Kongress Pflege 2013 am 25. und 26. Januar in Berlin | Neuer EU-Beschluss passt sich dem niedrigen Standard in Deutschland an | Pflegekammer in Schleswig-Holstein: Domino-Effekt erwartet
(ddp direct) Berlin, 24. Januar 2013. Der zuständige Ausschuss des EU-Parlaments hat gestern beschlossen, dass zehn Jahre Schulausbildung reichen, um Krankenschwester oder -pfleger zu werden. Obwohl die EU-Kommission in einer Richtlinie vorgeschlagen hat, die Zugangsvoraussetzungen anzuheben, weil die beruflichen Anforderungen in der Pflege gewachsen sind. Und trotz der Tatsache, dass alle EU-Länder – bis auf Deutschland und Luxemburg – zwölf Jahre vorschreiben. Damit ist ein Kompromiss zwischen EU-Parlament und EU-Staaten erforderlich.
Auch Österreich hat sich im vergangenen Jahr für das „Pflege-Abi“ ausgesprochen. So hinkt Deutschland in Sachen Pflege seinen Nachbarn hinterher. „Deutschland verharrt in einem Gesundheitssystem der 80er Jahre und sperrt sich gegen notwendige Reformen“, sagt der Pflegewissenschaftler Prof. Jürgen Osterbrink auf der Pressekonferenz zum Kongress Pflege 2013, der am Freitag und Samstag in Berlin stattfindet. „Es ist völlig unverständlich, warum Deutschland die EU-Richtlinie nicht unterzeichnet hat“, so Osterbrink, der das Institut für Pflegewissenschaft und -praxis der Salzburger Paracelsus Medizinischen Privatuniversität leitet. „Damit steht Deutschland in Sachen Pflege nicht nur europaweit, sondern weltweit als Schlusslicht da“, betont Osterbrink.
Weitere pflegerische Standards kann sich Deutschland bei seinem Nachbarn abgucken: So besteht in Österreich beispielsweise schon seit 1997 eine bundesweite Berufsordnung, in der eigenverantwortliche Tätigkeiten der Pflegekräfte geregelt sind. In Deutschland gibt es eine solche Berufsordnung nur in vier Bundesländern, nämlich im Saarland, in Bremen und Hamburg und seit Dezember 2012 auch in Sachsen. Im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) ist die Personalausstattung für die Pflege festgelegt, in Deutschland dagegen existiert kein bundesweit einheitliches Instrument zur Personalbemessung – ein Grund für die Unterbesetzung in den Kliniken.
„Der Wert und die Unabdingbarkeit der professionellen Pflege ist in Deutschland nicht allen Politikerinnen und Politikern präsent“, bemängelt Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR) und verweist auf die Versprechen im Koalitionsvertrag, von denen bisher kaum eines realisiert wurde. Doch einen „historischen Durchbruch“ hat Deutschland aktuell vorzuweisen, so Westerfellhaus: Im Dezember 2012 hat der Landtag Schleswig-Holstein beschlossen, eine Pflegekammer einzurichten. „Das ist ein starkes Signal des Aufbruchs auch für die deutsche Pflege und ich erwarte einen Domino-Effekt für die anderen Bundesländer.“
Andreas Westerfellhaus wird zusammen mit Thomas Ilka (MdB), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, den Kongress Pflege 2013 eröffnen, der von Springer Medizin und dem Pflegemagazin Heilberufe ausgerichtet wird. Über 1.000 Entscheider aus der Pflege treffen sich jedes Jahr auf dem Pflegekongress in Berlin, um die politischen Entwicklungen in der Pflege zu verhandeln. Weitere Informationen zum Kongress finden Sie hier .
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