Michael Turgut, Vertriebsprofi mit 25 Jahren Erfahrung auf dem Markt, liefert eine differenzierte Analyse der EU-Reformbemühungen in Sachen Finanzberatung. „Die Vermittlerrichtlinie hat sicherlich dafür gesorgt, dass die Rechtssituation des Kunden beim Verkaufsgespräch deutlich besser ist und er nicht mehr so leicht wie früher über den Tisch gezogen werden kann“, so das Fazit von Michael Turgut zu der 2007 in Deutschland umgesetzten EU-Richtlinie.
Neben den Vertrieben müssen sich auch die Banken seit vier Jahren an die Beratungs- und Protokollpflichten gewöhnen, erinnert Michael Turgut. Wie aber zahlreiche Berichte in Zeitungen und im Fernsehen aufgezeigt haben, ist die Qualität der Finanzberatung seit Umsetzung der EU-Vermittlerrichtline keineswegs überall gestiegen. Vielmehr bleiben die meisten Vertreter weiterhin dem Institut verpflichtet, dem sie angehören – und damit dessen spezifischem Produktportfolio. Von unabhängiger Beratung kann nach Meinung von Michael Turgut vielerorts keine Rede sein. In der Praxis hat sich seit 2007 Michael Turgut zufolge also nichts Wesentliches geändert: Erreichen die Berater nicht die Vorgaben ihres Arbeitgebers, drohen empfindliche Gehaltseinbußen. Im äußersten Fall wird den Beratern gekündigt, selbst wenn Sie ihre Klienten eigentlich kompetent beraten haben, so die Erfahrung von Michael Turgut.
Die Konsequenz: Viele Vertreter verkaufen unter Druck teils fragwürdige und ungeeignete Finanzprodukte, anstatt für ihre Kunden eine wirklich ganzheitliche, auf den individuellen Bedarf zugeschnittene Beratung zu leisten. Doch wie können Berater sich aus dieser für sie und ihre Kunden unbefriedigenden Situation befreien? Michael Turgut rät, sich zunächst Klarheit über die Lebensziele des Kunden zu verschaffen – und die Produktauswahl exakt daran auszurichten. „Die Produkte“, resümiert Michael Turgut, „müssen sich dem Kunden anpassen und nicht umgekehrt. Bei einer nicht unabhängigen Beratung müssen sich leider die Kunden dem Produkt anpassen. Das funktioniert sehr häufig nicht.“
Michael Turgut rät den Bürgern: „Stellen Sie alle Produkte in Frage, die Ihren Lebenszielen im Wege stehen. Verträge, die auf Arbeitslosigkeit, Berufswechsel oder auf Krankheit unflexibel reagieren, sind in der heutigen Zeit bei sich wandelnden Anforderungen und wandelnden Arbeitsplatzsituationen nicht geeignet, das Interesse des Kunden zu befriedigen.“