Ausstellung, Städtetouren und Wanderwege auf seinen Spuren
Afghanisch, koptisch und das südindische Telugu: Insgesamt 44 Sprachen mit 25 Schriften beherrschte ein Mann, der tief in die Sprachwelt orientalischer Kulturen eintauchte – und dies bereits im 18. Jahrhundert. Das weltoffene Sprachgenie heißt Friedrich Rückert (1788-1866), ein Sprachforscher und Übersetzer zugleich Dichter und Zeitkritiker. Er schlug eine Brücke zwischen Orient und Okzident, während sein eigener Lebenskreis in Franken begann und sich dort schloss. Rückert brauchte die Poesie, um sich einen Reim auf die Welt zu machen. Dabei war er überzeugt: “Weltpoesie allein ist Weltversöhnung”. 2016 jährt sich sein Todestag zum 150. Mal. Für seine Heimat Franken ist dies Anlass, ihm einen Reigen von über 80 Veranstaltungen zu widmen. Im Mittelpunkt steht die Literaturausstellung “Der Weltpoet”, die ab April 2016 von der Kunsthalle in Schweinfurt nach Erlangen und Coburg auf Wanderschaft geht. Ihr Leitmotiv ist aktuell: die eigene kulturelle Identität finden, um sich auf fremde Kulturen einzulassen, damit Integration gelingt. Das Jubiläumsprogramm in ganz Franken reicht von der Lesung bis zur interkulturellen Begleitausstellung mit arabischer Kalligraphie. Gleichzeitig laden Städte wie Schweinfurt, wo er geboren wurde, und Coburg, wo er begraben liegt, zu Erkundungstouren auf den Spuren des Gelehrten ein. Auch Wanderwege sind ihm gewidmet.
Sprachen aufsaugen wie ein trockener Schwamm
Die Ausstellung “Der Weltpoet” gliedert Rückerts Leben in sechs Zyklen vom Aufwachsen und Abitur an der Lateinschule in Schweinfurt über seinen Erfolg als Mittler zwischen den Kulturen bis zum Nachwirken seines Werks durch posthume Ausgaben und Übersetzungen in andere Sprachen bis heute. Sie gibt Einblicke in den Schaffensreichtum des Genies – über 300 Liebeslieder schrieb der Zwei-Meter-Mann seiner geliebten Gattin Luise und mit über 300 Totenliedern beklagte er den Verlust seiner Kinder. Das Konzept der Sammlung stammt von dem Historiker Dr. Rudolf Kreutner, als Hüter der reichen Schweinfurter Bestände an Rückertiania und Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft ein ausgesprochener Kenner der Materie. Der Experte weiß viele Geschichten zu erzählen: “Rückert drückte alles, was ihm Wichtig war, in Gedichtform aus. Dafür hat er Sprachen aufgesaugt wie ein trockener Schwamm und pflegte die jeweilige Hochsprache. Er beherrschte beispielsweise Arabisch, hätte sich jedoch in Kairo wohl kaum einen Kaffee bestellen können. Fachbücher waren damals zu teuer, daher hat er die Schriften mit der Hand abgeschrieben und sich daraus Grammatiken und Wörterbücher erstellt.”
Stadt-Erkundungen auf Rückerts Spuren
Friedrich Rückert hat Spuren in vielen fränkischen Städten hinterlassen. In Schweinfurt startet ein ihm gewidmeter Themen-Stadtrundgang an dem mit einer “Hier ward geboren”-Tafel geschmückten Geburtshaus. Er endet am Denkmal, auf dem Rückert im Lehnstuhl sitzend über dem Marktplatz thront. Während der rund 1,5 Stunden langen Tour durch die Innenstadt gibt Chronist Leonhard Enderlein, in historischem Gewand, Einblicke in das Leben und Wirken des Gelehrten. Selbst die Gastronomie zelebriert den Sohn der Stadt. So brüht Elke Hofmann in der “Kleinen Kaffeerösterei” einen Rückert-Espresso. Ihn beschreibt die Karte als “eine besondere Auswahl aus reinen Arabicas mit einer schönen Crema”.
In Würzburg, wo der Orientalist an der Universität Sprachen und Mythologie studierte und später bedeutende persische und syrische Schriften erwarb, machen die Jugendstil- und Historismus-Häuser die Rückertstraße im Stadteil Sanderau sehenswert. Seine Zeit in Erlangen an der Universität zählte zu seiner fruchtbarsten Schaffensperiode. Dort entstand beispielsweise eine Koran-Übersetzung. Heute erinnert ein Brunnen-Denkmal im Schlossgarten an das Sprachgenie.
Eine große Bedeutung hatte Coburg – hier fand und heiratete Rückert seine geliebte Luise, hier verbrachte er seinen Lebensabend. Im Haus seiner ersten Wohnung in der Innenstadt hat heute das Coburger Puppenmuseum Quartier bezogen. Die Landesbibliothek und die Veste Coburg verwahren zahlreiche Originalmanuskripte, darunter das in Erlangen entstandene Buch “Die Weisheit des Brahmanen”. Im Coburger Stadtteil Neuses beherbergt sein Landgut ein von Ururenkel Klaus Rückert und seiner Frau Christel im Sinne von “Leben im Museum” betreutes Rückert-Museum mit Möbeln, Büchern und Ausstattungsstücken seiner Zeit (Besuch nach Voranmeldung). Hier übersetzte Rückert die “Hamasa”, eine Sammlung von über 1000 altarabischen Gedichten. Durch den üppig bepflanzten Garten erreichen Besucher einen kleinen, nach ihm benannten Park. Dort erhebt sich eine überlebensgroße, aus Carrara-Marmor gefertigte Rückert-Büste. Ein kurzer Sparziergang führt zunächst zum Grab der Eheleute Rückert auf dem Friedhof der kleinen Dorfkirche. Ein baumgesäumter Feldweg erreicht dann sein 1846 eingeweihtes Gartenhaus auf dem Goldberg. Nachfahrin Ulrike Rückert und ihr Sohn pflegen das am Waldrand gelegene Häuschen und öffnen es für interessierte Besucher.
Rückerts Lebensstationen erwandern
Etwas weiter ist der Rückert-Rundweg in Oberlauringen, wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte. Die 2,4 Kilometer lange Strecke erkundet neun Lebensstationen. Der Startpunkt liegt an der Alten Post, wo auch die Familie Rückert früher mit der Kutsche abfuhr, und das Ende an der Rückert-Pforte, früher Eingang zu seinem Elternhaus. Eine Broschüre enthält zu den Stationen passende Gedichte. Für Gruppen bietet der dortige Friedrich-Rückert-Arbeitskreis Führungen an.
Praktisch den gesamten Lebensweg in Franken eröffnet der Friedrich-Rückert-Wanderweg von Schweinfurt über Oberlauringen nach Coburg. An der insgesamt 145 Kilometer langen Strecke durch die als “Land der Burgen, Schlösser und Ruinen” bekannten Haßberge liegen beispielsweise Schloss Mainberg, dessen Schönheit Rückert in einem Brief an seine Mutter pries, Rentweinsdorf, wo er sich leidenschaftlich in die Amtsmannstochter Agnes verliebte, und Ebern, wo die 16-jährige Gastwirtstochter Maria Elisabeth sein Werben nicht erwiderte.
Termine der Literaturausstellung “Der Weltpoet”
Schweinfurt, Kunsthalle: 8. April bis 10. Juli 2016
Erlangen, Stadtmuseum: 24. Juli bis 13. November 2016
Coburg: 14. Januar bis 17. April 2017
Unter der Federführung des Tourismusverbandes Franken kooperieren als Arbeitsgemeinschaft \\\”Die Fränkischen Städte\\\” Ansbach, Aschaffenburg, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Dinkelsbühl, Eichstätt, Erlangen, Fürth, Kulmbach, Nürnberg, Rothenburg o.d.T., Schweinfurt und Würzburg. Die kulturellen und architektonischen Kulturschätze sowie kulinarische Spezialitäten des Frankenlands verbinden sie. In den ehemals freien Reichsstädten Dinkelsbühl, Nürnberg, Rothenburg o.d.T. und Schweinfurt zeugen Bauwerke von selbstbewusstem Bürgersinn und Drang nach Unabhängigkeit. Die einstigen Residenzstädte Ansbach, Bayreuth, Coburg und Kulmbach halten Meisterwerke früherer Glanzzeiten lebendig. In den Bischofsstädten Bamberg, Eichstätt und Würzburg künden Prachtbauten vom Führungsanspruch der geistlichen Herren. Als moderne Anziehungspunkte mit vielfältigem Charme zeigen sich Aschaffenburg, Erlangen und Fürth. www.die-fraenkischen-staedte.de
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