Dokumentarfilm über unglaubliche Todesrate von Straßenkindern in Fortaleza

Dokumentarfilm über unglaubliche Todesrate von Straßenkindern in Fortaleza Stellungnahme zum “Dokumentarfilm des dänischen Journalisten Mikkel Keldorf “The Price of the World Cup”

Um es gleich vorweg zu sagen: Nein! Es wurden im letzten Jahr keine 121 Straßenkinder in Fortaleza umgebracht. Es wird auch von fast niemandem behauptet. Weder von den Nichtregierungsorganisationen vor Ort in Fortaleza, noch von Manuel Torquato, Mitarbeiter des brasilianischen Vereins “O Pequeno Nazareno” (Der Kleine Nazareno) und derzeit Leiter der Nationalen Campagne “Criança não é de rua” Es gibt keine Straßenkinder. Nur Kinder, die auf der Straße leben).

Der einzige, der diese Behaubtung aufstellt ist der dänische Journalist Mikkel Keldorf, der damit tausende von Menschen in seinen Bann zieht und uns zu dieser Stellungnahme förmlich zwingt. Woher kommt diese Zahl? Herr Keldorf beruft sich fälschlicherweise auf eine gefilmte Aussage unseres Mitarbeiters Manuel Torquato, der in dem Dokumentarfilm “The Price of the World Cup” folgenden Satz gesagt hat: “Wir haben uns entschlossen eine Aufstellung von den Kindern zu machen, die umgebracht worden sind. 121 Kinder!” Fälschlicherweise, da sich Manuel nicht spezifisch auf die sogenannten Straßenkinder bezogen hat, sondern auf Kindern und Jugendliche im Allgemeinen, die in Fortaleza umgebracht wurden.

Und dabei hat Herr Torquato noch untertrieben. Gemäß der offiziellen Veröffentlichungen wurden 320 Kinder und Jugendliche im Jahre 2010 umgebracht. Die Zahl dürfte heute noch sehr viel höher sein, da zwischen 2011 und 2012 die Anzahl der Todesopfer in dem Bundesland Ceará (mit der Hauptstadt Fortaleza) um 36,5% zugenommen hat. Aus noch einem anderen Grund ist die Behauptung des Herrn Keldorf völlig aus der Luft gegriffen, da die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in Fortaleza auf der Straße wohnen, schlafen und leben stark zurück gegangen ist.

Als wir vor 25 Jahren angefangen haben Straßenkindern in Fortaleza zu helfen, gab es noch eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die auf der Straße lebten. Es waren nie tausende, wie selbst von lokalen Zeitungen behauptet, aber es waren nach den Zählungen, die wir zusammen mit anderen Organisationen durchgeführt haben, in jenen Jahren 650 Kinder und Jugendliche. Diese quantitative Erhebungen haben wir auch in den folgenden Jahren weiter veröffentlicht (2005 waren es 510 “Straßenkinder”) und wir können heute feststellen: Die Zahlen der Kinder und Jugendliche, die auf der Straße in Fortaleza leben, sind rückläufig! Obwohl in den letzten Jahren keine Zählungen mehr stattgefunden haben, wird davon ausgegangen, dass es heute deutlich weniger Kinder und Jugendliche gibt, die ohne ihre Eltern auf der Straße leben.

Indes hat die Zahl der Familien, die mit ihren Kindern gemeinsam zusammen auf der Straße leben deutlich zugenommen. Am schlimmsten ist die Entwicklung in den Elendsvierteln von Fortaleza, wo die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die im Drogenhandel tätig sind, oder die einfach nicht aus der menschenverachtenden Mischung aus Gewalt, Elend und Perspektivlosigkeit herauskommen. Das sind die neuen Straßenkinder von heute!

Thema: Todesschwadronen! Dazu hat jeder das Recht auf eine eigene Meinung. Für uns werden die Spekulationen erst zu Tatsachen nach einer genauen polizeilichen Untersuchung. Und hier liegt das eigentliche Problem! Im letzten Monat sind die offiziellen Zahlen der Mordopfer von 2012 veröffentlicht worden. Demnach wurden in Brasilien 56.337 Menschen im Jahre 2012 umgebracht. Eine Steigerung von etwa 4.000 im Vergleich mit dem Jahr zuvor und eine Zahl, die mir das pure Grauen verursacht. Das sind 29 Mordopfer auf je 100.000 Einwohner. Es gibt heute nur ein Land auf der Welt in dem zurzeit soviel wie in Brasilien gemordet wird: Syrien! Im selben Jahr, nach dem Statistik-Portal, gab es in Deutschland 281 Mordopfer, davon 40 Kinder und Jugendliche. Die Gewalt in Brasilien ist völlig aus dem Ruder geraten. Unserer Meinung nach ist die Ursache vor allen Dingen bei der geringen Aufklärungsrate zu suchen, damit die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können. Es gibt keine eindeutige Zahlen, aber Anteil der Verbrechen, die nicht aufgeklärt werden, ist heute irgendwo zwischen 5 und 8%. Eine völlig unakzeptable Situation, da die Chancen der Mörder nicht für ihr Verbrechen bestraft zu werden bei über 90% liegt.

Aber zurück zu den Todesschwadronen: Bei dem von unserem Mitarbeiter erzählten Fall handelt es sich um zwei junge Männer, beide über 18 Jahre alt, die am 11. Januar diesen Jahres auf der Straße umgebracht wurden. Da gibt es überhaupt keine Unstimmigkeit, da der Präsident des Pequeno Nazarenos, Bernardo Rosemeyer, selber an der Beerdigung von einem der Opfer teilgenommen hat. Es handelt sich dabei um Isaquiel Lima da Silva, der vor 6 Jahren zusammen mit seinem Zwillingsbruder Isaque für ein paar Monate bei uns im Nazareno-Dorf gewesen ist. Obwohl die beiden immer alles gemeinsam gemacht haben, war Isaque an dem Abend des 11. Januars bei seiner Mutter. Insgesamt waren es vier junge Leute, Isaquiel, Alisson, Wertânio und Nágila die auf der Straße schliefen, als plötzlich ein schwarzes Auto vor ihnen hielt und die Insassen willkürlich das Feuer eröffneten. Nach unseren Informationen sind Wertânio und Nágila schwer verletzt worden, Alisson ist auf der Stelle gestorben und Isaquiel ist schwer verwundet ins Krankenhaus gekommen. Nach Erzählungen seiner Mutter, die Bernardo Rosemeyer nach der Beerdigung nach Hause gebracht hat, hat der behandelnde Arzt nur die Wunde am Kopf behandelt und eine Kugel im Rücken übersehen. Isaquiel ist dann in derselben Nacht noch nach Hause gekommen und nach wenigen Stunden an den Folgen der schweren Verletzungen gestorben.

Das Wort Todesschwadronen wird im Allgemeinen verwandt, falls es keine unmittelbare Verbindung zwischen dem Opfer und dem Täter gibt. Wir würden uns wünschen, dass der Mord an Isaquiel und Alisson vollständig aufgeklärt wird. Bei der hohen Anzahl der nicht aufgeklärten Fälle und der sozialen Herkunft von Isaquiel, Alisson sind wir da aber eher skeptisch!

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