Die TK Stress Studie 2013 hat scheinbar gezeigt, wie stressig unser Leben geworden ist und dass die “Hauptschuld” daran die Arbeit trägt. Doch stimmt das wirklich? Die Studie selbst zeigt auf Platz zwei die eigenen Ansprüche. Die Glücksforschung sagt sogar, dass von den 50% beeinflussbarer Faktoren nur 10 % Umstände und 40 % unser Umgang damit sind. Wir haben den Stress mit dem Stress in der Hand!
Stress: Ja bitte – die sieben Alltagsfallen
Überforderung ist schick
Wir müssen ständig erreichbar und überall dabei sein – das ist Engagement, aber auch Selbstüberschätzung, dass ohne uns nichts geht. Höher, schneller, weiter gehört heute zum guten Ton.
Unser Gehirn liebt Probleme
Unser Gehirn fokussiert sich bevorzugt auf die negativen Seiten der Medaille. Worüber sprechen Sie beim Abendessen: Die vielen schönen Dinge des Tages, oder den einen unangenehmen Anruf? Es gibt für dieses Phänomen in der Psychologie den Begriff “das katastrophische Gehirn”. Gutes übergehen oder vergessen wir schnell, Negatives wiederholen wir nicht nur immerzu, sondern machen es auch in Gedanken noch größer, als es in der Realität ist.
“Schuld” sind bevorzugt die anderen
Zu einem Problem gehören immer zwei Seiten. Die äußere, also z. B. ein Chef, der schnell laut wird, und die innere, also die Art wie wir darauf reagieren. Etwa indem wir den Ärger darüber unterdrücken, keine Grenzen ziehen und dann nachts darüber grübeln, was wir hätten sagen können. Letzteres hat nichts mit dem Chef zu tun, sondern mit uns.
Wir werden älter
Dies ist an sich kein Stressfaktor. Der Stressfaktor ist die jahrzehntelange Selbstüberforderung. Wir sind also nicht unbedingt weniger belastbar, weil wir älter sind, sondern weil wir unsere Reserven aufgebraucht haben.
Stress ist ansteckend
Arnold B. Bakker widmet sich der Erforschung der Übertragung von Gefühlen. Er stellte fest, dass stressbedingte negative Gefühle wie Erschöpfung und Zynismus zwischen Paaren und Teams übertragen werden.
Wir setzen die falschen Prioritäten
Bruce Headey u.a. haben Daten aus Australien, Großbritannien und Deutschland zum Thema Lebenszufriedenheit ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass soziales Engagement und Beziehungsziele langfristig zufriedener machen als materielle und Karriereziele. In der TK Stressstudie 2013 konnte nachgewiesen werden, dass “Spaßarbeiter” gegenüber “Broterwerbarbeitern” weniger erschöpft und weniger depressiv sind. Kurzum: Wir schuften uns kaputt für Ziele, die uns krank und nicht einmal glücklich machen.
Die sich selbst erfüllende Zukunft
In der TK-Studie 2012 wurde ermittelt, dass die Zukunft sorgenvoll betrachtet wird. Jeder zweite gab an, dass er davon ausgeht, dass der Stress zunehmen wird. Hier kommen die sich selbst erfüllenden Prophezeiungen ins Spiel. Wir sehen, was wir erwarten und verhalten uns dazu passend. So konnte die TK Stress-Studie 2013 ja auch einen weiteren Anstieg von Stress zeigen.
Stress: Nein danke! Die sieben besten Schutzmechanismen
Sehen Sie, wie gut es Ihnen geht
Glück ist selten unglaublich intensiv und ekstatisch, sondern eher mittelmäßig angenehm ist. Die meisten Menschen sind statistisch gesehen glücklich, merken es aber oft nicht, weil sich andere Gedanken und Gefühle in den Vordergrund schieben.
Kümmern Sie sich um Menschen – zuerst um sich selbst
Tun wir nicht länger so, als ob es uns gut geht, sondern sorgen wir ab sofort dafür, dass es uns gut geht. Regt sich bei Ihnen hier die Sorge, ein Egoist zu sein? Gut für sich sorgen, heißt nicht schlecht für andere zu sorgen. Es ist überhaupt erst einmal die Voraussetzung dafür, dass wir etwas zum Abgeben haben.
Setzen Sie auf den Spitzenreiter für Stressresistenz: Wohlbefinden
Es wurde in einer Metaanalyse von Sonja Lyubomirsky nachgewiesen, dass Wohlbefinden die Arbeitsproduktivität besser vorhersagt als die Freude an der Arbeit. Das heißt, selbst wenn die Arbeit keinen Spaß macht, wird jemand, dem es gut geht, sie besser erledigen als jemand, dem es schlecht geht, dessen Lieblingsarbeit!
Die Formel für erfolgreiche Teams, Beziehungen und Gesundheit
Die positive Psychologie geht davon aus, dass Glück und Gesundheit von dem Verhältnis positiver zu negativen Gefühlen abhängt. Als günstig gilt der Quotient von drei zu eins. Das heißt: auf jedes schlechte Gefühl sollten mindestens drei gute kommen. Wir brauchen nur aufmerksamer für das Gute zu sein.
Legen Sie ein Recht auf gute Stimmung fest
Halten Sie sich mehr und mehr fern von Menschen, Zeitungen, Fernsehen, wenn negative Informationen, Missmut und Zweifel verbreitet werden.
Ärgern Sie sich maximal drei Minuten
Sie bestimmen, wofür Sie Ihren Kopf und Ihr Herz hergeben. Lassen Sie sich nicht alles von sich selbst gefallen. Sagen Sie “Stopp” und wenden Sie sich dann gedanklich sinnvolleren Dingen zu. Nehmen Sie eine Uhr zu Hilfe.
Lächeln Sie den Stress weg
Sarah Pressman erforschte, dass Lächeln, selbst wenn uns nicht danach ist, zur Stressreduktion und Glücksgefühlen führt. Dies gilt auch für das so genannte “unechte” Lächeln, bei dem nur der Mund, nicht die Augen, lachen.
Das Beste zum Schluss
Starten Sie täglich mit der Frage, was Sie dafür tun können, dass es Ihnen gut geht.
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Dipl. Psych. Dr. Ilona Bürgel ist Unternehmerin, Referentin und Autorin, Spezialistin für den Wirtschaftsfaktor Wohlbefinden
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