Gottes Frieden geht anders…

Gottes Frieden geht anders…

Pressenotiz

Der Philosophische Laienarbeitskreis hat angesichts des Krieges in der Ukraine folgende Stellungnahme verfasst:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns verlassen? – In Anlehnung an Jesu Worte mag es dieser Tage vielen Menschen in aller Welt so ergehen: Sie fragen sich, weshalb es dieser allmächtige Schöpfer erneut zugelassen hat, dass ein sinnloser Krieg unser Miteinander erschüttert. Nicht erst seit dem Holocaust fällt es auch vielen Christen schwer, an diesen theistischen Lenker zu glauben.

Lässt er uns mit dem Wahnsinn einzelner Staatenlenker schon wieder alleine? Wie können wir ihm angesichts der schrecklichen Bilder von Zerstörung und Leid noch vertrauen? Und weshalb vermag er es offenbar wiederkehrend nicht, Riegel vor einen selbstherrlichen Politiker zu schieben? Die Enttäuschung und die Verzweiflung angesichts seiner offenbaren Untätigkeit muss letztendlich zu Zweifeln führen. Wieder kommt die „Theodizée“-Frage auf – und sie lässt uns mit Kopfschütteln zurück.

Doch schon Zofia Jasnota formulierte in seinem Lied „Unfriede herrscht auf der Erde“ (EG 663, Evangelischer Presseverband für Baden, 1. Auflage, 1995) von 1977, dass „Gott selbst es sein wird“, der der Welt Frieden schenkt. Dabei handelt es sich aber eben nicht um diesen menschlichen Pazifismus, den wir uns vorstellen. Bereits im Rahmen der Schöpfungsgeschichte wird klar, wonach Gott die Eigenverantwortung und Freiheit seiner Ebenbilder als das wohl höchste Gut an uns irdische Wesen geschenkt hat.

Er befähigt uns zur Einsicht, was „gut“ und „böse“ ist. Dazu gehört letztlich auch der schwer zu fassende Umstand, dass es Menschen gibt, die ihre eigene Interpretation dazu haben. Auch Putins wirre Vorstellungen müssen wir unter diesem Aspekt als eine völlige Zumutung hinnehmen, wenn wir uns gleichzeitig bewusst werden: Gott ist kein Lückenfüller, der uns in glückseligen Zeiten selbstständig agieren lässt und den wir lediglich in Krisen zu Rate ziehen können. Wenn wir uns vollständig auf ihn einlassen, bedeutet das auch, mit menschgemachten Katastrophen umzugehen.

Gleichsam wäre es falsch, ihm eine vollständige Abwendung von der Welt vorzuwerfen. Denn es ist seine eigene Art und Weise des Beistands, den er uns auch dann zuteilwerden lässt, wenn wir seine Abwesenheit beklagen – weil wir seine Form des Friedens nicht verstehen und erkennen können. Solidarität und Humanität sind seine Möglichkeiten des Ausdrucks von Versöhnung. Und sie merken wir auch im Ukraine-Krieg 2022 erneut:

Es sind diese unfassbaren Gesten der Mitmenschlichkeit, von Trost und der ausgestreckten Hand, die weite Teile der in- und ausländischen Zivilbevölkerung den Opfern dieses unerträglichen Konfliktes zukommen lassen. Die Suppe, die sie für die Flüchtenden kochen. Matratzen und Tücher zum Schlafen in den eigenen vier Wänden für die Schutzsuchenden von nebenan. Transparente und Banner bei den unzähligen Demonstrationen und Protesten. All das ist Gottes Friede.

Dennis Riehle (Sprecher), Kontakt: info@philosophischer-laienarbeitskreis.de

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