(ddp direct)Nürnberg, 20. Februar 2012: Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) kritisiert die aktuellen Änderungspläne der ärztlichen Approbationsordnung. Im Gespräch ist, das bislang frei wählbare dritte Tertial für Medizinstudenten im Praktischen Jahr (PJ) durch einen viermonatigen Pflichtabschnitt in einer allgemeinmedizinischen Praxis zu ersetzen. Mit diesem Zwangstertial ist den Studenten die Wahlfreiheit im dritten Tertial und der damit verbundene Zugang zur Vielfalt der medizinischen Fächer verwehrt. Zudem sind die meisten hausärztlichen Praxen nicht darauf ausgerichtet, Medizinstudenten auszubilden, so Professor Alexander Schleppers, ärztlicher Geschäftsführer BDA.
Das PJ findet bislang im letzten Jahr des Medizinstudiums statt und dient dazu, die Kenntnisse in der praktischen Arbeit direkt am Patienten zu vertiefen. Dazu zählen auch die Teilnahme an klinischen Konferenzen und pharmakotherapeutischen und klinisch-pathologischen Besprechungen. Entscheidend dabei ist, dass die Medizinstudenten professionell angeleitet werden und die Chance haben, ihre Arbeit am Patienten aus interdisziplinären Blickwinkeln kennenzulernen.
Das PJ unterteilt sich in drei Ausbildungsbereiche von je 16 Wochen: Ein Tertial Innere Medizin, ein Tertial Chirurgie und wahlweise ein Tertial Allgemeinmedizin oder eines der übrigen klinisch-praktischen Fachgebiete. Diese Wahlfreiheit soll nun ersatzlos gestrichen werden. Stattdessen sei geplant, die Studierenden zukünftig zu vier Monaten allgemeinmedizinischer Praxis zu verpflichten. Die Primärversorgung während des Studiums qualitativ zu stärken, sei zwar wichtig, so der BDA. Jedoch verschärft diese einseitige Fokussierung auf einen Nachwuchsmangel in der Allgemeinmedizin die mindestens genauso relevanten Probleme in anderen Fachdisziplinen, bemängelt Professor Götz Geldner, Präsident des BDA.
Das Wahltertial bietet den Disziplinen also nicht nur die Chance, junge Mediziner von ihrem Fach zu überzeugen, sondern auch eine gewisse Orienterung hinsichtlich der Wahl des richtigen Weiterbildungsfaches und Weiterbildungsstelle. Beeinflusst wird die Entscheidung für ein Fachgebiet weiterhin durch Faktoren, wie gutes Arbeitsklima, positive Arbeitsbedingungen und vor allem eine strukturierte Ausbildung. Es ist die Frage, ob Hausarztpraxen zum jetztigen Zeitpunkt eine qualitativ hochwertige Ausbildung gewährleisten können. Rein aus logistischer und finanzieller Sicht gibt es Gründe, die uns daran zweifeln lassen, so Schleppers. Die Studenten sollten die Freiheit eines Wahltertials haben, um für ein Fach richtig motiviert und entflammt zu werden. Möchte man grundsätzlich die Allgemeinmedizin verpflichtend verankern, bietet sich hier eher eine Pflichtfamulatur in der Allgemeinmedizin an.
Der BDA unterstützt daher ausdrücklich die Position der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Dieser Änderungsantrag der bvmd liegt dem Gesundheitsausschuss des Bundesrates zur Novelle der Approbationsordnung vor.
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