Die Zukunft gehört der Stammzelltherapie

Die Zukunft gehört der Stammzelltherapie

Die Zukunft gehört der Stammzelltherapie Der Nobelpreis für Medizin ist dieses Jahr an die Stammzellforscher John Gurdon aus England und Shinya Yamanaka aus Japan vergeben worden. Das Thema Stammzellen wird von vielen Menschen mit Hoffnung verfolgt, ist aber auch Gegenstand kontroverser Debatten.
Prof. Dr. med. Mathias Freund, ehemals Direktor der Medizinischen Klinik III der Universitätsmedizin Rostock und Gründer der Seracell, hat hierzu ein Interview gegeben.

Prof. Freund, wofür haben die Forscher den Nobelpreis bekommen?
John Gurdon hatte bereits in den 60er Jahren an Frosch-Zellen zeigen können, dass sich durch Rückprogrammierung aus Körperzellen Stammzellen mit universellen Fähigkeiten (pluripotente Stammzellen) herstellen lassen. Problem war aber dabei, dass dies einzig durch Verwendung von befruchteten Eizellen gelang. Shinya Yamanaka ist es gelungen, diese Rückprogrammierung durch die Aktivierung von nur vier Genen durchzuführen. Er hat Zellen aus der Haut benutzt. Die Methode funktioniert aber auch bei Stammzellen aus Knochenmark.

Nach der Vergabe des Medizin-Nobelpreises ist überall die Rede von iPS-Zellen. Was ist das besondere an diesen Zellen?
iPS-Zellen – das sind die nach der Methode von Yamanaka zurückprogrammierten Zellen: induzierte Pluripotente Stammzellen. Sie haben dieselben Fähigkeiten wie die ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen. Aus diesen “Multitalenten” lässt sich jedes Körpergewebe züchten. Gleichzeitig sind sie ein ausgezeichnetes Forschungsinstrument. So können zum Beispiel in solchen Zellen die Stoffwechselstörungen bei seltenen angeborenen Erkrankungen erforscht werden.

Kann man iPS-Zellen auch aus Nabelschnurblut gewinnen?
Dies wurde durch Wissenschaftler aus der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Barcelona bereits im Jahre 2009 gezeigt. Besonders die Ergebnisse der Wissenschaftler aus Spanien sind interessant. Sie konnten zeigen, dass statt der Aktivierung von vier Genen nur zwei Gene in den Zellen notwendig sind, um iPS-Zellen zu schaffen. Kürzlich ist es den gleichen Forschern gelungen, ebenfalls mit nur zwei Genen die Nabelschnurblutzellen so umzuprogrammieren, dass sie Nervenzellen bilden. Die rasche wissenschaftliche Entwicklung in den letzten drei Jahren ist sehr ermutigend.

Wenn man iPS-Zellen bei Erwachsenen aus Haut und Knochenmark gewinnen kann – warum macht dann die Einlagerung von Nabelschnurblut einen Sinn?
Bei der Stammzelltherapie wird es entscheidend darauf ankommen, sehr viele Zellen zur Verfügung zu haben, bspw., um zerstörte Blutgefäße oder Nervenzellen durch patienteneigenes Material zu ersetzen. Nabelschnurblutstammzellen sind unvorbelastet. Die Zellen des Körpers altern jedoch im Laufe des Lebens. Sie verlieren an Teilungsfähigkeit und – wichtiger noch – sie bilden Veränderungen des Erbguts aus: Mutationen. Solche gealterten Zellen tragen das Risiko der Entartung, also der Bildung von Tumoren.
Nabelschnurblutstammzellen haben keine vorbestehenden Defekte, sie sind daher besser für Anwendungen der Regenerativen Medizin zu verwenden. Zudem kann Nabelschnurblut bei der Geburt völlig risiko- und schmerzfrei gewonnen werden. Knochenmarkstammzellen hingegen lassen sich nur durch einen operativen Eingriff gewinnen.

Warum wird die private Nabelschnurbluteinlagerung von