Entspricht dies der Realität? Vier mittelständische UnternehmerInnen aus dem Thurgau, Hegau und Vorarlberg gaben Ende November auf Lilienberg in Ermatingen/CH einen Einblick, mit welchen internen und externen Grenzen sie zu kämpfen haben. Ihre Beispiele zeigen auf, dass gewisser Handlungsbedarf besteht.
(Ermatingen/Dornbirn, 20.12.12) Ende November lud das Aktionsfeld “Politik und Gesellschaft” vom Unternehmerforum Lilienberg UnternehmerInnen aus dem Bodenseeraum nach Ermatingen/CH. Einem ausgewähltem Teilnehmerkreis wurde aufgezeigt, wie Unternehmen aus dem Bodenseeraum interne und externe Grenzen erfolgreich meistern und wo die Politik und Gesellschaft gefragt ist, zu handeln. Der Wirtschaftsraum Bodensee besteht vorrangig aus KMUs. Damit diese auch in Zukunft erfolgreich bestehen können, muss der Wirtschaftsraum Bodensee als Einheit gesehen und auch nach außen getragen werden. Im Tourismus spricht man vom Bodensee – egal ob deutsche, österreichische oder Schweizer Seite. In der Wirtschaftspolitik wird noch viel zu viel differenziert. Jede kleine Region verfügt über ihr eigenes Wirtschaftsstandort-Marketing. Auch im Denken müssen Grenzen verschwinden, davon wissen auch die vier UnternehmerInnen zu berichten. “Da ist die Politik vor Ort gefragt”, ist Hans-Peter Wüthrich, Leiter des Aktionsfeldes “Politik und Gesellschaft” beim Lilienberg Unternehmerforum, überzeugt. Wien, Bern und Berlin sind zu weit entfernt.
Mittelstand ist der Motor der Wirtschaft im Bodenseeraum.
Wüthrich gibt zu bedenken, dass es der Mittelstand ist, der Arbeitsplätze schafft, der nicht so schnell den Produktionsstandort verlässt. Im Gegenteil, er sichert ihn noch ab. “Ohne produzierende Betriebe ist Forschung nicht möglich. Die Wirtschaft würde in Europa nicht mehr funktionieren”, dessen ist sich Wüthrich sicher. Daher ist es ihm wichtig, mit dieser Plattform eine Lobby für den Mittelstand in der Wirtschaftsregion Bodensee zu schaffen.
Nach den Vorträgen kam es zu regen Diskussionen. Einig waren sich alle, dass der Arbeit ein positives Image verpasst, die duale Ausbildung forciert werden muss. Der Mittelstand bzw. die Stärken der ansässigen Unternehmen müssen besser nach außen kommuniziert werden. Keiner der Anwesenden stellt in Frage, dass es die Bodenseeregion gibt. Es gilt, die Wirtschaftsregion Bodensee mit positiven Bildern in die Welt hinaus zu tragen, damit künftig die Bodenseeregion nicht nur als touristische Einheit, sondern auch als Wirtschaftseinheit gesehen wird.
Unternehmer aus dem Thurgau, Hegau und Vorarlberg
Dass Grenzen nicht hindern dürfen, darin sind sich die vier ReferentInnen rund um den Bodensee einig. Peter Schütz – Inhaber von LETRONA in Friltschen/CH, einem Metall verarbeitenden Betrieb startete die Vortragsreihe. Als Schweizer Unternehmer, der in die EU liefert, hat er täglich mit Grenzen zu tun. Aber auch interne Grenzen zeigen sich durch den Facharbeitermangel in der Schweiz. 100 Mitarbeiter aus zwölf Nationen sind eine tägliche Herausforderung.
Er ist ein Befürworter der dualen Ausbildung. Facharbeiterrekrutierung ist ein Kernthema. Für den Wirtschaftsraum Bodensee sieht er eine chancenreiche Zukunft, wenn Probleme vor Ort angegangen werden. “Für die Schweiz heißt das: Wir müssen sorgen, dass es zu einem Gleichgewicht zwischen Realwirtschaft, Finanzwirtschaft, Forschung und Entwicklung kommt,” ist Schütz überzeugt.
Marie-Luise Dietrich-Pfanner von PFANNER Fruchtsaft in Lauterach/Vorarlberg ist bereits die sechste Generation, des im Jahre 1856 aus einem Brandweinbetrieb hervor gegangenen Fruchtsafthersteller, die im Unternehmen tätig ist. Der heutige Betrieb zählt mit seinen über 700 Mitarbeitern zu den größeren Fruchtsaftherstellern in Europa und exportiert in 75 Ländern der Welt, außer der Schweiz. Der Zoll ist die Grenze, 40 % sind zu hoch. Bereits vor dem Beitritt Österreichs zur EU war die Firma in den EU-Ländern tätig und musste viel Lehrgeld bezahlen. “Rückblickend war es richtig, denn nach der Öffnung der Grenzen, wäre es zu spät gewesen”, meint Dietrich-Pfanner. Einer der Slogans von Pfanner lautet: “Wir sind Pfanner!”, das heißt für sie, so Dietrich-Pfanner, “Gutes Vorbild sein, ist das Glaubhafteste und Nachhaltigste, daher kommen auch nur Nachfolger an die Spitze der Firma, die überzeugt sind, dass sie wollen!”
Die Grenzen für Detlef Lohmann von ALLSAFE in Engen/D sind der Preis- und Produktionswettbewerb mit China. “Um den Preiskampf in Grenzen zu halten, benötigen wir Ingenieurwissen”, lässt Lohmann aufhorchen. 2009 wurde eine Wachstumsgrenze erreicht. Um diese zu überwinden wurde Wissen ins Unternehmen geholt. Um Kundenwünsche leichter zu erfüllen, wird auf großen Serviceanteil gesetzt und von Voll- auf Teilautomatisierung umgestellt. Dies ist aber nur möglich, wenn die Produktion in Europa bleibt. “Um die KMUs im Wirtschaftsraum Bodensee zu stärken, ist es notwendig, das Augenmerk von außen auf uns zu lenken, d. h. entsprechende Öffentlichkeitsarbeit von allen Seiten ist unerlässlich,” fordert Lohmann zum entsprechenden Handeln auf.
Von der Ziege zur erfolgreichen Molke-Kosmetikproduktion schaffte es Ingo Metzler von Metzler KÄSE & MOLKE GMBh im Bregenzerwald. Jeder, der einmal versucht hat, mit seinem Produkt in die Regale der Handelsketten zu kommen, erfährt ganz schnell, wo die Grenzen sind. Als regionaler Produzent ist ein Kampf gegen den Preis +nicht zu gewinnen. Also muss das Produkt mit Zusatzwerten und Geschichten besetzt werden. Grenzen sind für ihn auch die Bürokratie, allein die ist über den Produktpreis nicht finanzierbar. Als Landwirt stellt er fest, dass für Lebensmittel immer weniger Geld übrigbleibt.
Für ihn muss auch die Bodenseeregion mehr personifiziert, emotional aufbereitet werden. “Wir müssen sagen, wer wir sind und dass wir sind! Und die Medien mit positiven Bildern füttern! Dann wird man in Europa und der ganzen Welt nicht mehr nur vom Tourismusland Bodensee, sondern auch vom Wirtschaftsland Bodensee sprechen,” gibt Metzler zu bedenken!
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Sieglinde Götze – götze consulting / Dornbirn A
Das Lilienberg Unternehmerforum mit seinen Aktionsfeldern ist eine unabhängige Stiftung, ohne kommerzielle Interessen und politisch neutral, stellt allen Organisationen, Institutionen Verbänden sowie der Politik eine einmalige Plattform, für konstruktive und zielführende Zusammenarbeit, zur Verfügung. Dabei stehen Problemlösungen, deren Umsetzungen und und Publikationen im Foklus sämtlicher Aktivitäten.
Diese Stiftung tägt wesentlich zur Stützung der mittelständischen Unternehmen rund um den Bodensee bei.
Das Kernteam des Aktionsfeldes Wirtschaft, Politik & Gesellschaft der Stiftung Lilienberg Unternehmerforum in Ermatingen hat im neu gestarteten Zyklus die “Herausforderung Grenze” im Fokus.
Für die kommenden Perioden bei diversen Veranstaltungen folgende Themen eine Herausforderung sein:
· Arbeit & Wirtschaft
· Forschung & Bildung, Innovation
· Infrastruktur & Sicherheit
· Freizeit & Tourismus
· Energie & Umwelt
· Gesundheit
Ab Herbst 2013 werden diese Hauptthemen, anlässlich mehrerer überregionalen Tagungen mit den Verantwortungsträgern und interessierten Kreisen aus den Regionen (CH,D,A,FL), einem breiten Fachpublikum vorgelegt und dabei Lösungen zu einzelnen Herausforderungen erarbeitet. Die mediale Begleitung wird für die notwendige Publizität sorgen. Im Vorlauf zu diesen Tagungen/ Kongressen werden jeweils einzelne Themenbereiche an speziellen Veranstaltungen(Kolloquien) behandelt und aufbereitet.
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