Oliver Gassner: Professionell kommunizieren mit Google+

“Professionell kommunizieren mit Google+”, so heißt das kürzlich erschienene Buch von Oliver Gassner. Natürlich ist Google+ im deutschsprachigen Raum deutlich kleiner als Facebook. Aber: Trotz aktuell noch vorhandener Schwächen, bietet das Kontaktnetzwerk Unternehmen enorme Möglichkeiten der Kommunikation. Oliver Gassner kennt sie (fast) alle.

Oliver Gassner: Professionell kommunizieren mit Google+

Oliver Gassner

Klaus Wenderoth: Herr Gassner, warum ist Google+ kein Facebookkiller?

Oliver Gassner: Das wäre ein Missverständnis der Absichten von Google. Es ging Google nicht darum, ein Social Network zu bauen, man wollte eine Sharingplattform bauen, die eher von Inhalten getrieben ist, denn von der Frage, ob ich jemand kenne und mag. Google+ vernetzt Themen, nicht so sehr Personen, wie es bei Facebook der Fall ist.

Klaus Wenderoth: Wozu sollten sich Unternehmen mit Google+ beschäftigen? Ist Google+ mehr als nur Experiment?

Oliver Gassner: Google investiert sehr viel Arbeit in Google+, mehr als in jedes andere Produkt, das sie neu kreiert haben – außer der Suche. Und mehr als jedes andere neue Produkt von Google zahlt Google+ direkt in die Qualität der Suche ein: Es soll die Suche sowohl für die Nutzer als auch für die Inhaltsproduzenten verbessern. Wer also gefunden werden will und besser finden will, der sollte sich auch mit Google+ beschäftigen und dort aktiv werden.

Klaus Wenderoth: Was denken Sie, sind die Ziele von Google mit Google+? Wann werden beide vielleicht sogar eins?

Oliver Gassner: Nun bisher hat Google zur Erreichung seiner Suchaqualität Webseitentexte und Webseitenlinks ausgewertet. Mit Google+ wird es jetzt möglich, den Kontakten von Kunden, die für meine Seite “+1” vergeben, genau diese “gelobten” seiten anzuzeigen, wenn sie etwas Passendes suchen.

Umgekehrt sehe ich, wenn ich etwas suche, die Empfehlungen meiner “Eingekreisten”. Die Suche bekommt eine persönliche Dimension und Qualität wie nie zuvor. Google wettet auf die Tatsache, dass das die Suchqualität verbessert. Man wird sicher die Google-Suche auch weiterhin ausgeloggt benutzen können, aber im Prinzip ist Google+ die pesrönliche Schicht über alle Googleprodukte hinweg – nicht nur für die Suche.

Klaus Wenderoth: Bei Google+ kann man nur Personen zu den eigenen Kreisen hinzufügen, wenn man selbst zurvor hinzugefügt wurde. Warum diese schmerzliche Einschränkung der eigenen Möglichkeiten?

Oliver Gassner: Das ist nicht ganz korrekt. Obiges gilt nur für Seiten in Bezug auf Personen. Seiten können Seiten beliebig folgen, Personen Personen und Seiten beliebig folgen. Wäre es so wie oben, es gäbe ja genau null Personen in meinen Circles. Das ist an sich dasselbe wie bei Facebook: eine Page kann mir dort ja auch nicht einfach so folgen – das wäre Spam.

Klaus Wenderoth: Zur Zeit, ist es praktisch kaum möglich die eigene Google+ Page zu bewerben. Und weiterhin: Trotz Google Analytics gibt es faktisch keine Statistiken. Wird sich das Ihrer Meinung nach ändern (müssen)?

Oliver Gassner: Ich bin nicht so zahlenfixiert. Ich sage immer: Zahlen braucht man nur, um für den Chef, der das Social Web nicht versteht, bunte Bildchen malen zu können. Ich finde die Ripples bei Google+, also die grafische Darstellung der Verbreitung von Posts, 100 mal aussagekräftiger als Excelsheets mit Balkengrafiken.

Da Google als Firma insgesamt sehr zahlengetrieben ist, werden wir da sicher aber noch genug Zahlenfutter bekommen. Und seine Google+ Page kann man prima bewerben: bei seinem persönlichen Netzwerk bei Google und anderswo, per Mail und auf der eigenen Webseite. Ich vermisse keine Ads bei Google+.

Klaus Wenderoth: Google+ hat, ähnlich wie Facebook, eine sehr starke, visuelle Ausrichtung. Ohne Bilder und Videos geht nicht wirklich viel. Was bedeutet das für eine professionelle Kommunikation bei Unternehmen?

Oliver Gassner: Ich muss zugeben: Mit Bildern tue ich mich auch schwer. Unternehmen müssen lernen, visueller zu denken, mehr zu experimentieren und zu spielen. Andererseits kann man mit dem richtigen Text in jedem Netzwerk auch Reichweiten und Weitersageeffekte erzeugen.Dazu braucht es aber auch Witz und Esprit ohne sich im Ton zu vergreifen. Das fällt Unternehmen oft noch schwer, vor allem in Deutschland, wo Witz und Geist eher als unseriös gelten.

Klaus Wenderoth: Bitte nennen Sie uns doch Ihre persönliche Rangliste der fünf mächtigsten Tools die Google+ zu bieten hat Herr Gassner.

Oliver Gassner:

#1 Hangouts sind Videokonfernezen mit bis zu zehn “Gesichtern”, die man auch öffentlich übertragen und bei Youtube speichern kann.

#2 In Circles kann man nicht nur seine einkommenden Strom filtern und gewichten, man kann Circles auch weiter teilen und in eigene Kreise verschmelzen.

#3 Google Authorship ermöglicht es Publishern das eigene Google+-Profilbild in die Suchergebnisse bei Google zu integrieren. Das dürfte die Klickraten hochtreiben.

#4 Apps innerhalb von Hangouts könnten der Reisekosten-Killer sein, weil man inzwischen online fast so gut zusammenarbeiten kann wie an einem Tisch.

#5 Schließlich ganz banal der +1-Knopf, der eben kein “Gefällt mir” ist sondern ein “Schau mal hier!”; d.h. die Hemmschwelle, +1 zu drücken ist niedriger als beim “Like”. Und es verbessert eben die Suche für alle, die mir bei Google+ folgen.

Klaus Wenderoth: Abschließend bitte noch Ihre Empfehlung zu den “Do´s and Dont´s” bei Google+

Oliver Gassner: Dont´s:

– Es bringt nichts tausenden von Leuten zu folgen in der Hoffnungs, dass sie zurückfolgen; das verwässert nur die relevante Info im eigenen Stream.

– Man sollte der Versuchung widerstehen – außer ins eltenen Fällen – Posts auch “per Mail” an Kreise zu teilen. Das nervt und führt oft dazu, das man als Konsequenz entfolgt, geblockt und ignoriert wird.

Do´s:

– Man sollte sich aus Bekannten und Fachleuten einen spannenden Stream zusammenstellen.

– +1 geben ist prima, sharen ist besser.

– +1 sollte man vor allem bei Webinhalten geben, die man empfehlen kann und sie auch aktiv nach Google+ sharen.

– Man sollte es machen, wie auf Parties: Nicht nur zuhörend in der ecke stehen sondern auch mitreden; sonst lernt man niemand neuen kennen.

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