(ddp direct) Amüsiert verfolgt der Hamburger Buchautor und Projektmanagment Experte Olaf Hinz die die Diskussion der letzten Wochen, die den Fortschrittsgrad auf den Baustellen am Berliner Flughafen, der Elbphilharmonie oder bei Stuttgart 21 bereits als „Desaster bei öffentlichen Großprojekten“ kennzeichnen. “Es ist eine Binsenweisheit, gerade bei Vorhaben der öffentlichen Hand herrscht ein kongeniales „mismatch“, wenn Ausschreibungsrecht, politisch motivierte Billigpreise und das geschickte „Nachtragsmanagement“ der ausführenden Firmen zusammen treffen. Da ergänzt sich das Verhalten von Auftraggeber und Auftragnehmer wunderbar in eine Richtung: es dauert länger und wird teurer als am Anfang veröffentlicht”, erläutert Hinz, der vor seiner Tätigkeit als Unternehmensberater u.a. auch das Büro von Peer Steinbrück geleitet hat.
“Wenn man auf nicht auslieferbare ICE Züge, Stahlwerksneubauten oder so manches IT Projekt schaut, dann scheinen die Probleme aber nicht nur bei der öffentlichen Hand allein zu liegen”, berichtet er von seinen Erfahrungen.
Hinz, der Führungskräfte bei der erfolgreichen Umsetzung von zentralen Projekten unterstützt, sieht drei Knackpunkte:
Heldentum beherrscht immer noch die Szene, wenn es um herausfordernde, große und komplizierte Aufgaben geht. Da zieht der Projektmanager allein hinaus, versucht alle Wiederstände niederzukämpfen und mit 16 Stunden Tagen alle Zulieferer im Blick zu haben. Dieses Heldentum ist tapfer, aber nicht klug und zu oft sterben diese Manager dann auch den Heldentod, weil sie gruppendynamisch nicht ausgebildet sind und ihnen ihre eigene Grandiosität im Weg steht.
Das Denken der Planwirtschaft, d.h. dass das was einmal gesagt wurde unbedingt zu erreichen ist. Puffer zu planen, gilt gerade unter Projekthelden als Zeichen von Schwäche. Das führt zu Planwirtschaft und schwarze Peter Spielen über die Frage, wer zuerst sagen muss, dass der Plan unrealistisch und nicht erreichbar ist.
Die Abwesenheit von Führung. Ohne eine saubere Projektmanagementmethode wird man Großprojekte nicht managen können, aber die Führung des Projektes ersetzt sie nicht! Und für die Führung sind sowohl Projektmanager als auch Projektauftraggeber verantwortlich, denn auf See hat der Kapitän das Sagen, aber an Land der Reeder. Da braucht es in Projektgesellschaften also Aufsichtsräte, die sich ihrer Führungsrolle bewusst sind und keine Freizeitkapitäne, die nur beim Abschlussdinner am Kapitänstisch Platz nehmen wollen.
“Solange Projektmanager erstens nicht begreifen, das Pläne nur ein Lineal sind, an dem die Realität, gemessen werden kann und zweitens glauben, dass zentrale Projektdaten objektiv berechnet werden können, wird die Planwirtschaft ihre bekannten, mäßigen Ergebnisse erzeugen”, fordert Hinz eine gänzlich neue Haltung.
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