Äthiopien: Noch immer fehlt sauberes Wasser

Eine Information der Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe

Äthiopien: Noch immer fehlt sauberes Wasser

Nur 60 Prozent der Äthiopier haben Zugang zu sauberem Wasser. Foto: Rainer Kwiotek

München, 1. September 2014 – Zugang zu sauberem Wasser ist gemäß einer Erklärung der Vereinten Nationen ein Menschenrecht. Der globale Wassermangel wächst jedoch weiter, dies zeigen aktuelle Studien. Auch das rasante Bevölkerungswachstum sorgt dafür, dass die wichtige Ressource Wasser in Entwicklungsländern knapp bleibt. Die Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe setzt sich bereits seit mehr als 30 Jahren erfolgreich und nachhaltig für eine bessere Wasserversorgung in Äthiopien ein.

Für jeden Menschen sollte sauberes Trinkwasser verfügbar sein. Leider sieht die Realität in vielen Ländern oft anders aus. In Äthiopien, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, haben etwa 60 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser. In den ländlichen Gebieten haben sogar acht von zehn Menschen nicht genug zu trinken. Brunnen und Quellen sind rar und zudem sind sie häufig mit Krankheitserregern verschmutzt. Jedes Jahr sterben in Äthiopien über 15.000 Jungen und Mädchen an Krankheiten, die durch dreckiges Wasser ausgelöst wurden.

Peter Renner, Vorstand von Menschen für Menschen und zuständig für die Projektarbeit der Stiftung in Äthiopien, betont: “Für uns ist die Bereitstellung von sauberem Wasser eine Kernaufgabe. Wasser stillt nicht nur Durst, sondern erhöht die persönliche Hygiene und verhindert dadurch gefährliche Krankheiten. Ohne sauberes Wasser ist kein menschenwürdiges Leben möglich.” Bis heute gelang es der Stiftung Menschen für Menschen unter anderem mit dem Bau von 1.862 Brunnen und Quellfassungen, 70 Wasseranlagen und 77 Sammelbecken, die Lebensbedingungen von über fünf Millionen Menschen in den Projektgebieten der Stiftung nachhaltig zu verbessern.

“Sauberes Wasser eröffnet Wege aus der Armut und ist eine der wichtigsten Grundlagen für die gesellschaftliche, wie wirtschaftliche Entwicklung von Äthiopien”, betont Peter Renner, der seit Ende 2013 bei der Stiftung tätig ist. Während seiner zahlreichen Äthiopienaufenthalte konnte er sich ein eigenes Bild von der Arbeit in den Projektgebieten zu machen. “Wer einmal gesehen hat, welche elementare Bedeutung Wasser für Äthiopien darstellt, sieht unseren Konsum in Europa mit ganz anderen Augen.”

Beispielsweise im Projektgebiet Borena wird deutlich, was sauberes Wasser bewirken kann: Viele Jahre war hier die Ernährung von 180.000 Menschen nicht gesichert. Oftmals wurde das Wasser aus unsauberen Quellen geholt, was vor allem bei Kindern zu Magen- und Darmerkrankungen geführt hat. Seit 2011 läuft in Borena die Projektarbeit der Stiftung. Schon heute profitiert der Distrikt von einer intakten Wasserversorgung. Da der Wassertransport traditionell eine Aufgabe der Frauen ist, mussten viele Mädchen stundenlange Wege zur nächsten Wasserstelle gehen und die schweren 20 Liter Kanister zurück tragen. Oft fehlte es an Zeit, um neben der schweren Arbeit, eine Schule zu besuchen. Dank der neuen Brunnen haben nun auch Mädchen und Frauen in Borena eine Chance auf Bildung und können regelmäßig in eine Schule gehen. Des Weiteren erhielten 2.000 Gemeindemitglieder eine Ausbildung in den Bereichen Wasserschutz, Umwelthygiene, Bewässerung, Management von Wasserstellen, Trinkwasserhygiene und persönliche Hygiene. Zu guter Letzt ermöglichen neue Bewässerungssysteme Gemüseanbau mit mehrfacher jährlicher Ernte und vervielfachtem Ertrag.

Aktuell arbeitet Menschen für Menschen in neun Regionen sowie in zahlreichen Infrastruktur- und Einzelprojekten. In sechs Projektgebieten wurde die Arbeit der Stiftung bereits erfolgreich abgeschlossen. Dort haben die Menschen ihre Lebensbedingungen in den vergangenen Jahren mit Hilfe von Menschen für Menschen soweit verbessern können, dass heute ein solides Fundament für die weitere eigene Entwicklung vorhanden ist. Die Projekte wurden in die Hände der Bevölkerung und der verantwortlichen Behörden übergeben. Ein kleines Team der Hilfsorganisation wird in den nächsten Jahren einen Überblick über die Projekte in den Regionen bewahren und die Menschen in den ehemaligen Hilfsgebieten bei Bedarf mit Rat und Tat unterstützen.

Für die meisten Europäer ist Trinkwasser jederzeit und in großen Mengen verfügbar. Oft wird dabei vergessen, dass dieser Luxus für rund 11 Prozent der Weltbevölkerung unvorstellbar ist. Während jeder Europäer täglich durchschnittlich bis zu 170 Liter Wasser verbraucht, müssen viele Äthiopier mit weniger als 30 Liter auskommen.

Die globale Wasserknappheit ist längst eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Laut aktueller WWF-Studie stieg der Bedarf in den letzten hundert Jahren doppelt so stark wie das Bevölkerungswachstum. Die Folge: Trotz vieler Bemühungen bleibt das Wasser vor allem in Entwicklungsländern knapp.

Weltweit sterben immer noch Millionen Menschen im Jahr an den Folgen von verschmutztem Trinkwasser – darunter sind auch viele Kinder. Zwar ist das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser seit vier Jahren international anerkannt, verbindlich ist die Resolution allerdings nicht. Der Beschluss gilt als symbolischer Akt und ist in keinem Land einklagbar.

Quellen: WWF Studie 2014, Angaben von WHO & UNICEF, FAO-Aquastat Database 2007, Eigene Recherchen Stiftung Menschen für Menschen

Über Menschen für Menschen:
Am 16. Mai 1981 legte der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm mit seiner legendären Wette in der Sendung “Wetten, dass..?” den Grundstein für seine Äthiopienhilfe. Am 13. November 1981 gründete er die Stiftung Menschen für Menschen. Seitdem leistet die Organisation Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Bildung, Landwirtschaft, Wasser, Gesundheit, Infrastruktur und setzt sich für die soziale und wirtschaftliche Besserstellung von Frauen ein. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

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