Nur noch ein NFL Spieler aus Deutschland

Nur noch ein NFL Spieler aus Deutschland

Kasim Edebali ist aktuell der einzige aktive NFL Spieler aus Deutschland. Seine Anfänge hatte er bei den Hamburg Huskies, aktuell ist er bei den Denver Broncos.

Nur noch ein NFL Spieler aus Deutschland

Kasim Edebali, Denver Broncos (Bildquelle: @imago)

Der Football boomt in Deutschland. Pro7Maxx verzeichnet weiter wachsende Zuschauerzahlen und schickt Moderator Patrick Esume gemeinsam mit Christoph “Icke” Dommisch und dem früheren deutschen NFL-Star Sebastian Vollmer dienstags in ein neues Football-Format: Coach”s Corner. Hier gehen Esume und Co. auf den vergangenen Spieltag ein oder erklären im Studio direkt selbst, wie die Aufgabe eines O-Liners überhaupt aussieht. Hierfür zog Vollmer, der als O-Liner bei den New England Patriots Superstar Tom Brady zu beschützen hatte, seine Super-Bowl-Ringe ab, zwei hat er davon.

Mit dem Karriereende von Vollmer, Markus Kuhn und Björn Werner ist eine Ära deutscher Footballstars zuende gegangen. Vollmer, der Champion. Kuhn, der den ersten “deutschen” Touchdown in der NFL erzielte. Werner, der Firstroundpick. Die Nachfolge dieses Trios bildet das Kontrastprogramm zum Boom hierzulande.

Geblieben ist nur Kasim Edebali, der in Hamburg geborene Sohn einer Deutsch-Türkin und eines Afro-Amerikaners, der seine Anfänge bei den Hamburg Huskies hatte. In die Saison war der 28 Jahre alte Linebacker der Denver Broncos in einem deutschen Quartett gestartet. Neben Edebali, der von den New Orleans Saints noch Colorado gewechselt war, hatten sich Mark Nzeocha, Moritz Böhringer und Kevin Davis Hoffnungen auf einen Platz in den finalen Rostern ihrer NFL-Teams gemacht.

Doch Linebacker Davis wurde bei den Los Angeles Rams genauso aussortiert wie Wide Receiver Böhringer bei den Minnesota Vikings. Mark Nzeocha, der sich im Sommer einer Knie-Arthroskopie unterziehen musste und vor seiner dritten NFL-Saison stand, hatte es bei den Dallas Cowboys eigentlich schon geschafft, wurde einen Tag nach dem abschließenden Roster-Cut trotzdem entlassen und für den Practise Squad wieder eingestellt.

Während Davis aus dem Fokus ist und Nzeocha hofft, dass er im Saisonverlauf aus der Trainingsgruppe in den aktiven Kader hochgezogen wird, hatte besonders Böhringer bereits 2016 mediale Aufmerksamkeit erhalten. Der Ex-Spieler der Schwäbisch Hall Unicorns war als erster Europäer ohne College-Erfahrung direkt in die NFL gedraftet worden. Die Erfüllung eines Kindheitstraumes bahnte sich an. In der Realität durfte der 23-Jährige genau einen NFL-Pass fangen: In Woche vier der Preseason, kurz vor seiner Entlassung.

Immerhin befindet sich Böhringer noch im Fokus der NFL-Teams. So wurde er nach seiner Entlassung bei den Vikings zum Probetraining bei den Detroit Lions eingeladen. Ob er überzeugen kann und der Traum von der NFL-Karriere weiterleben wird, werden wir wohl in Kürze erfahren.

Bleibt einzig Edebali mit einem festen Kaderplatz bei den Broncos. Doch auch Ebebali bekommt die Härte und Gnadenlosigkeit in der NFL zu spüren. Im Auftaktspiel der Broncos gegen die Los Angeles Chargers hatte Edebali kaum Spielanteile, stand nur in fünf Spielzügen auf dem Platz und verbuchte währenddessen weder einen Tackle noch einen Sack, Fumble oder eine Interception.

Dabei waren die Hoffnungen groß, dass Edebali nach dem Karriereende von DeMarcus Ware und einigen Verletzungsproblemen seiner Konkurrenten den Starter-Platz neben Superstar Von Miller innehaben könnte. Beim 24:21-Erfolg gegen die Chargers erhielt aber Shaquil Barrett den Vorzug und spielte in 54 der insgesamt 59 Defense-Spielzüge. Immerhin: In fast jedem dritten Auftritt des Special Teams war Edebali dann dabei.

Kann Edebali seine Position im Team nicht verbessern, droht die NFL-Saison aus deutscher Sicht eher dürftig zu werden. Besserung ist vielleicht schon für 2018 in Sicht, sollte sich Eric Nzeocha, der jüngere Bruder von Mark, bei den Tampa Bay Buccaneers durchsetzen. Der 24-Jährige profitiert in diesem Jahr von einer Sonderregelung der NFL, die es insgesamt vier Teams erlaubt einen nicht-amerikanischen Spieler zusätzlich in ihre Trainingsgruppe aufzunehmen. Die Wahl der Bucs fiel auf den Deutschen. Der in Bayern geborene Nzeocha soll dabei seine Trainer beeindruckt haben, hat für die laufende Saison aber keine Spielgenehmigung. Ob er sich nachhaltig empfehlen kann und 2018 zum Roster gehören wird? Offen, die Chance ist da. Vielleicht schafft auch Equanimeous St. Brown den Sprung aus dem College (Notre Dame), in die große Profiliga.

Am Ende der Übung mit “Coach” Esume und “Icke” Dommisch zog Vollmer dann seine beiden Ringe, die für zwei Super-Bowl-Erfolge mit den Patriots stehen, wieder an. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wieder ein deutscher Spieler sich einen Ring über den Finger ziehen kann. Für das erste wären die Fans in Deutschland schon über jeden weiteren Akteur, der spielen darf, glücklich.

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