Lebensversicherer versprechen mehr, als sie halten können
(NL/6345307617) Hannover 13.11.2012
Das Handelsblatt und andere namhafte Nachrichtenmagazine berichteten in den vergangenen Wochen mehrfach über den schwindenden Optimismus der Lebensversicherer Deutschlands. Da war die Rede von Schieflage, Abkehr vom Garantiezins, unhaltbaren Zinsversprechen und mehr. Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Bild am Sonntag würden 69 % der Bundesbürger heute keine Lebensversicherung mehr abschließen.
Eine andere Schlagzeile gibt darüber Aufschluss, warum die Lebensversicherung für den Kunden so unrentabel ist. Branchenprimus Allianz lässt öffentlich verlauten, wie gut man an der Sparte Lebensversicherung verdient hätte. Wenn zwei Parteien (Kunde und Produktanbieter) mit dem gleichen Geld das gleiche Ziel verfolgen, nämlich Gewinne zu erzielen, wird einer leer ausgehen. Diese logische Weisheit gilt schon immer und wird trotzdem seit Jahrzehnten von den Verbrauchern missachtet. Dabei ist es so einfach. Wenn man selbst höhere Gewinne erzielen möchte, muss man den Zwischenhändler ausschalten.
Doch das Bewusstsein der Verbraucher verändert sich, zum Glück muss man sagen. Heute gibt es immer weniger Menschen, die unrentable Verträge wie Lebensversicherungen abschließen. Das Blatt hat sich gewendet. Immer mehr Menschen suchen Wege, sich so schmerzfrei wie möglich von ihren Verträgen zu trennen. Kein Wunder also, dass der Zweitmarkt für Lebensversicherungen boomt. Derzeit werden mehr Verträge gekündigt, als neu abgeschlossen. Ein Trend, der den Anbietern Sorgenfalten auf die Stirn treibt und sie unter Handlungszwang stellt. Doch anstatt die Produkte transparenter, kostengünstiger und rentabler zu machen, versucht man eher Lösungen durch die Politik zu erzielen. Der Vorschlag, sich vom Garantiezins zu verabschieden ist nur eines der haarsträubenden Wünsche der Branche. Man muss sich das mal vorstellen: Der Garantiezins wurde über Jahre immer weiter gesenkt auf heute 1,75 %. Probleme bereiten den Versicherern vor allem Altverträge mit höheren Verzinsungen.
Wer einen Vertrag bis Juli 1994 abschloss, erhielt einen Garantiezins von immerhin 4 % p.a. Verzinst wurde zwar nur der Sparanteil, der je nach Anbieter zwischen 50% und 80% der eingezahlten Beiträge ausmachte, aber 4 % sind von vielen Versicherern heute kaum noch zu erwirtschaften. Das Problem ist, dass die Anlagevorschriften die Versicherer zwingen, einen sehr hohen Anteil der Gelder sicher anzulegen. Sicher galten bisher z.B. Staatsanleihen. Folglich befinden sich unvorstellbare Volumina an Staatsanleihen in den Portfolios der Versicherungskonzerne, aus Staatsanleihen von Staaten, die aktuell bis zur Zahlungsunfähigkeit an Überschuldung leiden. Die Zinsen vergleichsweise sicherer Staatsanleihen sind mager und gehen gegen Null. Kein Wunder also, dass die Anbieter Probleme haben.
Die Abwanderung von Kunden stellt nicht nur die Lebensversicherer vor enorme Herausforderungen. Kapitalabfluss zieht irgendwann das Auflösen von Kapitalanlagen nach sich, wenn nicht genug Neugeschäft den Abfluss kompensiert. Massiver Verkauf von Staatsanleihen durch die Lebensversicherer würde Vater Staat Liquidität kosten. Es ist daher anzunehmen, dass das der Staat zu den Versicherern halten wird und entsprechende Lösungen schaffen wird.
Ein prominentes Beispiel dafür ist die Riester-Rente. Seit Januar 2002 gibt es bereits die Riester-Rente. Damals wurde sie als Ersatz dafür eingeführt, als durch die Altersvorsorgereform in den Jahren 2000 und 2001 die Durchschnittsrente von 70% auf 67% reduziert wurde. Der Ansatz damals war es, ein kostengünstiges Produkt zu schaffen, welches durch staatliche Förderungen einen hohen Anreiz bot zum Abschluss bot.
Die Verträge waren und sind auch heute noch sehr Bürokratie-lastig. Die Prämien müssen von den Riester-Sparern beantragt werden. Auch heute werden hohe dreistellige Millionenbeträge an Riesterförderungen verschenkt, weil sie nicht abgerufen werden. Andere riskieren die Förderung, denn die volle Förderung erhält man nur, wenn vier Prozent des sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommens des Vorjahres in den Vertrag gespart werden. Wer überprüft das denn jedes Jahr? Umfragen zufolge haben mehr als ein Drittel der Riester-Sparer das noch nie überprüft.
Die meisten Riester-Renten laufen in Form von Versicherungen. Die Banken müssen per Gesetz ebenfalls Riester-Verträge anbieten. Doch der hohe Verwaltungsaufwand und die Bürokratie haben den Riester-Banksparvertrag von den Beratungstischen der Bankkaufleute verbannt. Es gibt das Produkt zwar, aber vermittelt werden lieber Versicherungen. Die sind auch viel lukrativer für den Vermittler, denn von der anfänglichen schmalen Kostenstruktur ist heute nur noch sehr wenig übrig geblieben. Heute sind Riester-Renten teurer als ihre Schwesterverträge ohne Förderung.
Hat die Versicherungsbranche nichts gelernt? Offensichtlich nicht, denn die Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder. Anscheinend sind Lebensversicherungen grundsätzlich nicht in der Lage, Produkte zu schaffen, die es ihrem Kunden ermöglichen, Vermögen aufzubauen – ein Systemfehler, der auf Dauer zum Untergang der Branche führen wird. Den Versicherern steht das Wasser bis zum Hals. Doch auf die Politik wird Verlass sein. Es wird bestimmt etwas geben, was den Versicherern neues Geld in die Kassen spülen wird. Wir können nur beten, dass es keine Verpflichtung geben wird, in solche Verträge Geld einzusparen.
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