Trägerin der universitären Einrichtung wird – innovatives Novum in Deutschland – eine Genossenschaft sein
Heidelberg, 08. Mai 2019 I Ein Konsortium niedergelassener Ärzte, Klinikmediziner und Hochschulexperten gründet in Heidelberg eine private Hochschule für Medizinische Assistenzberufe (HMB). Breite Unterstützung erfahren die Initiatoren dabei aus der Politik, von Ärztekammern, niedergelassenen Ärzten und Kliniken. Petaurum Academicum, so der Name der privaten Hochschule, wird zum Sommersemester 2020 im dualen Modell den Lehrbetrieb aufnehmen. Zunächst werden zwei Studiengänge angeboten. Ein Studiengang wird der des Physician Assistent (PA), also der des Arztassistenten sein. Ein zweiter ermöglicht den Abschluss als Gesundheitspsychologe. Weitere werden folgen. Ein Novum ist die praktizierte Rechtsform der Genossenschaft als Trägerin der Hochschule. Diese demokratische Unternehmensform lässt alle Mitglieder der Genossenschaft über die gleichen Rechte und Pflichten verfügen. Sie arbeiten als gleichberechtigte Partner.
Mit ihrer Vision einer “Hochschule von Ärzten für Ärzte und Praxisteams” wollen die Initiatoren die Voraussetzung schaffen, auch in Zukunft den ärztlichen Beruf auf hohem Niveau ausüben zu können. Die Akademisierung der Gesundheitsberufe schafft hierfür die notwendige Entlastung. Dem medizinischen Fachpersonal bietet die Weiterqualifikation ein Sprungbrett für ihre weitere berufliche Karriere.
Die treibenden Kräfte hinter Petaurum Academicum sind Dr. Mohammed Natour und Prof. Peter Osswald. Dr. Mohammed Natour ist Direktor der Heidelberger Praxisklinik für Kardiologie, Prof. Peter Osswald ist Mitinhaber einer Privatpraxis für Schmerz-therapie in Frankfurt und Chefarzt der Schmerzklinik am Westküstenklinikum in Heide. Gemeinsam mit Prof. Dr. jur. Wolfram Hahn, Rechtsanwalt, Ministerialdirigent und Hochschulpräsident a.D., wurden sie als Aufsichtsratsvorsitzende der modernen Ärztegenossenschaft gewählt. Als Gründer fungieren aktuell 18 überwiegend ärztliche Berufsträger aus dem niedergelassenen Bereich, den ärztlichen Standesvertretungen sowie dem Kliniksektor. “Die Nachfrage für eine Mitwirkung bei der Gründung der Hochschule ist nach wie vor groß”, sagt Dr. Natour. Das Gründer-Konsortium werde noch wachsen, da ist er sich sicher.
Die Genossenschaft als Trägerin der privaten universitären Einrichtung hat die Aufgabe, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Hochschule so zu sichern, dass sie ihre wissenschaftliche Mission erfüllen kann. Die Vorteile für die Mitglieder sind:
– Durch bilaterale Verträge mit dem Hochschulträger kann die Arztpraxis oder das einzelne Krankenhaus zu einer Lehrpraxis beziehungsweise zum Lehrkrankenhaus werden.
– Die Partnereinrichtungen können durch Verträge mit der Hochschule ihre Mitarbeiter/-innen zum Studium berechtigen. Sie können aufgrund des besonderen dualen Studienmodells, bei Übernahme der Studiengebühren durch den Arbeitgeber, eine auf gültigem Arbeitsrecht gründende Mitarbeiterbindung vereinbaren.
– Ärzte können sich bei entsprechender Qualifikation und unter Beachtung der akademischen Lehre beteiligen.
– Im Rahmen von rechtlich selbstständigen Instituten können Praxen und Kliniken an Forschung und Entwicklungsprojekten der Hochschule mitwirken.
– Mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband strebt die Genossenschaft in Gründung die kurzfristige Eintragung in das Genossenschaftsregister an.
– Aktuell werden wegen des Verfahrens der staatlichen Anerkennung Gespräche mit dem zuständigen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg geführt.
Medizinische Assistenzberufe gewährleisten eine gute Gesundheitsversorgung
Mit der Gründung der privaten Hochschule Petaurum Academicum, Heidelberg, verfolgen die initiierenden Ärzte das Ziel, eine akademische Ausbildung sicherstellen zu können. So soll es zukünftig möglich sein, Aufgaben in Praxen und Kliniken an akademisch ausgebildete “Physican Assistents” zu delegieren. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und eines wachsenden Ärztemangels wird mit der Akademisierung der Ausbildung medizinischer Assistenzberufe die Voraussetzung geschaffen, auch in Zukunft den ärztlichen Beruf sachgerecht ausüben zu können.
Die Akademisierung von Gesundheitsberufen ist in Deutschland politisch gewollt, steht jedoch noch am Anfang. In Amerika, den Niederlanden und Großbritannien ist diese Form der Ausbildung bereits etabliert.
Unterschiedliche Studiengänge im Angebot
“Die private Hochschule Petaurum Academicum Heidelberg verfolgt keine kommerziellen Absichten”, betont Dr. Natour. Durch die Kooperation mit Praxen und Kliniken sollen Studiengebühren vermieden werden. Nicht zuletzt unterstützt die Organisation der Genossenschaft bilaterale Vereinbarungen mit Kliniken und Praxen, die eine Kostenübernahme durch diese möglich machen. Dr. Mohammed Natour: “Wir wollen als moderne Ärzte-Genossenschaft ein Problem lösen und als Arbeitgeber Verantwortung zeigen. Dazu gehört insbesondere, dass wir den zukünftigen Studenten kein Geld aus der Tasche ziehen. Kommerz-Hochschulen mit horrenden Studiengebühren sind im Kampf gegen den Fachkräftemangel das falsche Signal. Heidelberg ist die Medizin-Hauptstadt Deutschlands. Um den Standort weiterzuentwickeln, benötigen wir eine Hochschule für medizinische Assistenzberufe. Innovationen in der medizinischen Personalentwicklung sind dringend erforderlich, um auch in Zukunft als Medizinstandort eine Spitzenposition einnehmen zu können.”
Der erste Studiengang wird der des Physician Assistent (PA), also der des Arztassistenten sein. Diesen dreijährigen Bachelor können medizinische Fachkräfte anstreben, die bereits eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf absolviert haben – etwa zum Rettungssanitäter, Physiotherapeut oder Pfleger. Weitere Studiengänge wie der des Bachelors mit dem Abschluss Gesundheitspsychologe, aber auch in den Bereichen Organtransplantation, Ernährung, Schmerztherapie, Palliativmedizin und Geriatrie sind in Planung.
Petaurum Academicum
Genossenschaft in Gründung als künftige Trägerin der Hochschule für medizinische Assistenzberufe
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