Mit der Sucht nach Anerkennung zu Klicks und Likes
Charakterfragen
Wer Facebook nutzt, kennt sicher einen der anfangs eventuell noch originellen Tests des Kommunikationsgiganten. Wir erfahren welches Tier wir wären, welche Märchengestalt ja sogar welcher Star Wars Held. Und auch wenn sie uns nerven, erwischt sich ebenso sicher der eine oder andere beim Durchklicken. Anschließend kann das Ergebnis stolz geteilt und gelikt werden.
Damit dies im Sinne von Facebook auch fleißig geschieht, fallen die Ergebnisse natürlich positiv aus. Denn wer will schon seinen Freunden mitteilen, dass er oder sie im Grunde des Herzens eine böse Hexe ist.
Welchen IQ hast Du?
Es folgten die Facebook-Tests. Z.B. Welchen IQ hast du? Um uns allen (ja allen) zu zeigen, dass wir intelligenter sind als der Rest der Welt. Und vor kurzem mein Lieblingstest: Wie gut ist deine Rechtschreibung, sind deine Grammatikkenntnisse?
Obwohl meine eigenen bedenklich an der Katastrophe schrammen, habe ich mich am Test versucht und blickte stolz auf 15 von 15 Punkten – volle Punktzahl – ich Grammatikgigant. Meine Hand zuckte schon zum Teilen Button, um diese Anerkennung meiner Genialität mit meiner Facebook Welt zu teilen, als sich die ersten Fragezeichen bildeten. Einige der Fragen hatte ich nämlich noch nicht einmal verstanden. OK, es sind Multiple Choice Tests aber konnte ich so viel Glück haben?
Maschinelle Anerkennung
Egal wie oft der Test wiederholt wird, egal was dabei angeklickt wird, es kamen nie weniger als 12 Punkte heraus. Es war und ist also anscheinend unmöglich den Test mit weniger als 12 Punkten abzuschließen. Der Test ist ebenso wenig ein Test, wie ein Hase Eier bringt oder Facebook unsere Daten nicht weitergibt. Warum glauben wir dann so gerne an unsere Leistung, wie kleine Kinder an den Osterhasen?
Der Test vermittelt uns Anerkennung. Das Ergebnis gibt uns das Gefühl etwas außergewöhnlich zu können und sofort regt sich in uns das Bedürfnis dies mit der Welt zu teilen. Verständlich.
Nach Professor Siegrist von der Universität Düsseldorf ist Anerkennung der wichtigste Stellhebel für die psychische Gesundheit von Mitarbeiter, die einem Unternehmen bzw. Vorgesetzten zu Verfügung steht. Leider behandeln wir das Thema mehr als Stiefmütterlich, so dass laut einer Befragung der AOK bei 28.000 Beschäftigten 55% angeben nie oder selten gelobt zu werden.
Echte Wertschätzung
In Anerkennung steckt das Wort “erkennen”. Wir sollten wieder genauer hinschauen, um möglichst viele anerkennenswerte Dinge zu sehen und anderen unsere Wertschätzung ausdrücken zu können. Dabei aber auch immer prüfen, wer oder was uns im Alltag Wertschätzung gibt. Ich selbst habe wieder einmal erkennen müssen, wie sehr mich “Likes” und “Teilungen” bei Facebook beeinflussen.
Geben wir der Anerkennung durch Menschen in der Realität mehr Wertschätzung und der Beurteilung durch die digitale Welt weniger Aufmerksamkeit.
Nils Bäumer ist Experte für Kreativität und Innovationschancen. Als Vortragsredner und Trainer aktiviert er die kreativen Potentiale seiner Zuschauer und Teilnehmer.
Mit dem Podcast “Synapsensprung® – Der Weckruf für Ihre Kreativität”, dem Blog “www.was-ist-kreativität.de” und seiner App zur Ideengenerierung “Kreativität41” bietet er auch digitale Möglichkeiten an, seine Kreativität zu trainieren und zu steigern.
Kontakt
Agentur Synapsensprung®
Nils Bäumer
Lüder-von-Bentheim-Str. 9
28209 Bremen
0421 57726595
news@synapsensprung.de