Reaktivierung des Schienen-Personen-Nahverkehrs (SPNV) zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus

Reaktivierung des Schienen-Personen-Nahverkehrs (SPNV) zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus

Größtes Projekt in der Historie von LINDSCHULTE Ingenieure Architekten

Reaktivierung des Schienen-Personen-Nahverkehrs (SPNV) zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus

(NL/9897731049) Die Bahnstrecke zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus, ein 28,23 Kilometer langer eingleisiger Teilabschnitt der Strecke 9203 Bad Bentheim Coevorden, soll bis Ende 2018 für den Schienen-Personen-Nahverkehr reaktiviert werden. Er verbindet die Orte Bad Bentheim mit Anschluss an das Streckennetz der DB AG über die Kreisstadt Nordhorn mit der Stadt Neuenhaus.

SPNV-Konzept 2013
Die Landesregierung Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, alle Regionen des Landes bedarfsgerecht in den öffentlichen Nahverkehr einzubeziehen und an die überregional bedeutsamen Bahnknoten anzubinden. Deshalb hat sie im August 2013 die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen beauftragt, zu ermitteln, welche Schienenstrecken und Haltepunkte mit wirtschaftlicher Vernunft reaktiviert werden können. Dazu hat die LNVG ein dreistufiges Untersuchungskonzept entwickelt. In einer ersten Stufe wurden landesweit alle in Betracht kommenden Strecken bewertet. Aus insgesamt 74 Vorschlägen wurden zunächst 28 Strecken herausgefiltert und einer vertieften Prüfung unterzogen. In dieser zweiten Stufe sind 8 Strecken identifiziert worden, welche die abgestimmten Bewertungskriterien am besten erfüllen. In der dritten Stufe wurden die Strecken von externen Gutachtern nach einem standardisierten Kosten-Nutzen-Verfahren bewertet. Damit hatte das Land Niedersachsen eine objektive Grundlage für die Entscheidung, welche Strecken reaktiviert werden. Dazu gehörte auch die auf Rang 2 liegende Strecke der Bentheimer Eisenbahn (BE) von Bad Bentheim nach Neuenhaus. die Finanzierung des SPNV ausführlich erläutert: was der SPNV kostet, wie sich diese Kosten zusammensetzen und woher das Geld kommt das kleine 1×1 der SPNV-Finanzierung.

Strecken-Infrastruktur
Die zu reaktivierende Strecke wird zurzeit nur für den Güterverkehr mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h genutzt, war aber bereits für einen Personenverkehr bis maximal 60 km/h zugelassen. Für die Reaktivierung ist geplant, die vorhandene Strecken-Infrastruktur für den Personenverkehr und eine Geschwindigkeit von 80 km/h zu ertüchtigen. Angestrebt wird eine Fahrzeit zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus von ca. 30 Minuten, wobei die Züge an allen Wochentagen ganztägig im Stundentakt fahren sollen, eingebettet in einen Integralen-Takt-Fahrplan (ITF systematische Koordination in Knotenbahnhöfen zu einem netzweiten, vertakteten Angebotssystem). Begleitende Investititonen in den öffentlichen Verkehr sollen auch optimierte Anschlüsse an bestehende SPNV-Verbindungen sowie an das Bus-Netz sicherstellen.

Das Projekt im Überblick
Die gesamte Planungsmaßnahme zur Reaktivierung umfasst
– die Gleisanlagen,
– die Bahnübergänge,
– die Bahnsteige mit barrierefreien Zugängen an den Haltepunkten und in den Bahnhöfen,
– die Bahnhöfe Bad Bentheim, Nordhorn und Neuenhaus,
– die Ingenieurbauwerke (Sanierung einer Eisenbahnbrücke über den Nordhorn-Almelo-Kanal sowie etwa 150 neue bzw. zu sanierende Durchlässe),
– die landschaftspflegerischen Begleitarbeiten sowie
– die komplett neu zu errichtende Leit- und Signalisierungstechnik

Große Herausforderung an Fachkunde und Leistungsfähigkeit
Mit geschätzten ca. 15.000 Ingenieur- und Technikerstunden, welche zur Erarbeitung der genehmigungsreifen Planunterlagen innerhalb von 8 Monaten zu erbringen sind, stellt dieses Projekt allerhöchste Ansprüche an das Personalmanagement. Diese terminliche Herausforderung konnte nur durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Gesellschaften der LINDSCHULTE-Gruppe sowie der ZPP LauPlan als Fachplaner für die Leit- und Sicherungstechnik realisiert werden. Der Auftrag für die Reaktivierung des SPNV stellt, über alle Leistungen betrachtet, mit ca. 60.000 Ingenieur- und Technikerstunden den größten Auftrag in der Geschichte der LINDSCHULTE-Gruppe dar.

Koordination
Bei einem solch umfassenden Projekt mit sehr engen Zeitschienen für alle Beteiligten stellt alleine die Erarbeitung eines groben Rahmen-Terminplans schon eine Herausforderung dar. Im blauen Kasten unten stellen wir einen Überblick über die wesentlichen Meilensteine der bereits erfolgten sowie der noch kommenden Arbeitsschritte vor. Aufgrund der Vielzahl an Projektbeteiligten und Schnittstellen war es erforderlich, den Kommunikationsfluss so zu gestalten, dass alle wesentlichen Informationen zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ansprechpartner gelangen. Das gilt sowohl im Kontakt mit den unterschiedlichen Ansprechpartnern beim Auftraggeber als auch für die LINDSCHULTE-interne Kommunikation selbst. Dafür wurde mit thinkproject ein spezielles Dokumenten- und Planmanagementsystem zur umfassenden digitalen Projektkoordination eingerichtet. Anders kann man den Anforderungen an ein solches Projekt nicht in dem Maß gerecht werden, dass eine reibungslose Projektabwicklung gesichert ist trotz bestehender Erfahrung in der Realisierung komplexer Projekte. Gleichzeitig kann die Projektleitung und Projektsteuerung, deren Funktion LINDSCHULTE ebenfalls übertragen wurde, die Abläufe in technischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht besser koordinieren, steuern und überwachen. thinkproject ermöglicht
– eine einheitliche und verbindliche Plattform des Informationsaustauschs,
– die Steuerung des Dokumentenund Planmanagements,
– die zentrale Erfassung und Weitergabe projektrelevanter Informationen sowie
– eine Minimierung von Verschwendungen innerhalb der Wertschöpfungskette (Lean Management).

Bahnhöfe, Haltepunkte und Kreuzungen
Neben den zu sanierenden vorhandenen Bahnhöfen Bad Bentheim, Nordhorn und Neuenhaus werden auch drei Haltepunkte entlang der 28 Kilometer langen zu reaktivierenden Strecke neu errichtet: Quendorf, Nordhorn-Blanke und Neuenhaus-Süd.
Zusätzlich werden zwei Kreuzungsgleise im Bereich Hestrup und Nordhorn-Süd für die planmäßige Begegnung von Güterzügen mit Personenzügen auf dem eingleisigen Streckenabschnitt hergestellt. Alle Bahnsteige der drei neuen Haltepunkte sowie die neu zu errichtenden Bahnsteige an den bestehenden Bahnhöfen Bad Bentheim und Neuenhaus werden mit einer Nutzlänge von 110 Metern und einer Mindestbreite von 2,5 Metern ausgebildet. Die zukünftige Bahnsteighöhe beträgt 76 Zentimeter. Neben den geplanten Treppenzugängen erhalten die Bahnsteige auch barrierefreie und behindertengerechte Zugänge in Form von Rampen mit einer maximalen Steigung von 6 Prozent sowie bei Rampenlängen von über 6 Metern Zwischen-Podeste mit einer Länge von 1,5 Metern. Die Bahnsteige werden mit taktilen Bodenindikatoren (Auffinde-, Leit-, Sperr- und Warnfunktionen für die Barrierefreiheit) und ausreichender Beleuchtung versehen. Die weitere Ausstattung besteht aus Fahrplan- Vitrine, Müllbehälter, Streugutbehälter, Spiegel für die Abfertigung, Dynamischer Fahrgastinformation (DFI) sowie einem Wetter- und Windschutz mit Sitzbänken.

Bahnhöfe Nordhorn und Neuenhaus
Der Bahnhof Nordhorn erhält einen neuen Bahnsteig in Mittellage zwischen den Gleisen 1 und 2. Der bisherige Hausbahnsteig an Gleis 1 entfällt dafür. Der Zugang zum Mittelbahnsteig erfolgt beidseitig über Rampen, für die Querung von Gleis 1 ist jeweils ein Übergang mit technischer Reisenden-Sicherung (ReSi) vorgesehen. Im Bahnhof Nordhorn werden sich die von Bad Bentheim und von Neuenhaus kommenden Personenzüge begegnen. Die Stellwerktechnik wird in einem zentralen Funktionshaus im Bahnhof Nordhorn untergebracht. Dieses wird zwei Kameras erhalten, die für die Aufnahme der Leit- und Sicherungstechnik, der ReSi, der elektrotechnischen Anlagen (einschließlich der Weichen-Heizung) und der Zug-Funkanlagen vorgesehen ist. Am Bahnhof Neuenhaus wird der vorhandene Hausbahnsteig entsprechend der neuen Höhen- und Längenanforderungen ausgebaut. Die Züge des SPNV fahren hier ausschließlich nach Gleis 1 an den Hausbahnsteig. Güterzüge können auch Gleis 2 zum Kreuzen oder Überholen nutzen.

Bahnhofs-Umfelder
Begleitend zu der eigentlichen Reaktivierung sind die Bahnhofs-Umfelder der Stationen Bad Bentheim, Nordhorn und Neuenhaus zu ertüchtigen. Darüber hinaus sind im Rahmen von Einzelprojekten in Nordhorn und Neuenhaus die Empfangsgebäude zu revitalisieren insbesondere mit Blick auf zukünftige SPNV-relevante Funktionen wie Wartehallen, Reisezentren etc.

Nebenkriegsschauplätze
Eventuelle Auswirkungen auf die Umwelt Wasser, Boden, Luft, Pflanzen, Tiere, Menschen , die durch die Reaktivierung des SPNV auftreten könnten, wurden im Vorfeld sowie im Zuge des Verfahrens durch die Fachingenieure von LINDSCHULTE analysiert und in den Planungen berücksichtigt.
Umwelt- und Artenschutz
So führten wir unter anderem eine Artenschutzprüfung als Potenzialanalyse sowie eine Umweltverträglichkeits-Vorprüfung (UVP) durch. Ein Ergebnis daraus war u.a. die Erstellung und Abstimmung von 8 Durchlässen gemäß MAms (Merkblatt zum Amphibienschutz an Straßen).

Landschaftspflegerische Belange
Weiterhin ermittelten wir Schutzgebiete und führten eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durch. Bautätigkeiten im FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) Bentheimer Wald sind nur außerhalb der Brutzeit erlaubt (September bis Februar). Im gesamten Prozess zur Reaktivierung des SPNV auf der Strecke Bad Bentheim bis Neuenhaus sind mit der umweltfachlichen Beurteilung bautechnischer Maßnahmen zur Trassenoptimierung die wesentlichen Untersuchungen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes erfolgt.

Weitere zu integrierende Maßnahmen
Neben der Koordination der gesamten Leit- und Sicherungstechnik müssen Teile der Bestandsstrecke durch SGFFG-Maßnahmen (Schienengüterfernverkehrsnetzförderungsgesetz) ertüchtigt werden. Dazu gehört ein kompletter Austausch von Gleisen, Schwellen und Schienen. Zeitgleich werden die Bahnübergänge neu erstellt. Alle Bahnübergänge, die in Betrieb bleiben, werden nach neuestem technischem Stand gesichert eine Erhöhung der Sicherheit ist ein wesentlicher Aspekt bei der Reaktivierung des Schienennetzes.

Mehr zum Projekt unter http://www.lindschulte.de/blog/referenzen/reaktivierung-des-schienen-personen-nahverkehrs-spnv-zwischen-bad-bentheim-und-neuenhaus/?=newsmaxPR

LINDSCHULTE Ingenieure Architekten
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Mit über 320 Mitarbeitern an mehreren Standorten in Deutschland bietet der Ingenieurdienstleister alle Ingenieur- und Architekturleistungen mit regionaler Präsenz aus einer Hand. LINDSCHULTE projektiert, plant, entwirft, überwacht und begleitet die Ausführung. Es bietet eine Rundum-Betreuung des Bauherrn von der Bedarfsanalyse bis zur schlüsselfertigen Projektabwicklung – und einen festen Ansprechpartner für Kostensicherheit, Terminsicherheit und Planungssicherheit.
Die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008 und SCC(P) (TÜV CERT). Planungsprozesse und Bauüberwachungsfunktionen sind eingebunden in ein transparentes und klar strukturiertes Qualitätssicherungssystem.

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