Intuitive, emotionale und intellektuelle Aspekte. Sie lassen uns darüber nachdenken, wie wir das Außen fühlen. Während der Art Week bis 14. Oktober in Berlin-Mitte zu sehen.
Dikla Sterns Porträts zeigen uns die Wahrnehmung der Umwelt als vielschichtigen Vorgang, der intuitive, emotionale und intellektuelle Aspekte vereint. Sie lassen uns darüber nachdenken, wie wir das Außen fühlen, Stimmungen wahrnehmen, wie wir beobachten und schlussfolgern. Wie wir auch immer wieder auf uns selbst zurückgeworfen werden. Unsere Deutungen bilden auch unsere Weltanschauung. Ein wiederkehrender Prozess, der immer wieder neu begangen wird. Und nie endet. Nur immer wieder “eröffnet” wird.
Als Dikla Stern vor drei Jahren nach Berlin kam, filmte sie. Egal ob im Auto oder im Bus. Ob alleine oder mit Freunden. Sie wollte Stimmungen einfangen, bestimmte Momente. Diese Momente haben sich dann wieder verflüchtigt. Sie hat diese eingefangen und lebhaft in Erinnerung behalten. Die Auseinandersetzung mit Berlin ist zu einem kontinuierlichen Thema geworden, der sich teils diskret, teils ganz direkt in den aktuellen Arbeiten zeigt. Ob es die Werkserie “Hotels Stories” (nicht ausgestellt) ist oder die Charakterstudien, die jeweils ganz eigene Gefühlswelten offenbaren: immer wieder geht es darum, Stimmungen wiederzugeben. Wie ist Berlin? Was empfindet man in Berlin? Dikla Stern nimmt hier eine besondere Härte wahr. Berlin ist ein hartes Pflaster. Wer sehr feinfühlig ist, braucht ein dickes Fell. Die Wahrnehmung der Dinge wird dadurch geschärft. Nach dem Motto: Wenn die Umgebung sich verändert, verändert man sich selbst. Und indem man sich selbst verändert, verändert man auch seine Wahrnehmung.
Dikla Stern ist viel unterwegs in der Stadt, sie macht sich Berlin so zu Eigen. In der Ausstellung werden bei Dunkelheit Berlin-Video-Sequenzen an die Leinwand geworfen. So hat man die Möglichkeit ihren nächtlichen und frühmorgendlichen Streifzügen zu folgen. Als Projektion auf das Bild “Nazi-Braut” konfrontieren diese Videos außerdem mit einem der härtesten Bilder der Malerin. Berlin ist heute eine Machtzentrale für Deutschland, in der auch europäische und internationale Politik gemacht wird. Was ist davon in Berlins Straßen spürbar? Wie wirkt Geschichte noch nach?
Als kritische Zeitgenossin verarbeitet Dikla Stern aktuelle Themen und Fragestellungen und reflektiert den Einfluss von Medien, Politik und Geschichte auf das Individuum. Ihr lebendiger und wacher Geist und ihr deutsch-jüdischer Hintergrund sensibilisieren sie besonders für gesellschaftliche Phänomene. Als Einzelgängerin, die keiner Gruppe angehört und als freier Geist, der in der Kunst verankert ist, schlägt sie einen individuellen Weg ein, der permanent neu erfunden werden muss. Und bedient sich dabei ganz eigener, mit der Zeit wechselnder Stilmittel. Ihr scharfsinniger, klarer Blick und ihre Fähigkeit, den Betrachter unmittelbar anzusprechen, sind zwei wesentliche Stärken ihrer künstlerischen Arbeit.
Wenn die Wahrnehmung ihrer Bilder unmittelbar funktioniert, dann ist sie wohl instinktiv. Situationen blitzschnell zu erfassen, dazu hat uns die Evolution in die Lage versetzt und macht uns letztendlich zu dem was wir sind. Beobachten, Momente wahrnehmen, Informationen filtern und reflektieren, das nimmt sich die Künstlerin vor. Und nimmt uns dabei mit.
Julia Walter M.A./ Kunsthistorikerin
Vernissage: Mittwoch 17. September 2014/ 19 Uhr, Live-Band
Finissage: Dienstag 14. Oktober 2014/ 19 Uhr, Live-Band
Ausstellungsdauer: 17. September – 14. Oktober 2014 | Mo-So 24h
Ort: Mein Haus am See (MHaS), Mo – So 24h, Brunnenstrasse 197-198, 10119 Berlin/Mitte
| U 8 Rosenthaler Platz/ Ecke Torstrasse
Eintritt: frei
Weiteres: Mein Haus am See, www.mein-haus-am-see.blogspot.de
Dikla Stern:
Grafikdesignstudium am Institut Avni – Hochschule für Kunst und Design in Tel Aviv 1999-2003. Anschließend folgt ein Studium in Kommunikations-design auf M.A. an der Hochschule für Technik und Gestaltung in Mannheim. Schwerpunkt und Abschluss ist in den Fächern Medienwissenschaft und Philosophie bei Prof. Dr. Thomas Friedrich 2005-2007. Heute freischaffender Künstler und Grafiker in Berlin. Arbeiten befinden sich bei Dipolomaten, Sammlern, Privatpersonen, Firmen und Galerien in Deutschland, Israel, Luxemburg, Schweiz, Frankreich und USA.
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