Der Fotograf Jan-Timo Schaube hat sich auf Marktlücken spezialisiert, sein Unternehmen wächst nach Corona wieder rasant
Von Frank Berno Timm, Hamburg
“Ich will wachsen, ich will etwas verändern.” Auf diese kurze Formel lässt sich das Credo von Jan-Timo Schaube, den alle bloß Timo nennen, bringen. Schaube, gelernter Kaufmann für audiovisuelle Medien, hat sich spezialisiert: Bundesweit fotografiert er in Kindertagesstätten, in Schulen und bei Abibällen. Seine Aufträge kann Schaube längst nicht mehr allein bewältigen: Parallel sind bis zu drei Teams erfahrener Fotografen für den Jungunternehmer von einem zum nächsten Kunden unterwegs. “Der andere Kitafotograf” – eine der drei Marken – hat einen klaren Vorteil: Schaube muss sich mit seinen Mitarbeitern nicht um den Vertrieb kümmern: Die Fotografierten können ihre Bilder über einen Onlineshop bestellen – das sei sogar klimaneutral, sagt Schaube. Zusammengefasst: Modern, viel Auswahl und alles online, statt vorgegebene Fotos und veraltete Mappen wie es von früher bekannt ist. .
Die Zahlen geben dem Hamburger recht: Im Jahr 2022 gingen über 10.000 Bestellungen ein, im Jahr 2021 waren es noch 5.978. Auch die ersten Ziffern für 2023 klingen vielversprechend: Im Januar waren es allein 477 Kunden, die Fotos orderten. Geht man noch weiter zurück, ergibt sich ein fast schon extremes Wachstum: Von 2019 auf 2022 haben sich die Bestellungen mehr als verdreifacht. Die “Corona-Delle”, sie betraf auch Timo Schaubes Arbeit, hat er längst überwunden.
Das alles ist kein Zufall. Das Gros der Kunden meldet sich über die Website, soziale Medien werden konsequent genutzt, allein auf Tiktok hat Schaube 23.000 Follower. Eine ganze Reihe Aufträge kommen über Empfehlungen zustande. Und wenn es richtig gut läuft, kann Schaube an einer einzigen Schule einen fünfstelligen Umsatz einfahren. Da wird es auch möglich, dass die Fotografenteams auf seine Kosten in Hotels übernachten – schließlich kann es sein, dass er für einen Auftrag bis nach Ravensburg fahren muss, das sind von Hamburg knapp 780 Kilometer.
Gutes Arbeitsklima, klares Konzept
Rückblick: Ende Januar hat Schaube in einem angemieteten Studio einen Workshop für seine Leute veranstaltet. Schnell entsteht eine so lockere wie verbindliche Atmosphäre. Es treffen sich erfahrene, interessierte Kollegen und Kolleginnen, die schnell miteinander ins Gespräch kommen – Schaube ist mittendrin und hat zwischendurch auch mal seinen kleinen Sohn, der erst ein paar Wochen alt ist, auf dem Arm.
“Ich kann mich selber verwirklichen”, sagt Fotografin Antje, es sei “wirklich richtig gut”, für Schaube zu arbeiten. “Das Geld muss stimmen”, umreißt dieser seinen Umgang mit den Kollegen, denen er gute Honorare zahlt.
“Der Abiballfotograf” weiß, dass er mit lebendigen Menschen und nicht mit Kostenstellen arbeitet. Fotosets mit Studioblitzen sind aufgebaut, Schaube hat Werbebanner mit tollen Fotos von Kindern und Jugendlichen.
Schon in der Vorstellungsrunde wird deutlich, dass Schaube und seine Leute auf Qualität setzen. “Dumpingpreise sind eine Katastrophe” – dieser Satz fällt das ganze Wochenende immer wieder. Und Schaube kritisiert deutlich, dass in der Branche Honorare an Kollegen gezahlt würden, von denen die Fotografen kaum leben könnten – der Druck auf sie sei entsprechend “Der andere Schulfotograf” muss bei seinen Terminen zwar auch Fotos in großen Mengen produzieren, bringt aber immer zwei Sets mit, die er preiswert eingekauft hat, in die Schulen sogar drei. Da gibt es den schlicht-weißen Studiohintergrund genauso wie andere Farben, ein weiteres Set zeigt eine mit Graffiti verzierte Wand. “Das ist zwar aufwändig, aber wir wollen uns genau dadurch von den Mitbewerbern absetzen”, sagt der Medienkaufmann. In die Kindergärten fahren die Fotografen allein, in die Schulen zu zweit.
In den letzten fünf Jahren haben sich Schaube und seine Leute ein klar strukturiertes System aufgebaut, das immer gleich abgearbeitet wird. Der Fotograf begrüßt sein “Modell”, fotografiert eine Art “Laufzettel” mit QR-Code, der auch für die Bestellungen genutzt werden kann. Dann geht es ans erste Set: Bestimmte Posen werden aufgenommen. Die Kinder (oder Schüler) verschränken die Arme oder stützen sich auf einen Tisch, dessen Platte als Spiegel ausgeführt ist. In Windeseile geht es zum zweiten Set: Im Schneidersitz, auf dem Boden liegend, folgen die nächsten Aufnahmen. Das Ganze dauert nur wenige Minuten. “Wir wollen uns ein bisschen abheben”, sagt Schaube; andere hätten nur ein Set für wenige Fotos dabei. Auftraggeber, die seine Preise möglichst drücken wollen, können mit Schaube nicht ins Geschäft kommen – aber längst gibt es Orte, an denen die Fotografen Kinder, die sie in einer Kita aufgenommen haben, in der Schule wieder treffen.
Und was bezahlen die Kunden? Für die Bilder aus den Kindertagesstätten offeriert Schaube auf seiner Website drei Pakete, die preislich zwischen knapp 20EUR und 70EUR liegen; sie enthalten ganz unterschiedliche Leistungen. In der Schule sind die Preise ähnlich, Abiturienten macht Schaube entweder individuelle Angebote oder bietet eine Fotoflatrate an.
Was sich bei solchen Terminen abspielt, kann man am zweiten Tag des Workshops erleben. Der kleine B., ein siebenjähriger, äußerst aufgeweckter Junge, macht die Fotositzung zu einem fröhlichen Fest mit viel Gelächter. Die etwas ältere L. kann bei Timo etwas über Posen und Studioaufnahmen lernen. Während der Sitzungen entstehen Videoaufnahmen, die Timo Schaube für Werbezwecke einsetzen will. Dann läuft die Kamera weiter: In kurzen Interviews erzählen Schaube und seine Kollegen von ihren Erfahrungen. Es überrascht nicht, dass diese positiv sind. “Der andere Schulfotograf” sieht sich als einer der Marktführer, und er will noch höher hinaus. Das könnte, selbst in unsicheren Zeiten, auch klappen.
https://der-andere-kitafotograf.de
https://www.der-andere-schulfotograf.de/
https://www.abiballfotograf.me/
Autor: Frank Berno Timm www.Wortvision.de
Urheber der Fotos: Bernd Marzi
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Freiberufler, 2017 gestartet mit Fotografie in Kitas, Schulen und bei Abibällen.
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