(Mynewsdesk) In diesem Jahr widmete sich das Akademiegespräch der PVS-Akademie einem sehr aktuellen Thema: Der Bedeutung der sektorenübergreifenden Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) für das Land Baden-Württemberg heute und in Zukunft.
Seit Frühjahr 2014 gibt es in Deutschland einen neuen Versorgungsbereich, die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV). Sie umfasst die Diagnostik und Behandlung komplexer, schwer therapierbarer Krankheiten, u.a. aus dem Bereich der Onkologie, die je nach Krankheit eine spezielle Qualifikation, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und besondere Ausstattungen erfordern.
Rolle des G-BA
Renate Höchstetter, stellvertretende Leiterin der Abteilung Qualitätssicherung und sektorenübergreifende Versorgungskonzepte des Gemeinsamen Bundesausschusses, erläuterte die Inhalte, Ziele und die Rolle des G-BA, der sowohl die Erkrankungen bzw. Leistungen als auch die Qualitätsanforderungen festlegt und somit die tragende und steuernde Rolle im Bereich der ASV einnimmt.
Finanzierung und Vergütung
Dr. Bernhard Rochell, Verwaltungsdirektor der KBV, setzte in seinem Vortrag unter anderem auf die Finanzierung dieser hochspezialisierten Leistungen. Die Regelungen dienen der Stärkung von Kooperationen und Vernetzung zwischen den Vertragsärzten und Krankenhäusern, erläuterte Rochell. Der hohe Spezialisierungsgrad der einzelnen Ärzte könne so zu einem Pool vereint werden, der durch stetigen internen patienten- und krankheitsbezogenen Informationsaustausch zu einer optimierten Patientenversorgung führe. Für die Honorierung der Leistungen ist eine Einzelleistungsvergütung mit festen Preisen ohne Mengensteuerung, das heißt ein extrabudgetärer Ansatz, vorgesehen. Weiterhin findet keine Bereinigung zu Lasten der haus-und fachärztlichen Grundversorgung statt.
Ziele und Bedeutung für das Gesundheitswesen
Dr. Martin Albrecht vom IGES-Institut Berlin behandelte in seinem Vortrag die Ziele der ASV sowie ihre Bedeutung für das Gesundheitswesen. Auch hob er eine bessere Verzahnung und das Ineinandergreifen von stationärer und ambulanter Versorgung hervor. Für die Patienten bedeute dies eine bessere Behandlungskontinuität und Ausstattung. Die entstehenden Synergieeffekte trügen wie auch die Umlagerung der Versorgung vom stationären in den ambulanten Sektor, zur Schaffung von Einsparpotenzialen bei. Weiterhin sorge die ASV dafür, dass die regionale Verfügbarkeit der fachärztlichen Versorgung verbessert würde. Kritisch ging Albrecht auf die tatsächliche Bildung interdisziplinärer Teams sowie den entstehenden Wettbewerb ein.
Herausforderungen und Chancen für die Ärzteschaft
Durch die anschließende Diskussion führte Helmut Laschet, stellvertretender Chefredakteur der Ärztezeitung. Diskussionsteilnehmer waren die Vortragenden sowie Dr. Axel Munte, Gründer und Vorsitzender des Bundesverbandes ambulante spezialfachärztliche Versorgung e.V., sowie Klaus Rinkel, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender Baden-Württemberg des Hartmannbundes – Verband der Ärzte Deutschlands.
In der lebhaften und kritischen Diskussion wurden die Chancen und die Risiken der ASV noch einmal hervorgehoben. Die Verzahnung des ambulanten und stationären Sektors sowie das Führen der interdisziplinären Teams sah man als eine große Herausforderung und gleichzeitig als Chance, die Versorgung von Patienten mit schweren oder seltenen Krankheitsbildern nachhaltig zu gewährleisten und zu verbessern. Die Rückfragen aus dem Publikum zeigten jedoch, dass der Nachteil des enormen Verwaltungsaufwandes für die Teilnahme an der ASV noch häufig den subjektiven Nutzen für den einzelnen Arzt überwiegt. Eine große Aufgabe wird es weiterhin sein, der Ärzteschaft die Vorteile einer Teilnahme an der ASV deutlich zu kommunizieren.
Beim anschließenden Get-together wurden die Diskussionen bei schwäbischen Buffet und Wein der Firma Bionorica fortgeführt.
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