Systematische Ansätze in der Beratung von Patienten/Kunden mit chronischen Schmerzen

Sehr geehrte/r Leser/in,

ich möchte Ihnen in mehreren Teilen meine Seminararbeit im Rahmen der Ausbildung zum „Systemischen Berater“ INSYS® mit dem Titel „Systematische Ansätze in der Beratung von Patienten/Kunden mit chronischen Schmerzen“ vorstellen.

Teil 10

7. Reframing (Umdeutung)

 

„Eine Umdeutung besteht…. Darin, den begrifflichen und gefühlsmäßigen Rahmen in

dem eine Sachlage erlebt und beurteilt wird, durch einen anderen zu ersetzen, der

den `Tatsachen´ der Situation ebenso gut oder besser gerecht wird und

dadurch ihre Gesamtbedeutung ändert.“ (Watzlawick et. al., 1975, S. 118)

 

Nehmen wir als Beispiel wieder die Klientin, der es nach der Sitzung so viel besser

geht, dass sie hoch motiviert die Fenster in ihrer Wohnung putzt.

Diesmal kommt sie in die darauffolgende Stunde, und auf die Frage, wie es ihr in den

Tagen danach ergangen sei antwortet sie: „ Es ist mir etwas besser gegangen. Die

Schmerzen waren weniger und ich habe mich insgesamt wohler gefühlt. Dann habe

ich die Fenster in meiner Wohnung geputzt und später war alles wie vorher! Das war

ein Fehler!“

 

Ziel des Reframings ist es, dass der Klient befähigt wird, sinnvollere und nicht

abwertend-problematische Interpretationen für sein Verhalten zu finden, oder andere

soziale Situationen (Kontexte) zu reflektieren, in welchen das als problematisch

erlebte Verhalten durchaus angebracht ist und sogar eine wichtige Ressource seiner

Persönlichkeit darstellt. (Dr. M. Barthelmess)

 

Reframing basiert auf folgenden Grundannahmen:

–          Jedes noch so problematische Verhalten bezweckt etwas Gutes und ist in

Irgendeiner Weise sinnvoll.

 

Es gibt nicht nur die eine „Wirklichkeit“ oder die eine „Wahrheit“.

–          Jeder Mensch hat die Ressourcen, die er für einen neue Sicht seiner Welt und

Einen produktiven Umgang mit ihr braucht.

 

Jeder Sachverhalt, der von dem Klienten als „Problem“ gesehen wird, beinhaltet auch

positive Aspekte. Diesen Blick kann man insbesondere dann gewinnen, wenn man

untersucht, welchen Nutzen das Problem im Lebenszusammenhang des Klienten hat.

 

Bleiben wir bei dem Beispiel.

Auf die Frage, wie sie sich gefühlt habe, als die Fenster geputzt waren, antwortet die Klientin, sie wäre stolz gewesen, es geschafft zu haben. Sie wäre begeistert

gewesen, als die Sonne auf die klaren Scheiben schien und sie hätte für einen

Moment vergessen, dass sie krank ist. Ich habe mich wie eine normale Hausfrau gefühlt.

 

Medizinisch könnte man es auch so erklären:

Dadurch, dass die Klientin ein positives Erlebnis hatte, wird die Produktion von

Endorphinen gesteigert. <diese verändern den Stoffwechsel im Gehirn und damit in

der Muskulatur und im Bewegungsapparat.

Dass am anderen Tag vermehrt Schmerzen auftreten, kann auch an der mangelnden

Kondition oder an dem mangelnden Training liegen, muss also nicht kausal mit der

Grunderkrankung etwas zu tun haben.

 

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Mit freundlichen Grüßen

Sissi Tiedemann

 

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

URL: http://www.physiomed-bogenhausen.de/

Email: info@physiomed-bogenhausen.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


CAPTCHA-Bild
Bild neu laden