Private Anleger sind am Thema Kryptowährungen, besonders nach einem Bullenmarkt in dem alle Kurse nach oben zeigen, mehr und mehr interessiert. Hohe Renditevorstellungen sind dafür ein Grund – auch die Möglichkeit, dass Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie der nächste große Wachstumsmarkt sein könnten, lockt Anleger.
Verschiedene Tradingsoftwares werben mit hohen Gewinnen in kurzer Zeit – so könne man vom Kryptomarkt ganz einfach profitieren. Doch: Sind diese Werbeversprechen berechtigt? Oder zu schön, um wahr zu sein?
Was sind Kryptowährungen und gibt es Renditechancen?
Grundsätzlich handelt es sich bei den meisten Kryptowährungen um digitale “Coins”, also Münzen. Diese können oder sollen, je nach Coin, im normalen Zahlungsverkehr verwendet werden oder sind die Währung innerhalb eines bestimmten Systems (z. B. innerhalb von Kryptowährungsbörsen).
Kryptowährungen werden grundsätzlich in Bitcoin, Ethereum und “Altcoins” aufgeteilt. Altcoins sind die alternativen Coins, wozu auch Ethereum gerechnet werden kann. Diese zeichnen sich durch eine niedrige Marktkapitalisierung im Vergleich zu Bitcoin aus und haben keine große Präsenz in den Medien. Der Handel mit Altcoins gilt daher weitläufig als riskanter, während mittlerweile sogar Rentenfonds oder Firmen in Bitcoin investieren.
Kryptowährungen funktionieren mit bzw. “auf” der Blockchain-Technologie. Die Blockchain ist ein digitales Protokoll, welches dezentralen aber sicheren Datentransfer ermöglichen will. Das heißt, dass kein zentraler Knotenpunkt, der alle Details eines Datenaustauschs kennt, benötigt wird. Das kann für Überweisungen, Kontenführung, Nachverfolgung von Lieferketten und potenziell vieles mehr von Vorteil sein. Wo die Technologie jedoch in Zukunft angewendet wird, ist nicht ganz klar. Im Finanzsektor kommt sie zwar teilweise zum Einsatz – andere Felder werden allerdings erst noch erschlossen.
Daher sind Renditechancen in diesem relativ neuen Markt schwer abzuschätzen, da nicht bekannt ist, welche Kryptowährungen sich durchsetzen könnten. Jedoch sind die Renditen mittel- und langfristig deutlich überdurchschnittlich. Von 2015 bis 2021 hat sich der Kurs von Bitcoin mehr als verhundertfacht. Kurse brechen jedoch oft wieder ein, was zu unsicheren Renditen führt. Viele “Investments” sind auf kurzfristiges Trading ausgerichtet, welches innerhalb kurzer Zeit zu hohen Gewinnen führen soll.
Kurzfristiges Spekulieren mit Gewinnaussicht?
Im Internet gibt es mittlerweile eine ganze Riege an “Coaches”, welche das kurzfristige Handeln mit Kryptos gewinn versprechend erklären wollen – natürlich nur gegen Bezahlung. Auch Social Media Persönlichkeiten werben für das Einsteigen in Kryptos, profitieren jedoch selbst vom Hype. Faktisch verlieren viele Privatanleger mit kurzfristigem Handeln mit Kryptos eine Menge Geld. Ca. 70,00 % der CFD-Händler verlieren Kapital (bei CFDs handelt es sich nicht um direkten Kryptohandel, sondern indirektes “Wetten” auf den Kursverlauf). Dem entsprechend ist bei kurzfristigem Spekulieren zwar sehr hoher Gewinn möglich (dies wird auch “Risikoprämie” genannt), aber auch der Totalverlust des eingesetzten Kapitals steht mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit im Raum.
Als Beispiel konnte man im Bullenmarkt 2020/2021 sein Kapital bei richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkten mehr als verhundertfachen (Dogecoin ist ein solcher Fall). Diese jedoch vorherzusagen, ist eigentlich unmöglich. Softwares versprechen, dabei zu helfen – zu Recht?
Bitcoin Evolution und BitQT App: Hohe Gewinnversprechen, geringe Seriosität?
Die Handelssoftware “Die offizielle Immediate Edge Website” lockt mit einer vollautomatischen Tradingsoftware: Es soll sogar so weit gehen, dass kein menschliches Eingreifen mehr nötig ist. Auf der Webseite wird mit CFDs und Optionen gehandelt, nicht direkt mit Kryptowährungen. Diese Finanzprodukte sind sehr kurzfristig (teilweise im Stundenbereich) und hochriskant – die Webseite wirbt nichtsdestotrotz mit tausenden von Dollar an Gewinn. Auch die BitQT App, welche laut Eigenangaben für alle Geräte verfügbar ist, lockt mit durchschnittlichen 1.100,00 € am Tag Verdienst.
Bei beiden Angeboten ist eine Mindesteinzahlung von 250,00 US-Dollar bzw. Euro notwendig, was als “wenig” beworben wird. Die Seriosität scheint nicht sehr hoch: Denn beide Webseiten warnen im “Kleingedruckten”, ganz unten auf der Seite, vor dem Totalverlust des Kapitals und dem hohen Risiko – ganz im Gegensatz zu den gemachten Werbeversprechen. BitQT App bezeichnet die beworbene Software sogar als “fiktiv” und exemplarisch, distanziert sich also vom dargestellten Angebot.
Daher ist erhöhte Skepsis geboten – wenn sogar die Anbieter oder Bewerber nicht hinter den angebotenen Softwares mit “hohen Renditemöglichkeiten” stehen, sollte man dies auch nicht als Endkunde. Das Geschäftsmodell “Wenig Arbeit – wenig Zeit – riesiger Gewinn” scheint, wie so oft, nur dem Anbieter selbst die Taschen zu füllen.