Der Fund des Monats aus www.fundus-agricultura.wiki, der Wissensdatenbank zum traditionellen landwirtschaftlichen Wissen im Alpenraum
Ingrid Marie, Jonathan, Purpurroter Cousinot, Rote Sternrenette, Schaalbyer Rosen, Roter Eiserapfel, Spartan, Pariner: Mit solch klangvollen Namen bedachten unsere Vorfahren die Weihnachtsäpfel. Von roter Farbe mussten sie sein, wie blank poliert aussehen, nicht zu schwer, und von kleinem Wuchs. Denn die rot leuchtenden Äpfel waren nicht nur zum Essen da. Sie dienten auch als Schmuckwerk für den Weihnachtsbaum, der noch bis weit ins 19. Jahrhundert mit – zuweilen gold und silbern bemalten – Äpfeln, Nüssen, Gebäck und süssen Leckereien behängt war und deshalb auch Zuckerbaum genannt wurde. Weihnachtsäpfel gab es in vielen nur lokal verbreiteten Varietäten. Die Apfelzucht war noch bis ins 20. Jahrhundert hinein primär eine Sache des Produzenten. Alleine im Alpenraum geht die Zahl traditioneller Apfelsorten in die Tausende. Im professionellen Anbau haben sich nur die allerwenigsten erhalten, während in kleinen Nischen – manchmal sind es nur noch eine Handvoll Bäume – eine stattliche Sortenzahl den kommerziellen Kahlschlag überstanden hat. Das gilt auch für manche Weihnachtsapfelsorte, die da und dort auch in Baumschulen noch erhältlich ist und nach wie vor als Weihnachtsbaumschmuck verwendet wird. In Zeiten, als bestenfalls ein kühler Keller der Lagerung von Früchten und Gemüsen über einen langen Winter diente, wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, einen Weihnachtsapfelbaum nur aus Liebhaberei zu züchten. Weihnachtsäpfel wie der noch bis in die 1950er Jahre weit verbreitete Rote Eiserapfel wurden im Oktober geerntet und waren zwei Monate später, nach einer Nachlagerung, genussreif. Sie waren besonders gut lagerfähig und hielten sich noch weit bis in den nächsten Sommer hinein, wenn im Juli die ersten Frühsorten genussreif waren.
Mitmachen erwünscht
Mehr zu alten Apfel- und Obstsorten, Gemüse, Tierrassen, Kulturtechniken und Brauchtum auf www. Fundus-agricultura.wiki der Online-Datenbank für das traditionelle Wissen im Alpenraum. Dieses oft nur lokal verbreitete und mündlich überlieferte Kulturgut gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Fachkundige Laien sind herzlich zum Mitmachen eingeladen. Anmeldung und Anleitung auf www.fundus-agricultura.wiki
Das Wissen um Anbau, Haltung, Zucht, Nutzung und Produktionstechniken traditioneller Kulturpflanzen und Nutztiere im Alpenraum geht meist schneller verloren, als die Arten und Sorten. Wildtiere und -pflanzen brauchen für ihr Gedeihen ein geeignetes Ökosystem. Domestizierte Tiere und Pflanzen aber brauchen ausserdem Menschen, Techniken und Methoden, eine Bewirtschaftung. In den Alpen braucht die traditionelle Landwirtschaft besondere Techniken und Verfahren, um überhaupt nachhaltig produzieren zu können. Der Schutz von Sorten und Rassen ist langfristig nicht gewährt, wenn die Produktionsmethoden in Vergessenheit geraten. Daher ist es essentiell für die Lebenderhaltung der Agro-Biodiversität, das traditionelle bäuerliche Wissen zu sammeln und zu erhalten.
Kontakt
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