PRO-PLANTEURS nimmt bessere Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen ins Visier

PRO-PLANTEURS nimmt bessere Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen ins Visier

Zusammen mit Projektbeteiligten auch aus Côte d’Ivoire diskutierte das Forum Nachhaltiger Kakao Fortschritte seines Projekts PRO-PLANTEURS, das es zusammen mit der deutschen und der ivorischen Regierung durchführt.
© Forum Nachhaltiger Kakao/Andreas Köhring

Berlin/Köln, 04.02.2020 – Vor fünf Jahren startete das Forum Nachhaltiger Kakao zusammen mit der Bundesregierung und der ivorischen Regierung das Projekt PRO-PLANTEURS. Durch gezielte Maßnahmen in vier Bereichen – Stärkung der Kooperativen, Verbesserung des Kakaoanbaus, Diversifizierung des Anbaus & Verbesserung der Ernährung, Gemeinsames Lernen – sollen sich die Lebensbedingungen von 20.000 Kakaobauernfamilien im Südosten der Côte d’Ivoire verbessern und ein Beitrag zum Erhalt der Naturressourcen geleistet werden. Wo steht das Projekt heute? Diese Frage beantwortete eine Veranstaltung auf der Internationalen Süßwarenmesse (ISM) in Köln Anfang Februar 2020. Die Projektbeteiligten zogen eine positive Bilanz, vor allem die enge Zusammenarbeit mit der Regierung von Côte d’Ivoire war ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt.

Fortschritte des Projektes PRO-PLANTEURS

PRO-PLANTEURS hat einen Großteil der geplanten Aktivitäten bereits erfolgreich umgesetzt. Die 35 beteiligten Kooperativen sind professionell aufgestellt. Das hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Kreditfähigkeit und damit Investitionen der Kooperativen. 16 Kleinprojekte verhelfen über 2.100 Frauen zu eigenem Einkommen aus Landwirtschaft und Tierhaltung. Vom Projekt ausgebildete lokale Beraterinnen haben 16.000 Familien für gute Ernährung sensibilisiert und sie befähigt, ihre Ernährungssituation und damit ihren allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern. 14.200 Bäuerinnen und Bauern wurden im Anbau weiterer Nahrungspflanzen geschult. Trainings in guten landwirtschaftlichen Praktiken und die Ausgabe von bislang knapp 50.000 Schattenbäumen für 1.500 Hektar Anbaufläche sollen den Kakaoertrag verbessern und zum Erhalt der Naturressourcen beitragen.

Bei den bäuerlichen Einkommen ist in der Tendenz ebenfalls eine Verbesserung festzustellen. Trotz des stark gesunkenen Weltmarktpreises für Kakao in der Saison 2017/18 konnte es leicht gesteigert werden. Allerdings liegt das Einkommen der meisten Kakaobauern und -bäuerinnen immer noch deutlich

unter einem existenzsichernden Niveau. Konkrete Zahlen zur Einkommens- verbesserung innerhalb von PRO-PLANTEURS wird die jetzt laufende Wirkungsstudie liefern.

Folgephase in Vorbereitung

Derzeit wird die Folgephase des Projektes vorbereitet. Ein Schwerpunkt wird auf der Verbesserung der Einkommen der Bäuerinnen und Bauern liegen. Das Projekt wird auf 50 Kooperativen mit zusammen 30.000 Bauern und Bäuerinnen erweitert. Die Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao können eigene Projekte für eine zusätzliche Finanzierung – einen sogenannten Matching Fund – in PRO-PLANTEURS II einbringen. Diese Projekte sollen die vordringlichen Probleme im Kakaosektor adressieren und damit zu den zwölf Einzelzielen des Forums beitragen. PRO-PLANTEURS wird das einzige Projekt im Kakaosektor sein, an dem sich die ivorische Regierung finanziell beteiligt. Das betonte auch noch einmal der Vertreter der nationalen Kakaobehörde Conseil du Café-Cacao (CCC), Félicien Diby.

„Die angepasste Zielsetzung für die zweite Phase des Projektes wird sich noch stärker auf die Steigerung der Einkommen der bäuerlichen Haushalte konzentrieren, möglichst hin zu einem existenzsichernden Einkommen“, sagte der Vorsitzende des Forum Nachhaltiger Kakao, Wolf Kropp-Büttner. Dies leite sich aus der Zielsetzung des Forums ab. Fußen soll die Einkommens- verbesserung auf einer Diversifizierung der Einkommensquellen, der Stärkung eigenen Einkommens der Frauen und einer Effizienzsteigerung im Kakaoanbau unter Erhalt der natürlichen Ressourcen.

Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, sagte: „Mit dem gemeinsamen Projekt PRO-PLANTEURS haben wir, in enger Zusammenarbeit mit der Côte d’Ivoire, einen Meilenstein für mehr Nachhaltigkeit im Kakaoanbau geschaffen.“ Feiler rief dazu auf, die bestehende gute Zusammenarbeit zu nutzen, um noch mehr zu erreichen. Dazu solle die Folgephase des Projektes dienen.

Die Projektleiterin Judith Steffens hob hervor, welche Bedeutung die Professionalisierung für die Kooperativen und die kleinbäuerlichen Produzenten hat. So konnten die Kooperativen beispielsweise Kredite in Höhe von mehr als 650.000 Euro in Anspruch nehmen und Investitionen tätigen. Vor dem Jahr 2018 war ihnen das nicht möglich, da sie die Voraussetzungen für eine Kreditwürdigkeit nicht erfüllen konnten. Auch der Kakaoertrag pro Hektar Anbaufläche verbesserte sich, aktuell um bis zu 30 Prozent. Etliche an PRO-PLANTEURS beteiligte Kooperativen wollen zudem ihre Effizienz steigern, indem sie sich zusammenschließen, um gemeinschaftlich Anschaffungen oder Vermarktung zu tätigen.

Der Vertreter des Conseil du Café-Cacao, Félicien Diby, betonte einen für den CCC wichtigen Aspekt des Projektes. Er sagte, das Projekt helfe den Produzenten und Produzentinnen, ein besseres Verständnis für die eigene unternehmerische Tätigkeit zu entwickeln und umzusetzen: „PRO-PLANTEURS hat uns, die Côte d’Ivoire, darin unterstützt, unsere Vision von einer professionellen und nachhaltigen Kakaoproduktion in die Realität umzusetzen.” Ramatou So, heute Direktorin der Kooperative CIPA-COOP-CA aus Agboville, bestätigte das. „Ich habe als Buchhalterin in der Kooperative angefangen. Vor allem das Coaching hat mir sehr geholfen, meine heutige Leitungsaufgabe gut wahrzunehmen. Dafür danke ich PRO-PLANTEURS”, sagte So. „Wir haben jetzt eine strukturierte, gut dokumentierte Finanzverwaltung. Es gibt keine Ausgaben mehr ohne einen Nachweis.”

Für die beteiligten Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao aus dem Kreis der Schokoladenindustrie sprachen Achim Drewes von Nestlé und Jelena Radeljić von Weinrich. Beide Unternehmen sehen in ihrer Beteiligung am Projekt einen großen Mehrwert für ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten. Für Nestlé als großen Akteur, der ein eigenes Lieferkettenprogramm für Kakao betreibt, sind dies die sinnvollen Ergänzungen für die eigene Projektarbeit wie die Stärkung der Kooperativen und Ernährungstrainings sowie der enge Austausch mit den anderen Projektbeteiligten vor Ort; für das mittelständische Familien- unternehmen Weinrich ist es die Möglichkeit, sich überhaupt vor Ort zielführend für mehr Nachhaltigkeit engagieren zu können.

Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut wies als Vertreter der Zivilgesellschaft im Forum Nachhaltiger Kakao darauf hin, der Begriff „zertifizierter Kakao” sei nicht automatisch mit „nachhaltig” im Sinne von „Probleme gelöst” gleichzusetzen. „Denn”, so Hütz-Adams, „von existenzsichernden Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern sind wir auch bei zertifiziertem Kakao weit entfernt.”

Die zweite Projektphase von PRO-PLANTEURS stellt deshalb die Verbesserung des Einkommens hin zu einem existenzsichernden Einkommen noch stärker in den Vordergrund. Denn Armut ist eine wesentliche Ursache für Kinderarbeit. Um missbräuchliche Kinderarbeit zu identifizieren und zu bekämpfen, helfen Kontrollinstrumente wie das Child Labor Monitoring and Remediation System (CLMRS). Nestlé wendet dieses System beispielsweise in allen Kooperativen an, mit denen das Unternehmen zusammenarbeitet.

Sebastian Lesch, zuständiger Referatsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sprach von großer Anerkennung des Projektes durch das Entwicklungsministerium. Dennoch sei der Weg zu einer Wertschöpfungskette Kakao, frei von Kinderarbeit und weiteren Menschenrechtsverletzungen und Entwaldung noch weit. „Wir setzen deshalb auf einen Smart Mix, auch auf Ebene der EU,” sagte Lesch. „Dieser Ansatz kombiniert freiwillige mit verbindlichen Maßnahmen.” Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab dem zweiten Halbjahr 2020 wolle man dies weiter voranbringen. Zudem unterstütze das BMZ die Entwicklung von freiwilligen Partnerschaftsvereinbarungen mit den kakaoproduzierenden Ländern.

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