Der jährliche Zukunftskongress für Bildung und Betreuung “Invest in Future” ist Plattform für den Austausch unter Fachleute aus Personalabteilungen, aus Kommunen, von Bildungsträgern sowie aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis. Eines der Themenfelder 2015: Vereinbarkeit 2.0. Unter anderem referiert Andy Keel, Unternehmer, Teilzeit-Vater und Initiator der Bewegung “Teilzeitkarriere” aus der Schweiz.
Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsste neu gedacht werden, erklären unlängst Fachleute der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants, denn neue gesellschaftliche Trends verlangten nach neuen betrieblichen Antworten. Zwei solcher Trend-Themen greift der Zukunftskongress für Bildung und Betreuung “Invest in Future” auf, der am 19. und 20. Oktober 2015 in Stuttgart stattfindet: den Wandel in den Lebensentwürfen von Vätern sowie die zunehmende Zahl von Beschäftigten, die neben dem Job für die Betreuung hilfe- bzw. pflegebedürftiger Angehöriger zuständig sind.
“In meinem Betrieb arbeiten alle in Teilzeit”
“Invest in Future”-Referent Andy Keel, Unternehmer aus der Schweiz, sagt: “Teilzeitarbeit muss zur Selbstverständlichkeit werden – auch für Männer”. Wie das geht, zeigt er in seinem Produktionsbetrieb für moderne Betonküchen. Dort beschäftigt er 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle arbeiten in Teilzeit – Andy Keel, der zehn Tage im Monat zu Hause für die Kinder zuständig ist, inklusive. “Das funktioniert problemlos”, berichtet er. “Die Vorteile dieses Modells sind größer als seine Nachteile.” Wissenschaftliche Studien geben ihm Recht: Teilzeitkräfte sind sehr viel effektiver tätig und deutlich seltener krank. Die Rendite unterm Strich: acht Prozent. Dafür nehme er organisatorischen Mehraufwand und Herausforderungen bei den Übergaben in Kauf, berichtet Andy Keel.
Väter reduzieren ihre Arbeitszeit – ein Megatrend
Eine Großbank für deren weltweites Cost Controlling Andy Keel früher verantwortlich war, hat das Nachsehen. Dort konnte er zwar eine Reduzierung seiner Arbeitszeit durchdrücken, akzeptiert war diese Arbeitsform jedoch nicht. Nach der Geburt seines Sohnes stieg er daher beruflich aus und war ein Jahr lang Hausmann. Seit 2008 wirbt Andy Keel bei anderen Männern sowie bei Unternehmen für mehr Mut zur Teilzeit – auch in Führungspositionen. “Das ist mein Herzensthema”, sagt der Unternehmer. Er rief die Teilzeitkarriere-Bewegung ins Leben, die eine Werbe-Kampagne startete, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber berät und Teilzeitjob-Portale in der Schweiz, in Deutschland und Österreich betreibt. Die Aktivitäten zeigen bereits Wirkung: Seit 2012 stieg die Zahl der Teilzeitmänner in der Schweiz um gut vier Prozent. “Männer – besonders Väter – in Teilzeit: Das ist ein Megatrend. Unternehmen, die gute Leute gewinnen und halten möchten, sollten ihn berücksichtigen”, rät Andy Keel.
Beruf und Pflege: Ein Thema aus der “Grauzone” holen
Teilzeitangebote kommen nicht nur engagierten Vätern entgegen, sondern auch der steigenden Zahl der Beschäftigten, die Verantwortung für hilfebedürftige Angehörige übernehmen. Über häusliche Pflegeaufgaben werde im beruflichen Umfeld jedoch nicht oder kaum gesprochen. Das sei ein Thema in der “Grauzone”, sagt “Invest in Future”-Referentin Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und empfiehlt Wege für einen offenen Umgang damit. Weitere Vortragende beschäftigen sich mit betrieblichen Konzepten und Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. HR-Verantwortliche aus Unternehmen berichten über ihre Praxiserfahrungen.
Themenforen
Der bekannte Philosoph und Buchautor Prof. Dr. Richard David Precht eröffnet den Kongress mit dem Vortrag “Beteiligung vs. Egoismus – Werte, Moral und bürgerliches Engagement”. Außerdem stehen Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden zu folgenden Themenfeldern auf dem Programm: “Wertevielfalt und Wertekonsens”, “Gründergeist”, “MINT”, “Medienpädagogik” und “Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung”. Auf einer Begleitmesse stellen sich Firmen und Institutionen aus den Bereichen Bildung und Betreuung vor. Die element-i-Bildungsstiftung verleiht während einer festlichen Abendveranstaltung am ersten Kongresstag den Kita-Innovationspreis KitaStar, den sie 2015 zum Thema “Kita forscht!” auslobte.
Neue Tarife für 2015
Veranstalter des Kongresses sind die Konzept-e für Bildung und Betreuung gGmbH, die element-i-Bildungsstiftung, der Kind e.V. Dachverband sowie die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS). Die Ausrichter weisen darauf hin, dass die Preise für die Teilnahme am Kongress 2015 reduziert wurden. Studierende, Personen aus gemeinnützigen Organisationen, aus eingetragenen Vereinen, Stiftungen, Kommunen und Städten erhalten zusätzliche Vergünstigungen.
Weitere Infos und Online-Anmeldung auf www.invest-in-future.de
Das Konzept-e Netzwerk ist seit seiner Gründung 1988 kompetenter Partner für Kommunen und Unternehmen in Bildungs- und Sozialfragen. Der Aufbau und Betrieb öffentlicher und betriebsnaher Kindertagesstätten mit hohem Qualitäts- und Bildungsstandard sowie deren Organisationsentwicklung sind die wichtigsten Geschäftsfelder. Heute gehören zum Netzwerk knapp 40 Kitas, zwei Grundschulen, zwei Freie Duale Fachschulen für Erzieherinnen und Erzieher sowie die Entwicklung von Konzepten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Der Anspruch einer qualitativ hochwertigen Bildung und Betreuung ist in der eigenen element-i-Pädagogik formuliert. Um diese Bildung und Betreuung allen Kindern zu ermöglichen, wurde 2011 die element-i-Bildungsstiftung ins Leben gerufen.
Das Konzept-e Netzwerk beschäftigt bundesweit 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu ihm gehören die Trägervereine Kind e.V. Stuttgart, Kind und Beruf e.V., Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH und die Konzept-e für Schulen gGmbH.
Das Konzept-e Netzwerk veranstaltet jährlich den Kongress Invest in Future, der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die zeitgemäße Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern von 0 bis 10 Jahren in den Fokus nimmt. Er findet das nächste Mal am 19. und 20. Oktober 2015 in Stuttgart statt.
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