Der Vogel des Jahres 2013, der andernorts vom Aussterben bedroht ist, fühlt sich am
Rande des Staffelseestädtchens noch richtig wohl. Und balzt im Frühjahr lautstark
Es wummert. Erst leise, dann immer lauter. Im Steilflug stürzt sich die Himmelsziege Richtung Boden – und dann sofort wieder hinauf. Die Bekassine, das handtellergroße Vögelchen mit dem lautmalerischen Spitznamen, zeigt, was es kann und “meckert” kräftig, während Augenpaare das seltene Schauspiel am Himmel verfolgen. Denn im Murnauer Moos, dem ursprünglichsten Moorgebiet des nördlichen Alpenvorlandes, ist der Balzgesang der Bekassine noch zu hören, während sie im Rest von Deutschland vom Aussterben bedroht ist. Wer den Vogel des Jahres 2013 mit seinem braun-gescheckten Gefieder bei seiner geräuschvollen Partnersuche begleiten möchte, hat im Blauen Land Gelegenheit dazu. Am 24. April um 19.30 Uhr, am 1. Mai um 20 Uhr sowie am 22. Mai um 20.30 Uhr können Vogelfreunde mit Diplom-Biologin Ingrid Geiersberger auf den Spuren des meckernden Luftikus wandeln. Die Teilnahmegebühr beträgt 8 Euro, Kinder bis 16 Jahren sind gratis mit dabei und Treffpunkt ist am Wanderparkplatz in der Ramsachstraße am Murnauer Moos.
In der Dämmerung wird das Männchen aktiv. Dann hebt es ab, um sich gleich drauf wieder aus 50 Metern Höhe hinunterfallen zu lassen. Die abgespreizten Steuerfedern erzeugen dabei das charakteristische “Meckern” oder “Wummern”, das seine potentielle Partnerin unwiderstehlich findet. Die Bekassine, die vom Naturschutzbund Deutschland und dem Landesbund für Vogelschutz zum Vogel des Jahres 2013 ausgerufen wurde, weiß eben, was gefällt. Doch das geräuschvolle Werben ist in großen Teilen Deutschlands selten geworden. “Die Lebensräume der Bekassine wurden zunehmend zerstört”, erklärt Ingrid Geiersberger. Die Diplom-Biologin sieht die Gefahr der schwindenden Moorgebiete und der zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung ehemaliger Feuchtwiesen. “Die Bekassine bevorzugt nasses Grünland und offene Wasserstellen, das gibt es immer weniger”, führt die 55-Jährige aus.
Das Murnauer Moos, das sich am Rande des Künstlerstädtchens Murnau erstreckt, ist eine Ausnahme. Rund 23 Quadratkilometer Naturschutzgebiet stehen vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten als gesicherter Lebensraum zur Verfügung. Diese beeindruckende Umgebung ist einer der Lieblingsplätze von Ingrid Geiersberger. Seit 25 Jahren beschäftigt sich die gebürtige Münchnerin mit dem Murnauer Moos und gibt ihr Wissen gern auch Hobby-Ornithologen weiter. Bei den zweistündigen Führungen durch die ursprüngliche Moorlandschaft lauschen die Teilnehmer den Balzgeräuschen der Bekassine, gehen auf die Suche nach Braunkelchen und durchstreifen den Lebensraum Murnauer Moos mit all seiner Artenvielfalt und seinen verschiedenen Facetten. “Wenn theoretisches Wissen und Erleben zusammentreffen, dann erhalten die Teilnehmer oft einen neuen und differenzierten Blick auf die Kostbarkeiten der Natur.” Auch auf ein “Meckern”.
Weitere Informationen:
Tourist-Information Murnau, Kohlgruber Straße 1, 82418 Murnau a. Staffelsee,
Bildrechte: Tourist-Info Murnau
Murnau am Staffelsee gilt als Wiege des Expressionismus, denn hier fanden Wassily Kandinsky und Gabriele Münter einst ihre Wahlheimat und hoben mit Gleichgesinnten die Künstlervereinigung “Der blaue Reiter” aus der Taufe. Das Münter-Haus und das Schloßmuseum bilden reizvolle Ziele für Kunst-Interessierte, während man beim Bummel durchs Städtchen so manches Motiv erkennt, das die Maler einst auf Leinwand bannten.
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