Voraussetzung sind DTP-Kenntnisse und das richtige CAT-Tool
Renate Gade, DTP-Spezialistin bei der WIENERS + WIENERS GmbH
Immer mehr Marketing-Abteilungen und Werbeagenturen arbeiten mit Adobe InDesign. Denn das Layout- und Satzprogramm bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Und ansprechend gestaltete Flyer, Imagebroschüren und Produktkataloge entfalten eine besonders verkaufsfördernde Wirkung. Die Globalisierung der Wirtschaft erfordert es, dass die Unternehmen ihr gesamtes Marketing-Material auch in den Sprachen jener Länder produzieren, in denen sie tätig sind.
Da eine in InDesign gestaltete Seite aus unzähligen Textfeldern und Fotos bestehen kann, ist es möglich, eine Broschüre bis ins kleinste Detail zu layouten. Aber gerade dieser gestalterische Vorteil von InDesign bereitet vielen Übersetzern große Kopfschmerzen und führt immer wieder zu einem Scheitern des Projekts. Dabei sind die orthografische oder stilistische Überarbeitung oder die Übersetzung der Texte in InDesign kein Hexenwerk, wenn man die Prozesse kennt, die Regeln beachtet und die richtigen Tools einsetzt.
Ohne eine entsprechende Software muss der gesamte Text Textfeld für Textfeld in ein Word-Dokument übertragen werden, um übersetzt werden zu können. Danach müssen die übersetzten Absätze einzeln wieder in InDesign übernommen werden. Abgesehen vom hohen Zeitaufwand besteht dabei immer die Gefahr, dass bei den vielen Copy-and-paste-Handgriffen Textteile abgeschnitten oder vergessen werden.
Seit der Version CS4 verfügt Adobe InDesign über die Möglichkeit, die Daten im IDML-Format (IDML = InDesign Markup Language) zu exportieren. Dieses Dateiformat kann vom CAT-Tool (CAT = Computer-aided Translation) SDL Trados Studio eingelesen und bearbeitet werden, wenn es vorher korrekt exportiert wurde. Das Layout wird bei der Übersetzung beibehalten. Der Einsatz von SDL Trados und das Erfassen der Texte im Translation-Memory-System gewährleisten zudem die Einheitlichkeit der Übersetzungen.
Gleichwohl bedarf es noch einiger Vorarbeiten. Um dem Übersetzer seine Arbeit zu erleichtern, ist es sinnvoll, dass der zu übersetzende Satz innerhalb eines Segments (im Sinne eines Textbausteins) im CAT-Tool erscheint. Zu diesem Zweck müssen die IDML-Dateien so bearbeitet werden, dass sie möglichst wenig Fehlerquellen enthalten.
So sind die vom Kunden manuell gesetzten Trennstriche, Tabulatoren und Hard Returns in der Übersetzung nicht hilfreich und können komplett gelöscht werden.
Musterseiten, Ebenen und Montageflächen, die nicht zu übersetzende Texte enthalten, werden gesperrt. Unter Umständen müssen die Texte dazu erst auf eine Ebene verschoben werden, die dann gesperrt werden kann.
Generell sollten alle Ebenen, die nicht übersetzt werden sollen, gesperrt werden. Auf diese Weise werden die IDML-Dateien, die in der Regel mehrere aktive Ebenen enthalten, in ihrer Größe möglichst klein gehalten.
Wurden den Texten in einer Datei verschiedene Sprachen zugewiesen, kann die Zielsprache nach der Übersetzung nicht zugewiesen werden. Das führt zu falschen Trennungen, die ebenfalls vor dem Import in Trados korrigiert werden müssen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kontrolle des Spacing. Sowohl Headlines als auch Fließtext können zu Gestaltungszwecken spationiert sein. Die Informationen zur Spationierung sollten notiert werden, damit das Spacing nach der Übersetzung wieder übernommen werden kann. Auch Absatzformate können nach der Übersetzung wieder eingelesen werden und weisen das gewünschte Spacing auf.
Verwendet der Kunde keine Standardschriften, kann es zu einem Übersatz kommen. Dieser wird nicht angezeigt, da er nicht mehr in die Textbox passt. Bevor der Übersatz gelöscht wird, sollte das PDF-Dokument des Kunden daraufhin kontrolliert werden, ob dieser Text tatsächlich übersetzt werden soll oder der Kunde vergessen hat, ihn zu löschen!
Probleme können auch die Funktionen Änderungsverfolgung, Notizen und Aufgaben, die seit Kurzem in InDesign zur Verfügung stehen, beim Import in das CAT-Tool bereiten. Es kommt vor, dass Texte fehlen, Texte der Notizen ebenfalls im CAT-Tool erscheinen oder die IDML-Datei zu einer Fehlermeldung in Trados führt.
Tauchen bei einer Datei Probleme auf, empfiehlt es sich, erst einmal die Schritte Änderungen annehmen und danach Änderungsverfolgung deaktivieren durchzuführen. Wurden Notizen für die Bearbeitung in InDesign angelegt, können diese Bearbeitungshinweise anstelle des Textes im Textrahmen erscheinen. Diese Notizen können gelöscht werden, da sie für die Übersetzung nicht relevant sind. Eine Fehlermeldung beim Öffnen der Datei in InDesign, die mit der Funktion Aufgaben angelegt wurde, kann ignoriert werden.
Ist die Übersetzung abgeschlossen, sollten die Texte noch einmal sorgfältig auf doppelte Wortabstände, die sprachspezifischen Richtlinien (z. B. im Französischen Wortzwischenraum vor : ; ! ?) und das Spacing überprüft werden. Nach Abschluss aller Arbeiten erhält der Kunde die übersetzten Broschüren im gewünschten Layout zurück und hat sich und seinem Grafiker Zeit, Nerven und Kosten erspart.
Die WIENERS+WIENERS GmbH mit Sitz in Ahrensburg bei Hamburg wurde 1990 gegründet und beschäftigt heute über 50 Mitarbeiter sowie weltweit mehr als 900 freie Übersetzer und Lektoren. Das Leistungsspektrum deckt die Bereiche Übersetzen, Adaptieren und Korrigieren von Texten aus Werbung, Wirtschaft, Recht, Wissenschaft und Technik ab. Die handverlesenen muttersprachlichen Übersetzer gewährleisten schnelle Übersetzungen jeglicher Texte in über 70 Sprachen. Internationale Übersetzungsstandards und ein hauseigenes Lektorat mit 17 Sprachexperten für deutsche und englische Texte garantieren allerhöchste Qualität der erbrachten Leistungen. Zu den Kunden zählen nicht nur die meisten führenden deutschen Werbeagenturen, sondern auch zahlreiche Großunternehmen aus Industrie und Wirtschaft sowie über 2.000 kleine und mittelständische Firmen.
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