen in Ludwigsburg, Sindelfingen und London.
In Berlin hat sich dieser Tage der VMW als Dachverband der Migrantenwirtschaft gebildet. Er tritt nach eigenen Angaben für soziale Marktwirtschaft, Integration durch Bildung, Ausbildung, Arbeit und Unternehmensgründung ein. Sein Motto lautet “Kulturelle Vielfalt schafft Arbeitsplätze”. “In der öffentlichen Berichterstattung kommen diese Dinge zu kurz. Insgesamt beschäftigen sich manche Medien leider immer noch recht einseitig mit dem Unternehmertum. Selbst in Fernsehkrimis übernehmen Selbständige oft die Rolle des Bösewichts. Und Menschen mit ausländischen Wurzeln werden uns zu oft als religiöse Fanatiker, Kriminelle, sozial Schwache oder bestenfalls Besitzer von Döner-Buden präsentiert. Das reicht nicht”, so Zondler.
Joel Cruz, als Gründungspräsident des Verbands der Migrantenwirtschaft sozusagen das “Gesicht der ausländischen Unternehmer” (FAZ), bestätigt diese Sichtweise: “Deutsche anderer Herkunft und Zuwanderer sorgen durch ihre unternehmerischen Tätigkeiten für zahlreiche Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wirtschaftsbrücken. Das muss in den Vordergrund.” Cruz wurde im philippinischen Manila geboren und kam mit vier Jahren nach Berlin-Zehlendorf. Mit seiner Idee des tätigen Unternehmers fand er sich bei den Grünen, deren Berliner Sprecher für Migrationspolitik er einst war, in der falschen Partei, so die FAZ. Er wechselte zur FDP. Vor zweieinhalb Jahren gründete er das Online-Magazin “Migration Business” http://www.migration-business.de. Magazin und Verband sind parteipolitisch neutral.
Nach Schätzungen dürften die ethnischen Unternehmer jährlich einen dreistelligen Milliardenerlös erzielen. Das Potenzial der Migrantenwirtschaft ist also groß – und bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
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