Positive Gefühle beugen Burnout vor / Glücksempfinden ist erlernbar / Wohlbefinden basiert auf Zielen, Feedback und guten Beziehungen
Köln, 13. September 2018. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – diese Volksweisheit kennt fast jeder. Doch die Positive Psychologie stellt diese Weisheit zumindest in Frage. Sie geht von der Annahme aus, dass positive Gefühle eine Grundlage für den Erfolg sind. Menschen, die sich wohlfühlen, sind kreativer und finden leichter Lösungen für anspruchsvolle Aufgaben als ängstliche oder gestresste Zeitgenossen. Zudem haben sie bessere Beziehungen zu anderen Menschen. “Die Auswirkungen einer positiven Grundstimmung reichen sogar noch weiter: Sie erhöhen in schwierigen Situationen die Widerstandskraft und beugen Burnout vor. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist somit ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen”, so Iris Dohmen, die als Fachgebietsleiterin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.
Angst, Stress und negative Gedanken schränken die Leistungsfähigkeit des Gehirns ein. Neuen Herausforderungen begegnen Beschäftigte in dieser Stimmungslage eher mit Standardlösungen. Mitarbeiter, die sich gut fühlen, sind hingegen offen für neue Denk- und Verhaltensmuster. Dadurch finden sie bessere Lösungen für ihre Arbeitsaufgaben und unterstützen so den Unternehmenserfolg.
Glücksempfinden ist steuerbar
Die Positive Psychologie erforscht unter anderem, welche Faktoren zum Glück beitragen. Wichtige Einflussgrößen sind die Möglichkeit, die eigenen Stärken einzusetzen und weiterzuentwickeln, positive Beziehungen zu anderen Menschen und die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns. Dabei zeigt sich, dass das eigene Verhalten neben der Veranlagung maßgeblichen Einfluss auf die Zufriedenheit hat. “Meist richten wir unsere Gedanken auf die Aufgaben, die nicht gut gelaufen sind. Erfolge hingegen werden nicht ausreichend gewürdigt. Für das Wohlbefinden ist es jedoch förderlich, die Aufmerksamkeit auf die positiven Erlebnisse zu richten. Ein positiver Tagesrückblick, sich selbst Komplimente machen, bewusstes Empfinden von Dankbarkeit, gezielt eigene Stärken nutzen und achtsames Genießen sind Maßnahmen im Sinne der Selbstfürsorge und Selbstwertschätzung. Sie sind zeitökonomisch und kostenfrei anwendbar”, rät Dohmen.
Ein nettes Wort zu Kollegen, gemeinsames Lachen, aber auch die gezielte Konzentration in einer Meditation oder Sport beeinflussen die Gefühle positiv. Fällt es schwer, den Sinn in den beruflichen Aufgaben zu erkennen, kann ein Wechsel der Perspektive helfen: Statt die Arbeit als Broterwerb zu sehen, rückt die Frage nach dem Nutzen der Tätigkeit für Kunden und Kollegen in den Mittelpunkt. Dabei zählen auch die kleinen Erfolge wie die Unterstützung einer überlasteten Kollegin oder das positive Feedback eines zufriedenen Kunden.
Die Macht der Gefühle nutzen
Was beeinflusst die Zufriedenheit mit einer Tätigkeit? Antwort auf diese Frage liefert neben der Glücksforschung der Blick auf beliebte Computerspiele, die Menschen unwiderstehlich in ihren Bann ziehen. Das Geheimnis: Die zielgerichtete Aufgabe, das kontinuierliche Feedback und der Einsatz der eigenen Stärken bringen die Spieler in einen Flow. Wird dieser Zustand der tiefen Versunkenheit in die Aufgabe erreicht, nutzt ein Mensch sein Potenzial optimal. Am besten gelingt dies, wenn eine Tätigkeit die Fähigkeiten des Betreffenden fordert, ohne ihn zu überfordern. “Führungskräfte können maßgeblich zur Zufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten beitragen, indem sie die Erkenntnisse der Glücksforschung nutzen. Herausfordernde Aufgaben, die zu den Fähigkeiten des Mitarbeiters passen und deren Auswirkungen erkennbar sind, sowie regelmäßiges Feedback und Wertschätzung tragen zum Wohlbefinden im Job bei. Mitarbeitergespräche, die nicht nur Verbesserungspotenziale aufzeigen, sondern auch gute Leistungen würdigen, unterstützen diesen Effekt”, erklärt Dohmen.
Weitere Informationen unter www.tuv.com/abo-psychologie bei TÜV Rheinland.
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