Erntedank heißt der Brauch in Deutschland, bei dem die Menschen sich im Herbst für die eingebrachte Ernte bedanken. Halloween ist das ursprünglich irische Pendant dazu. Durch irische Auswanderer landete der Brauch in den USA. Im Laufe der 1990er-Jahre schwappte er in kommerzialisierter Form nach Europa zurück.
Die ersten Erntedankfeste sind aus dem dritten Jahrhundert nach Christus überliefert. Seit 1972 wird das Fest immer am ersten Oktobersonntag in den katholischen Kirchen gefeiert. Doch bereits die Griechen und Römer huldigten der Ernte im Herbst und feierten dazu ein Fest. Bei den Kelten hieß dieser Brauch vor Jahrhunderten “Samhain” und wurde am ersten November (Allerheiligen, engl. All Hallows) gefeiert. Daraus entwickelte sich angeblich der Name Halloween.
“Was genau es mit Halloween auf sich hat, ist im Herbst eines der interkulturellen Themen in unseren Sprachkursen”, berichtet die aus den USA stammende Englischtrainerin Sara Conway vom inlingua Sprachcenter in Stuttgart. Die Teilnehmer fragen, warum an Halloween Kürbislichter aufgestellt werden und die Kinder gruselig verkleidet an den Haustüren klingeln, um ihren Spruch “Süßes oder Saures” aufzusagen. Conway berichtet dann von dem Brauch in Irland und wie er sich in die USA und nach Europa verbreitet hat.
An Oíche Shamna (engl. Samhain Eve, All Hallows Evening), dem Vorabend von Samhain, bedankten sich die Menschen mit großen Feuern für die Ernte, verabschiedeten den Sommer und gedachten der Seelen ihrer Verstorbenen. Die Kelten waren der festen Überzeugung, dass die Seelen in der Nacht zum ersten November leibhaftig auf die Erde kamen, um sie zu besuchen. Die Dorfgemeinschaft warf Viehknochen in das Feuer, das ein Druide segnete. Aus diesem Feuer entzündete jede Familie im Dorf ein neues Feuer für ihr Haus. Mit Lichtern und Leckereien (Süßes) hieß man die Seelen willkommen. Einige Kelten dachten, die Geister kämen, um sich einen neuen Körper zu suchen oder an den Lebenden zu rächen. Sie verkleideten sich deshalb in totenähnlichen, abschreckenden Gewändern, um die bösen Geister zu vertreiben. Durch Millionen irischer Auswanderer im 19. Jahrhundert wurde dieser Brauch über den Ozean bis nach Amerika getragen und dort weiterhin gefeiert. Es entstand der Spruch “Trick or Treat” (“Süßes, sonst gibt’s Saures”), der überliefert bedeutet: Wenn man nichts Köstliches oder Süßes (treat) gibt, wenn die Kinder an die Tür klopfen, dann spielen sie einem einen Streich (trick).
“Eng verbunden mit dem Halloweenbrauch ist die keltische Sage vom bösen Hufschmied Jack”, so Conway. Jack gelang es durch eine List, den Teufel einzufangen. Der Hufschmied ließ den Teufel nur frei, wenn er Jacks Seele nicht holen würde. Als Jack eines Tages starb, verwehrte ihm aufgrund seiner Missetaten der Himmel den Zugang. Auch der Teufel wollte ihn in der Hölle nicht haben, gab ihm aber ein Stück glühende Kohle mit auf den Weg, damit er durch das Dunkel wandern konnte. Jack steckte es in eine Rübe, die er als Proviant dabei hatte, und nutze diese als Laterne. Das Rübenlicht sollte böse Geister fernhalten. Da in Amerika weniger Rüben als Kürbisse vorhanden waren, wurden die leuchtenden Kürbisfratzen populär. Im Laufe der 1990er-Jahre schwappte der Brauch in kommerzialisierter Form nach Europa zurück. Mehrtägige Halloweenfeste mit Kostümen, Dekoartikeln und Süßigkeiten sowie das Umherziehen von Tür zu Tür werden mittlerweile auch in Deutschland zelebriert.
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