Was haben Flüchtlinge mit uns zu tun?
Das Haus der Solidarität sucht in einem Buch nach Antworten.
Vertreibt mein Handy Menschen aus ihrer Heimat? Flüchten Personen, weil ich Schokolade nasche? Anders gefragt: Hat es mit mir zu tun, wenn Millionen vor Klimakatastrophe, Krieg, karger Armut fliehen? Das neue Buch des Hauses der Solidarität (HdS) sucht Antworten auf diese Fragen. In 15 Geschichten begleitet es Menschen aus aller Welt auf ihrem Weg auf den Kontinent ihrer Träume: Europa. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren und die ganze Familie. Die Texte stammen von Alexander Nitz, Mitglied der HdS-Leitung. Die Zeichnungen sind von der Kinderbuch-Illustratorin Evi Gasser. Der Reinerlös aus dem Verkauf geht ans HdS.
Flucht und Migration – das sind DIE Themen, die Politik und Bevölkerung derzeit bewegen. Für Europa sind sie zur Schicksalsfrage geworden. Sie beherrschen Wahlkämpfe und Stammtische. Sie polarisieren und erregen die Gemüter. Gar manche wünschen sich, Flüchtlinge und Migrant*innen würden zurückkehren in ihre Heimat. Einige fragen sich, woher sie kommen und was sie aus ihrem Land weggeführt haben mag. Und manche gehen dem “Warum?” nach. Aber kaum jemand wagt die Frage: Was haben Flucht und Migration mit uns zu tun?
Die Gründe für die Flucht sind meistens offensichtlich: Es sind Krieg, Katastrophen, karge Armut. Dabei sei klar: Der Entschluss der Flüchtlinge “Weg, nur Weg!” sei oft kein freiwilliger. Wir tragen mit unserem Konsumverhalten und unseren Lebensgewohnheiten dazu bei und verscheuchen sie dann mit einem lauten: “Weg, nur weg!”” Die Kurzgeschichten möchten nicht den Eindruck vermitteln, dass alle Menschen in den Ländern des Südens einer solchen aussichtslosen Verstrickung unterliegen. Es gibt natürlich auch Länder bzw. Teilgebiete, in denen die Menschen ein relativ “normales” Leben führen. Auch wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht mit unseren vergleichbar sind, heißt das nicht automatisch, dass sie nicht glücklicher und ausgeglichener sein können als wir.
“Weg, nur Weg” ist der Titel des neuen, zweiten Buches des HdS – nicht “Weg, nur weg”. Denn es geht nicht nur ums Weggehen, sondern auch um Wege: Fluchtwege, Auswege, Lebenswege, … und ums Unterwegssein. In 15 Geschichten begleitet es Menschen wie den Tomatenbauern aus Ghana, den Viehhirten aus Niger oder den Fischer aus Senegal auf ihrem Weg ins “Eldorado”, dem Kontinent ihrer Träume: nach Europa.
Die Geschichten zeichnen die Wege der Bewohner*innen des Hauses der Solidarität nach, die sie tatsächlich erlebt haben oder erlebt haben könnten. Die Geschichten sind teilweise fiktiv, aber nicht erfunden. Sie beruhen auf Tatsachen und geschehen so tausendfach jeden Tag.
Das Buch bleibt aber nicht bei der Suche nach den Ursachen stehen”, sagt Elisabeth Griessmair, die Vize-Präsidentin des HdS. Es versucht, mögliche Wege aus den weltumspannenden Katastrophen aufzuzeigen. Dabei ist klar: “Weg, nur Weg” – es gibt nicht einen Weg. Es gibt deren viele.
Die Texte von “Weg, nur Weg” stammen von Alexander Nitz. Er ist Gründungsmitglied des HdS und viele Jahre Mitglied der Hausleitung. Er kennt die Wirklichkeit der Protagonist*innen des Buches auch aus seiner mehrjährigen Erfahrung in Projekten in Indien und Peru. “Weg, nur Weg” ist sein zweites Kinderbuch nach “Mut nur Mut”, dessen Mitautor er war, und das sich mehr als 4.000 Mal verkauft hat.
Ganz im Sinne des Buches ist auch, dass das Buch völlig klimapositiv hergestellt wurde. Klimaneutraler Druck ist gut, klimapositiver Druck ist besser. Es werden 10% mehr Emissionen kompensiert, als bei der Produktion entstehen. Die Erlöse fließen in ein Revitalisierungsprojekt von Trinkwasserbrunnen in Ruanda.
Seit 2002 hilft das Haus der Solidarität (HdS) in Südtirol/Italien jährlich 150 Menschen in Not. Senioren, Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familiensituationen, straffällige und haftentlassene Erwachsene, obdachlose und arbeitslose Menschen, psychisch Kranke, Suchtkranke, ausländische MitbürgerInnen, Flüchtlinge und AsylbewerberInnen, aber auch StudentInnen und Menschen, die sich für andere einsetzen, finden im HdS Hilfe und eine Bleibe. Das HdS beherbergt außerdem ökosoziale Organisationen.
Die laufenden Kosten für die vielfältige Arbeit des HdS wurden bisher ohne öffentliche Beiträge abgedeckt. Das Haus finanziert sich lediglich durch Mieteinnahmen, durch eigene Aktivitäten und Spenden.
Als Anerkennung für seine Arbeit erhielt es viele Preise.
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Haus der Solidarität
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