(ddp direct) Zwingenberg, 21.06.2013: Wirtschaftsthemen und politische Arbeit werden bei dem Biotechnologieunternehmen BRAIN schon seit Jahren durch aktive Teilnahme in bundesweit agierenden Gremien, darunter der Bioökonomierat, der Verband der Chemischen Industrie, die Bio Deutschland und der Industrieverbund Weiße Biotechnologie bearbeitet. Ziel des Engagements ist das Erreichen eines breiten Verständnisses für diese volkswirtschaftlich wichtigen Zukunftsthemen. Am 20.06.2012 wurde BRAIN von einer hochrangigen Delegation der Partei Bündnis 90/Die Grünen besucht. Unter Führung der Bundestags-Vizepräsidentin und Spitzenkandidatin der Grünen für den Bundestagswahlkampf, Frau Katrin Göring-Eckardt (MdB), machten sich die Politiker auf den Weg nach Zwingenberg, um mit dem Technologieunternehmen wirtschaftspolitisch relevante Themenfelder abzugleichen.
In der Diskussion über die Bioökonomie, die Nachhaltigkeit des wirtschaftlichen Handelns, den stetigen industriellen Wandel sowie den Ausbaus der Innovationen am Standort Deutschland und die damit einhergehende Förderung der Technologieentwicklung kamen viele Gemeinsamkeiten zu Tage. Neben Katrin Göring-Eckardt haben sich auch die beiden Spitzenkandidaten für den hessischen Wahlkampf, Frau Angela Dorn (MdL) und Herr Tarek Al-Wazir (MdL), Fraktionsvorsitzender der Grünen im Hessischen Landtag für BRAIN und die „Biologisierung von Industrien“ interessiert. Herr Kai Klose (MdL), wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Hessischen Landtag sowie der Spitzenkandidat des Kreises Bergstrasse, Herr Jochen Ruoff komplettierten die Delegation. Begrüßt wurden die Politiker von Dr. Holger Zinke, Gründer und Vorsitzender des Vorstands der BRAIN sowie Dr. Martin Langer, Unit Head Corporate Development und Mitglied der Geschäftsleitung der BRAIN.
In einem ersten Gedankenaustausch wurde von Frau Göring-Eckardt gefragt, in welchen Bereichen man seitens der Politik der bundesdeutschen Industrie helfen könne. „Ein ressourcenarmes Land wie Deutschland ist bei der Wertschöpfung auf permanente Innovation angewiesen. Die deutsche Volkswirtschaft braucht dabei in den nächsten 10 Jahren 20 Prozent neue Industrie, die sich im besten Fall nachhaltigen Themen wie der Biologisierung von Industrien annimmt“, antwortete Dr. Zinke. „Hier braucht die Industrie die Unterstützung von Politik und Investoren. Nur so können die Potentiale der Technologie breit genutzt und am Standort Deutschland Wertschöpfung betrieben werden.“ Frau Göring-Eckardt sieht in der Bioökonomie eine Chance, die Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen. „Es müssen Dinge angeschoben werden in unserem Land. Das ist Nachhaltigkeit in Reinform“, so die Bundestags-Vizepräsidentin.
Die Kurzvorstellung des Biotechnologieunternehmens BRAIN begann Dr. Holger Zinke mit einer Art Mandala, einer Abbildung mit immer wiederkehrenden Motiven. Diese erinnerte eher an Kunst als an High-Tech. Das Erstaunen war daher bei allen Diskutanten groß, als der Unternehmer auflöste, was dort an der Wand zu sehen war. Es handelte sich um einen Schlüsselenzymkomplex aus dem Mikroorganismus Acidianus ambivalens, welchen der Mikroorganismus dazu nutzt, Kohlendioxid als einzige Kohlenstoffquelle zu nutzen. Diese grundlegenden Erkenntnisse wurden bereits 2003 von BRAIN in einem Forschungsprojekt mit der TU Darmstadt ermittelt. „Damals hatten wir noch keine konkrete industrielle Anwendung im Sinn. Uns war aber klar, dass die Zeit dieses Mikroorganismus kommen wird. Heute ist er in unserer Kooperation mit dem Energieunternehmen RWE Power AG Gold wert.“
Die Politiker nahmen mit Interesse wahr, dass BRAIN bereits eine Vielzahl von Industriekooperationen mit namhaften Unternehmen aus Chemie-, Nahrungsmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie erfolgreich abgeschlossen hat. Die Frage von Frau Göring-Eckardt, ob man aus diesen Kooperationsprojekten bereits Produkte am Markt habe, konnte von Dr. Zinke mit einer Vielzahl von Beispielen beantwortet werden: „Der „Werkzeugkasten der Natur“, welcher in unserem BRAIN-BioArchiv in zahllosen Gefrierschränken abgelegt ist, enthält zahllose Lösungen für industrielle Fragestellungen. In der Vergangenheit konnten wir mit unseren Kooperationspartnern schon viele Erfolge feiern. Darunter befinden sich so unterschiedliche Produkte wie kosmetische biologisch aktive Inhaltsstoffe, Waschmittelenzyme oder Produktionsorganismen, welche auf biotechnologischem Wege zum Beispiel Flugzeugenteisungsmittel herstellen, welches zurzeit noch aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird.“ Auch Mikroorganismen, welche CO2 als einzige Nahrungsquelle nutzen können, sind bereits identifiziert. „Bei diesen Mikroorganismen sind wir aber noch in der Optimierungsphase. Bis diese ein fertiges Produkt sein werden, gehen sicher noch vier bis fünf Jahre der Forschung und Entwicklung ins Land“, so Dr. Zinke.
Für die Politiker-Delegation war dabei interessant, dass sich BRAIN mit vielen unterschiedlichen Themen auseinander setzt, die verschiedene Märkte adressieren. Angela Dorn erkannte dabei Gemeinsamkeiten: die Projekte sind sowohl ressourceneffizient als auch nachhaltig ausgerichtet. Dr. Zinke bestätigte den Eindruck: „Das ist das Wesen der Biologie. Da gibt es per Definition keinen Abfall. Denn die Ausscheidung des einen Organismus dient dem anderen Organismus als Nahrung. Ein nachhaltiger Kreislauf.“
Die am gestrigen Tag diskutierten Wirtschaftsthemen nehmen nicht nur im die Bundesregierung beratenden Bioökonomierat eine wichtige Rolle ein. Auch bei einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit dem Titel: „Innovationinitiative industrielle Biotechnologie“ wurden diese Nachhaltigkeitsthemen in den Förderfokus gestellt. Dort wurde unter der Koordination der BRAIN das Forschungsprogramm NatLifE 2020 eingereicht und bewilligt. Es unterstützt 21 Partnern in den nächsten neun Jahren in einer strategischen Allianz. Das Programm hat ein Gesamtvolumen von 30 Mio. Euro und hat die Biologisierung von Nahrungsmitteln und Kosmetik zum Thema.
In einer zweiten Innovationsallianz, der ZeroCarb FP, ist BRAIN ein zentraler Technologiepartner. In dieser Allianz werden industrielle, kohlenstoffreiche Nebenströme mittels Mikroorganismen zu Wertstoffen umgesetzt. Darunter auch das Treibhausgas Kohlendioxid, welches bei der Braunkohleverstromung anfällt. Hier arbeitet das Unternehmen zurzeit daran, den Mikroorganismen beizubringen, CO2 nicht nur zum Wachsen zu verwerten sondern es in Stoffwechselkreisläufe einzubauen, die am Ende das Stoffwechselprodukt Bernsteinsäure als Vorstufe für Bioplastik produzieren. Nachhaltigkeit pur. Und das mit Gentechnik und Biotechnologie.
Im Anschluss an einen offenen Gedankenaustausch und die Identifizierung einiger ähnlicher wirtschaftspolitischer Positionen bei Politik- und Wirtschaftsvertretern konnten sich die Besucher bei einem Rundgang über den Technologie-Campus BRAIN ein umfassendes Bild der Forschungslabore der Bioverfahrenstechnik und der Produktion bei BRAIN machen. Mit Stolz verwies Dr. Holger Zinke darauf, dass man gerade gemeinsam die erste genehmigte Gentechnik-Anlage eines kleinen mittelständischen Unternehmens (KMU) in Hessen besichtige. Die Genehmigung resultiert dabei aus dem Jahr 1996.
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