Stefan Kühn: Gold als sicherer Hafen?

Stefan Kühn: Gold als sicherer Hafen?

Starke und langfristige fundamentale Faktoren sprechen für das ,gelbe Metall’! – aber mit Preisrückschlägen muss immer gerechnet werden – der Zeithorizont ist entscheidend!

BildAnders als Bitcoin verzeichnet der Goldpreis seit März dieses Jahres eine erfreuliche Entwicklung!
Zwar fiel der Kurs des gelben Metalls vom Allzeithöchst von EUR 1’737 im Juli 2020 auf EUR 1’420 im März 2021. Das ist ein deutlicher Kursrückgang von 18%. Seither hat sich der Goldpreis wieder stetig erholt und liegt derzeit bei knapp EUR 1’555 oder 7% höher als das März tief – aber immer noch EUR 180 unter dem Höchstwert. Mit deutlichen Preisrückschlägen muss also beim Gold – wie an der Börse auch – immer wieder gerechnet werden! Gold also als sicheren Hafen zu bezeichnen, ist also eine sehr gewagte Aussage!” analysiert Stefan Kühn die Preisentwicklung der letzten 12 Monate.

… aber das Gold ist gestützt durch starke und langfristige fundamentale Faktoren! Ein langfristiger Anlagehorizont ist aber nötig!

1. Explodierende Staatsverschuldung

“Für Gold sprechen starke, langfristige Faktoren” legt Stefan Kühn dar. “1. Die explodierende globalen Staatsverschuldung. So wuchsen die Staatsschulden bis Jahresende 2020 weltweit auf 53 Billionen US-Dollar (eine Zahl mit 14 Stellen!). Das sind 5% mehr als der Schuldenstand von 2019 gemäß einer Studie von Standard & Poors’ (S&P). Seit 2015 ist der globale Schuldenberg somit um 30% gewachsen. Der größte Schuldner der Welt sind die USA mit knapp 27 Billionen. Das entspricht knapp 50% der gesamten Staatsschulden!
Der Anstieg der Staatsverschuldung führen die S&P-Analysten einerseits auf die abgeschwächte Konjunktur und die Stimulierungsmassnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurück. Andererseits ist der globale Schuldenanstieg auch eine Folge der günstigen Re-Finanzierungskonditionen angesichts der weltweit niedrigen Zinsen.

In diesem Jahr werden die Regierungen rund um den Globus 8,1 Billionen Dollar neue Schulden aufnehmen. Mit rund 70 Prozent dieser Summe werden bestehende Schulden refinanziert. Die Neuverschuldung liegt laut der S&P-Studie bei 2,3 Billionen Dollar – das entspricht 2,6 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Käufer dieser Schulden sind vor allem die Notenbanken dieser Welt (Wir haben berichtet!) Eine Abkehr von dieser Entwicklung ist kaum (resp. kurzfristig nicht) zu erwarten!” stellt Stefan Kühn fest.

Abkehr der Gegner der USA vom US-Dollar – Gold als strategische Anlage?

2. Abkehr vom Dollar

“Mit dem Aufstieg Chinas zur Weltmacht nimmt auch die Abkehr vom Dollar an Fahrt auf. China schart gezielt die Gegner der USA um sich. Dies sind vor allem Russland und der Iran. Als sichtbare Institution wirkt hier die ,Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit’ – eine Gegenorganisation zur G7-Gruppe! Der Hintergrund ist auch hier der große Rohstoffbedarf des ,Reichs der Mitte’ resp. der machtpolitische Aufbau eines Gegengewichts zu den USA treibende Kraft! Russland z.B. hat bereits alle in US-Dollar denominierten Vermögenswerte abgestoßen (dies nicht zuletzt als Reaktion auf die Sanktionen des Westens gegen Russland!). Als Ersatz für diese Vermögenswerte wird zu einem großen Teil Gold dienen! Natürlich halten sich diese Staaten in diesem Zusammenhang bedeckt und machen keine Aussagen zu ihrer gewählten Strategie!” stellt Stefan Kühn fest.

“Auch im Zahlungsverkehr wird eine Abkehr vom US-Dollar eingeleitet. So verrechnen die Gegner der USA ihre Warenlieferungen vermehrt in anderen Währungen als dem US-Dollars. Diese Länder lehnen die kontrollierende Rolle der USA im Zahlungsverkehr klar ab. Denn jede Zahlung in US-Dollar wird – unabhängig von Zahlungs- und Empfängerland – über Korrespondenzbanken in den USA geleitet und können so auch gestoppt werden! Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht hat somit viele Facetten! Diese Entwicklung bedingt allerdings stabile Währungen und wenn der US-Dollar als Deckung entfällt, wird auch hier Gold als Ersatz eingesetzt!” analysiert Stefan Kühn diese Situation.

3. Steigende Inflationssorgen geben dem Gold traditionell eine Stütze!

Nach Jahren sinkender resp. tiefer Inflation haben die Corona-Pandemie, die Hilfsprogramme der Regierungen und Notenbanken, sowie die gestörten Lieferketten zu einem deutlichen Anstieg der Inflation geführt (wir haben berichtet!). So ist in den USA die Inflation im Juli auf 5,4% gestiegen! In der EU liegt die Rate zwar tiefer, aber mit Tendenz steigend. Einige Analysten bringen bereits das Argument auf, dass die Regierungen und die Notenbanken die Inflationsraten gezielt über dem Zinsniveau halten möchten. Dieser Effekt führt über Zeit zu einer massiven Vermögensentwertung, aber auch zu einem schleichenden Abbau der horrenden Staatsschulden! So hat ein US-Dollar von 1900 bis 2020 97% seines Wertes verloren! (wir haben berichtet!). Je höher die Inflationsraten, desto schneller verläuft dieser ,Entschuldung’!’, fasst Stefan Kühn zusammen.

Kurzfristige Faktoren können zwar dämpfen – aber die langfristigen Fundamentalfaktoren dominieren!

“Während ein steigender Dollar oder steigende Realzinsen den Goldpreisanstieg kurzfristig immer wieder einmal dämpfen werden, sprechen die langfristigen Fundamentalfaktoren -anhaltende Staats-Verschuldung, Abkehr vom US-Dollar und Rückkehr der Inflation – per Saldo für Gold. Wichtig ist hier allerdings ein entsprechender Zeithorizont! “fasst Stefan Kühn die Situation zusammen.

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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmenwie z.B. bei der AUTARK Entertainment AG, Musical & More AG u.a.

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