Früher hatten es Fußball-Muffel deutlich einfacher: Während der WM ein ruhiges Plätzchen zu ergattern, an dem sich einmal nicht alles um 11 Freunde dreht. Inzwischen jedoch sind sogar die verlassensten Almen bestens ausgerüstet – und man findet nur noch wenige Rückzugsorte für die heiße Phase, in der sich brave Nachbarn in grölende Fans verwandeln und die Lieblings-Kneipe zum Public Viewing Hotspot wird. Wir verraten, wo es noch echte WM-freie Zonen gibt, garantiert ohne Fernseher und mit etwas Glück sogar ohne Handy-Empfang.
Rheinland-Pfalz-Biwak – ganz oben in den Pitztaler Alpen
(Tirol/Pitztal) Wer es absolut Ernst meint mit der Fußball-Flucht, der ist im Rheinland-Pfalz-Biwak bestens aufgehoben. Die Biwakschachtel des Deutschen Alpenvereins steht einsam auf dem Wassertalkogel in luftigen 3247 Metern Höhe und dient seit 1973 als Notunterkunft auf dem Mainzer Höhenweg. Hier finden neun Gleichgesinnte Platz. Es gibt weder Wasser noch Empfang auf dem Geigenkamm zwischen dem Tiroler Pitztal und dem Ötztal, aber Decken und einen Gaskocher. Und einen unbezahlbaren Blick auf die Wildspitze und die Stubaier Alpen. Der mehrstündige Zustieg mit Start in St. Leonhard im Pitztal erfolgt von der Rüsselsheimer Hütte oder von der Braunschweiger Hütte, ist aber nur etwas für erfahrene, gut ausgerüstete Bergsteiger. www.dav-mainz.de/huette-wege-einrichtungen/mainzer-hoehenweg (9 Plätze + 2 im Notlager)
Latemarhütte – einsam im Fels der Dolomiten
(Südtirol/Eggental) Ganz weit weg ist man auf der Latemarhütte, 20 Kilometer nördlich von Bozen. In 2671 Meter Höhe steht das massive Steinhäuschen auf der Cavignon-Spitze mit atemberaubenden Aussichten auf die Welt der Dolomiten. Sie ist die einzige Hütte, die in dieser zerklüfteten Bergwelt je einen Platz gefunden hat. Von der Terrasse reicht der Blick bis zur majestätischen Marmolada. Zur Hütte kommt man über den neuen Themenweg “latemar.2671m” auf einer mittelschweren Bergwanderung vorbei an spektakulären Kaminen und Türmen aus Fels. www.rifugiotorredipisa.it (2 große Schlafzimmer mit 20 Etagenbetten)
Stüdlhütte – am Fuß des Großglockners
(Osttirol/Kals) Die Stüdlhütte in Osttirol lockt mit alpinen und kulinarischen Hochgenüssen. Direkt am Fuß des Großglockners steht sie auf 2802 Metern in der grandiosen Bergwelt des Nationalparks Hohe Tauern. Traditionell mit Holzschindeln gedeckt und gleichzeitig futuristisch in ihrer Form – vorne eckig, hinten rund. Sie wartet mit selbst produzierten Schmankerln aus der Tiroler Küche auf und am Abend sogar mit Buffet. Der ideale Ausgangspunkt für die Besteigung von Tirols höchstem Berg oder anderer Eisriesen, aber auch lohnendes Tagesziel, da man sie in nur zweieinhalb Stunden vom Parkplatz an der Kalser Glocknerstraße erreicht. www.stuedlhuette.at (106 Plätze im Matratzenlager)
Knorrhütte – Stützpunkt auf dem Weg zur Zugspitze
(Zugspitz-Region/Zugspitzland) Die Knorrhütte dient schon seit über 150 Jahren als Stützpunkt auf dem Weg zur Zugspitze. Sie steht einsam in 2052 Meter Höhe an der Schwelle des Zugspitzplatts im Wettersteingebirge, südwestlich unterhalb des Brunntalkopfes. Das Schutzhaus in spektakulärer, felsiger Umgebung ist sowohl über das bayerische Reintal als auch von der Ehrwalder Seite über das “Gatterl” durch eine mehrstündige Wanderung zu erreichen. Aber auch andere stolze Berge, wie der Hochwanner, der höchste Gipfel des Wettersteinkamms und zweithöchster Berg Deutschlands, werden von der Knorrhütte aus erstiegen. (28 Plätze im Zimmer, 80 Plätze im Matratzenlager)
Wolfratshauser Hütte – im Herzen der Tiroler Alpen
(Zugspitz Arena Bayern-Tirol/Lermoos) Die Wolfratshauser Hütte schmiegt sich an den Nordhang des Grubigsteins, 1763 Meter hoch über Lermoos. Die moderne Alpenvereinshütte, die sich ihren urigen Charme bewahrt hat, ist leicht zu erreichen: Zum Beispiel von Lermoos aus durch eine knapp zweistündige Wanderung oder mit Aufstiegshilfe von der Mittelstation der Seilbahn aus in circa einer Stunde und 20 Minuten. Man kann hier ungestört bei Apfel-Himbeer-Strudel und Tiroler Jausenbrettl auf der großen Sonnenterrasse sitzen und das Auge schweifen lassen: Hinunter in den Talkessel zu den Bilderbuchlandschaften, gegenüber zum majestätischen Wettersteinmassiv mit der Zugspitze und hinüber zur Mieminger Kette. (16 Betten, 20 Plätze im Matratzenlager)
Brunnenkopfhütte – die ehemalige königliche Jagdhütte
(Ammergauer Alpen/Linderhof) Die Brunnenkopfhütte liegt auf 1602 Meter am Anstieg zur Klammspitze, eineinhalb Stunden von Schloss Linderhof entfernt. Sie ist idealer Zwischenstopp auf dem Maximiliansweg und dem Fernwanderweg E4 genauso wie ein guter Ausgangspunkt für schöne Gipfeltagestouren in den Ammergauer Alpen. Der Kaiserschmarrn und der Heulikör schmecken am besten auf der Sonnenterrasse mit traumhaftem Blick aufs Schloss und ins Graswangtal. Kinder freuen sich über die große Schaukel, Musikanten über Gitarre und Akkordeon, die in der ehemaligen Jagdhütte des Märchenkönigs Ludwig II. für sie bereit stehen. (36 Plätze im Matratzenlager)
Lenggrieser Hütte – urgemütlich in den bayerischen Voralpen
(Lenggries) Die Lenggrieser Hütte liegt auf 1338 Meter Höhe am Südrand eines wunderschönen Kessels direkt westlich des Seekarkreuzes. Innen ist sie rustikal-gemütlich, außerhalb öffnet sich eine beeindruckende Aussicht auf das Karwendel- und das Wettersteingebirge. Der Hüttenwirt ist gelernter Metzgermeister und Koch, allein für seinen ofenfrischen Schweinekrustenbraten oder die berühmte Speckknödelsuppe lohnt sich der Aufstieg – von Lenggries aus entweder über den Sulzersteig oder den Grasleitensteig, in circa eineinhalb bis zweieinhalb Stunden. Die Hüttenruhe ist garantiert: Es gibt ein extra “Schnarcherlager”. (50 Plätze im Matratzenlager)
Hochlandhütte – idyllisch im Karwendel
(Zugspitz-Region/Alpenwelt Karwendel) Sonne, Ruhe, beste Anbindungen zu anderen Hütten und Ausgangspunkt für mehrere Gipfel: Das bietet die Hochlandhütte im Karwendel. Sie liegt abgeschieden und idyllisch auf 1623 m unterhalb des Wörners mit imposantem Blick über Mittenwald, Krün und Wallgau, auf das das Wetterstein- und das Estergebirge sowie auf die Tannheimer Berge, die Ammergauer Alpen und die umliegende Bergwelt. Von Mittenwald aus ist sie in zweieinhalb Stunden zu erreichen. (35 Plätze im Matratzenlager)
Gressensteinalm – abgeschieden in den Kitzbüheler Alpen
(Tirol/Wildschönau) Die Gressensteinalm erstreckt sich in der Wildschönau auf einer Höhe zwischen 1800 und 2300 Metern. Sie ist die höchst gelegene bewirtschaftete Alm im Tiroler Unterland. Wer hier Christl und Konrad Hohlrieder in der Abgeschiedenheit einen Besuch abstattet, bekommt einen guten Eindruck vom Leben in einer hochalpinen Region. Und mit Sicherheit eine herzhafte Brotzeit mit Speck- und Käsebrot zum Kaffee und danach ein Schnapserl. Die urige Alm liegt auf dem Weg zu den höchsten Gipfeln Sonnjoch und Großer Beil und ist von Schönanger aus zu Fuß oder mit dem Mountainbike zu erreichen. (Gemütliche Unterkünfte im Tal – zwar überwiegend mit TV im Zimmer, aber garantiert ohne Großleinwand im Garten)
Der Wank – Naturkino im Breitbildformat
(Zugspitz Arena Bayern-Tirol/Garmisch-Partenkirchen) Ein Public Viewing der besonderen Art – das bietet der Panoramaberg Wank in Garmisch-Partenkirchen. Vom 1780 Meter hohen Gipfel gegenüber der Zugspitze öffnet sich nämlich ein sagenhafter Rundblick: Auf das Esterberg-, Ammer-, Karwendel- und Wettersteingebirge und weit in das Loisachtal hinein. Es gibt viele Wege auf den “Sonnenbalkon” des Werdenfelser Landes. Zu Fuß in circa zweieinhalb Stunden auf einer unschwierigen Wanderung oder ganz gemütlich mit der Kabinenbahn bis zur Mittelstation oder gleich ganz hinauf. Und dann einfach ein schönes Bankerl suchen und ins Grüne schauen. Ganz ohne 11 Freunde. (Übernachtungsmöglichkeit im Wankhaus, 10 Betten, 20 Plätze im Matratzenlager – aber Vorsicht: Begegnungen mit Fußballfans sind nicht ausgeschlossen, kleiner Fernseher in der Gaststube vorhanden)
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