Windkraftanlagen sollen das Schwimmen lernen

Windkraftanlagen sollen das Schwimmen lernen

(NL/6347426537) Offshore-Windkraftanlagen gelten als besonders effizient bei der Stromproduktion, weil auf See mit deutlich mehr Wind gerechnet werden kann als an Land. Dem gegenüber stehen allerdings relativ hohe Installations- und Wartungskosten, da die Windräder im Meeresboden verankert werden müssen und hohen Beanspruchungen durch Salzwasser und Wetter ausgesetzt sind. Darüber hinaus eignen sich solche Anlagen nur für relativ flache Gewässer, weil alles jenseits einer Wassertiefe von rund 40 Metern zu hohe Baukosten verursacht. Deswegen wird die Windenergie beispielsweise in den flachen Küstengewässern der Nordsee eher genutzt als an den steil abfallenden Küsten vieler Mittelmeerländer. Die Bauplätze für solche Windparks sind aber nicht unbegrenzt verfügbar.

Floatgen soll Windenergie effizienter machen

Auf offener See ist die Ausbeute für Windkraftanlagen hingegen ungleich höher als in direkter Küstennähe. Bisher haben die tieferen Gewässer aufgrund der genannten Nachteile keine Chance, als Windparks ausgewiesen zu werden. Dies könnte sich dank einer neuen Technologie allerdings bald ändern: Die Europäische Kommission stellt 19 Millionen Euro zur Verfügung, um ein Projekt namens Floatgen zu fördern. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, dass von Wissenschaftlern und Unternehmen aus Deutschland, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Norwegen unterstützt wird. Floatgen soll die Entwicklung von schwimmenden Windkraftanlagen vorantreiben, um Seegebiete mit Wassertiefen von mehr als 40 Metern für die Gewinnung von Strom nutzbar zu machen.

Prototypen sollen in zwei Jahren ans Netz gehen

Bei diesem neuen Verfahren werden die Windturbinen nicht mehr direkt am Meeresboden verankert, sondern befinden sich auf schwimmenden Plattformen. Diese können bis zu 100 Meter tief reichen, um die Windkraftanlagen zu stabilisieren. Damit die Turbineninseln nicht einfach abtreiben können, werden sie zudem vertäut. Eine aufwändige und langwierige Installation von Fundamenten aus Beton oder Stahl ist nicht mehr erforderlich. Erste Prototypen sollen bereits in den kommenden zwei Jahren in den Gewässern Südeuropas erprobt werden.

Niedrigere Kosten und weniger Umweltprobleme

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Stromproduktion kann billiger werden, weil zum einen mehr Ertrag durch stärkeren Wind auf hoher See zu erwarten ist. Zum anderen sind die Kosten für die Errichtung schwimmender Windparks deutlich niedriger als bei herkömmlichen Offshore-Projekten. Aber auch die Wartung wird günstiger, denn sie muss nicht mehr auf hoher See unter schwierigen Wetter- und Umgebungsbedingungen durchgeführt werden. Vielmehr kann man die Inseln bei Bedarf in Reparaturdocks im Hafen schleppen. Befürworter von Floatgen erhoffen sich außerdem Vorteile beim Umweltschutz, da auch die Eingriffe in die Natur weniger invasiv sein werden. Ein Problem haben aber sowohl fest installierte als auch schwimmende Windkraftanlagen auf See gemeinsam: Sie müssen letztlich alle mit dem Stromnetz an Land verbunden werden – und mit Kosten für Wartung und Reparaturarbeiten der Windkraftanlage ist auch hier zu rechnen.

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