Strahlentherapie bleibt die Therapie der ersten Wahl für niedrig-gradige Gliome

Im ASCO Meeting 2013 (Amerikanische Gesellschaft für klinische Onkologie) wurden die Ergebnisse der EORTC-Studie 22033-26033 vorgestellt: In einer großen, internationalen, randomisierten Studie wurde die Strahlentherapie mit der Chemotherapie mit Temozolomid verglichen. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen für das progressionsfreie Überleben beobachtet, obwohl die Strahlentherapie numerisch begünstigt war. Jedoch erlaubt die molekulare Charakterisierung von Tumoren eine passende Selektion der Behandlungsmethode.

Die Ergebnisse der EORTC-Studie 22033-26033 wurden, anlässlich des Jahrestreffen der American Society for Clinical Oncology (Amerikanische Gesellschaft für klinische Onkologie) in Chicago vom Projektleiter der Studie Frau Prof. Dr. Dr. med. Brigitta Baumert (Leitende Oberärztin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der MediClin Robert Janker Klinik in Bonn), vorgestellt. In dieser Studie wurden 477 Patienten aus 18 Ländern randomisiert (nach molekularen Stratifikation gemäß 1P-Status) zwischen Strahlentherapie (240 Patienten) und Chemotherapie mit Temozolomid (237 Patienten), ein Medikament, von dem gezeigt wurde, dass es eine Aktivität bei niedrig-gradigen Gliomen hat. Die Studienergebnisse zeigen, dass First-Line Behandlung mit Temozolomid im Vergleich zur Strahlentherapie das progressionsfreie Überleben in dieser Gruppe von hochrisiko-niedriggradigen Gliom Patienten nicht verbessert.

“Dies ist die erste Studie, in der prospektiv primäre Gehirntumore basiert auf molekularen Markern ausgewertet wurden. In der Zukunft wird die Diagnose von niedrig-gradigen Gliomen durch eine differenzierte molekulare Charakterisierung des Tumors definiert werden. Hiervon hängt auch die Behandlungsstrategie ab”, so Frau Dr. Baumert.

Das Behandlungsresultat für Patienten mit einem niedirg-gradigen Gliom ist sehr unterschiedlich. In früheren randomisierten Studien der EORTC und von anderen Gruppen wurde gezeigt, dass die Behandlung bei Patienten ohne zusätzliche Risikofaktoren aufgeschoben werden kann. Für Hochrisiko-Patienten könnte Strahlentherapie von Nutzen sein. In der EORTC-Studie 22033-26033 wurde für Patienten mit einem prognostisch ungünstigen Profil untersucht, ob primäre Chemotherapie gegenüber der Standard-Strahlentherapie das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben verlängert.

Ein Ziel der Studie war es auch, prognostische molekulare Faktoren, die eine Entscheidung für eine Behandlung unterstützen können, zu ermitteln. Zum Zeitpunkt der Konzeption der Studie wurde die prognostische Bedeutung für das Ansprechen des Tumors auf die Behandlung beim Vorliegen einer chromosomalen Deletion auf dem kurzen Arm von Chromosom 1 bekannt, und folglich wurden Patienten wurden vor der Randomisierung hierfür stratifiziert. Weitere Marker werden nun, da die Studie abgeschlossen ist, untersucht. Es soll die Frage beantwortet werden, warum einige Patienten eine deutlich bessere Entwicklung haben als andere.

“Dies ist eine sehr wichtige Studie in unserem Bestreben, Behandlungsstrategien zu personalisieren. Behandlungsentscheidungen wie Intensivierung der Therapie bzw. eine zurückhaltende oder keine Therapie, werden zukünftig auf dieser Basis getroffen”, sagte Roger Stupp, Leiter des Züricher Cancer Center der Univeristät und Präsident der EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer).

Bei einem medianen Follow-up von 45,5 Monaten und einer Tumorprogression bei 246 Patienten, gab es keinen statistischen Unterschied im progressionsfreien Überleben, dem primären Endpunkt. Insgesamt war die Toxizität mild. Eine hämatologische Toxizität Grad 3 wurde in 9% der mit Temozolomid behandelten Patienten beobachtet.

Sekundäre Analysen waren Gesamtüberleben und die Auswirkungen des 1p-Status. Das mediane Gesamtüberleben wurde noch nicht erreicht, aber für die 1p Deletion wurde bestätigt, dass diese ein positiver prognostischer Faktor unabhängig von der Behandlungsmethode war (p-Wert stratifiziert nach Behandlung, progressionsfreies Überleben: p = 0,0003; HR = 0,59, 95% CI (0,45-0,78 ), Gesamtüberleben: p = 0,002; HR = 0,49, 95% CI (0,32-0,77). Obwohl der Interaktionstest nicht signifikant war, gab es für Patienten, die mit Temozolomid behandelt wurden, einen Trend für ein kürzeres progressionsfreies Überleben als bei Patienten, die ein intaktes 1p hatten, und das Gesamtüberleben kann besser sein für Patienten, deren Tumor die 1p Deletion vorweist. Die Überlebensanalysen erfordern eine weitere Reifung und mehr molekulare Daten (1p/19q, IDH1 usw.) Zur weiteren Charakterisierung der Responder auf eine Therapie mit Temozolomid und für eine bessere Entscheidungshilfe für eine Behandlung, laufen zur Zeit weitere Analysen der molekularen Profile, der Neurokognition und der Lebensqualität.

Diese Intergroup-Studie wurde von den EORTC Radioonkologie und Brain Tumor Gruppen in Zusammenarbeit mit dem Medical Research Council Clinical Trial Unit des Vereinigten Königreichs, der National Cancer Institute of Canada Clinical Trial Group, und der Trans-Tasman Radiation Oncology Group in Australien koordiniert.

Weitere Informationen über EORTC-Studie 22033-26033 finden Sie unter:

http://www.eortc.org/news/radiotherapy-remains-treatment-first-choice-high-risk-low-grade-glioma-results-eortc-trial-2203

Über die MediClin Robert Janker Klinik
Die MediClin Robert Janker Klinik ist eine Fachklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Palliativmedizin, Radiologie und Neuroradiologie. Sie ist mit 83 Betten im Bettenbedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen ausgewiesen. Damit können selbstverständlich auch gesetzlich Krankenversicherte die Behandlungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Therapiekonzepte werden sowohl stationär als auch in Zusammenarbeit mit dem MVZ MediClin Bonn ambulant angeboten. Benannt ist die Klinik nach ihrem Gründer, dem Radiologen Prof. Dr. Robert Janker. Er ließ 1937 in Bonn ein Röntgeninstitut errichten, dem er nach dem Krieg eine Krankenstation angliederte. Hieraus entwickelte sich bis heute eine moderne und leistungsstarke Fachklinik.

Über das MVZ MediClin Bonn
Das MVZ MediClin Bonn befindet sich an der MediClin Robert Janker Klinik und deckt die beiden Fachbereiche Strahlentherapie und Neurochirurgie ab. Das MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) bietet die ambulante strahlentherapeutische und radioonkologische Versorgung von Tumorpatienten an. Bei Bedarf kann die ambulante Behandlung durch die Vernetzung mit der MediClin Robert Janker Klinik auch stationär problemlos erfolgen.

Über die MediClin
Die MediClin ist ein bundesweit tätiger Klinikbetreiber und ein großer Anbieter in den Bereichen Neuro- und Psychowissenschaften sowie Orthopädie. Mit 34 Klinikbetrieben, sieben Pflegeeinrichtungen und elf Medizinischen Versorgungszentren ist die MediClin in elf Bundesländern präsent und verfügt über eine Gesamtkapazität von rund 8.000 Betten. Bei den Kliniken handelt es sich um Akutkliniken der Grund-, Regel- und Schwerpunktversorgung sowie um Fachkliniken für die medizinische Rehabilitation. Für die MediClin arbeiten rund 8.300 Mitarbeiter.

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