Next Story – Der Weg des Papiers – Ein Reisebericht Teil 5

Durch den Iran nach Turkmenistan Teil 1 bis Shiraz

Bild24.8.2014 – Tag 14 TABRIZ

Heute stand der Grenzwechsel von Armenien in den Iran an und die meisten von uns hatten gehörig Respekt vor diesem Grenzübergang.
Zusammengefasst war es schnarch langweilig, mal abgesehen für Wolfgang und Alijan, unseren an der Grenze hinzu geeilten Landesguide für den Iran. Die Armenier wollten schon wieder Geld – nun für die Ausreise das wir widerwillig bezahlten um endlich weiter zu kommen. Die Carnets wurden mit einer Überstunde der iranischen Grenzer bearbeitet, die Prüfung der Ladung des Singlecab war dem Grenzer viel zu anstrengend so dass er lediglich scherzte “where are the weapons”… und schon waren wir auf dem Weg nach Tabriz – und das Ganze in nur 5 Stunden – was für ein Rekord.

25.8.2014 – Tag 15 BEHESTAN CASTLE

Tabriz war ein Verkehrschaos ohne gleichen, nur gut das wir durch Istanbul und Georgien bestens auf diese Art von Chaos vorbereitet waren. Aber alles ganz friedlich, nette Menschen die winken, wenn sie einen von der Straße abdrängen, Mopedfahrer die sich beim parallel fahren mit einem unterhalten, bevor sie dich fast vom Moped fahren, aber immer freundlich interessiert an uns und unserer Reise. Am frühen Morgen machten wir einen kurzen Ausflug mit dem Taxi zum Geld wechseln auf den Basar von Tabriz bei äußerst abenteuerlichen Gestalten. Kurz vor unserem Tagesziel wartete mal wieder die freundliche Polizei am Straßenrand und nach einem spektakulären Überholmanöver mit Blaulicht und Megaphon durchsage wurden wir – wie schon des Öfteren am Straßenrand gestoppt. Nach freundlicher Kontrolle, gings dann mit Polizeibegleitung in Front weiter ins Dorf. Wir waren die erste internationale Touristengruppe am Behestan Castle und übernachteten in einem öffentlichen Gebäude direkt am Castle. Die Bewirtung und die Schlafgelegenheit in unserem ersten “Camp” waren einfach, aber ausgesprochen gut. Wir waren so spät am Behestan Castle das uns die iranische Polizei dieses Gebäude als Schlafplatz zur Verfügung stellte, auch für den regionalen TV Termin, fast schon täglicher Programmpunkt, der uns im Iran genauso wie die Polizei, unsere Freunde vom Geheimdienst “we are looking only for your safety” auf Schritt und Tritt begleitete. Nie unangenehm oder aufdringlich, eher amüsant…und bald auch als Wettbewerb: wer erkennt den Spion…

26.8.2014 – Tag 16 KATALEH KHOUR CAVE + HAMEDAN

Nachdem die Verabschiedung am Morgen im Behestan Castle zwei Stunden gedauert hatte, war die Fahrt über die Kataleh Khour Cave nach Hamedan recht unspektakulär.
Dafür waren die Ladekünste der Iraner auf ihren Fahrzeugen umso spektakulärer und spätestens seit heute wurde uns klar, egal wo unsere Expedition auftaucht im Iran gibt es Menschenaufläufe und insbesondere die iranischen Frauen waren der neugierige Teil und immer überaus gastfreundlich. Ein Picknick vor der Moschee des Dorfes lockte dann ganze Familien an. Die Kinder und Jugendlichen besetzten die Motorräder, die Frauen teilten Kekse und ihr Mittagessen mit uns – und wenn es dann zu locker wurde, kamen doch ein paar Männer und sorgten für den nötigen Abstand. Nach kurzer Zeit erschienen dann meist die örtliche Presse und der Bürgermeister für die entsprechenden Fotos. Und mit großem Hallo schafften wir es, dann meist mit Verspätung die Mittagspause zu beenden. Was für ein Gegensatz zu den uns täglich in unseren Medien vermittelten Weltbild.

27.8.2014 – Tag 17 ALAMUT CASTLE

Die Anfahrt zum Alamut Castle war gut zu bewältigen und ermöglichte sogar noch den Besuch eines Bergsees (Ewan Lake) zum ausgiebigen Picknick.
Das Camp am Alamut Castle im “Golestan Hotel” – was sich hier so alles Hotel nennen darf – kostete ein Schaf das Leben. Der Lamb Kebab vom Holzfeuer und anschließend eine fantastische Nacht unter freiem Himmel auf den “Teppich-Sitz-Inseln” die im ganzen Gelände des Golestan verteilt waren, wird den Meisten von uns noch lange in Erinnerung bleiben. Ein paar Lokals spielten auf seltsamen Instrumenten, seltsame Melodien.
Das von unseren Gastgebern zubereitete Schaf schmeckte allen ausgezeichnet, lediglich das Trinken war ein Problem, der dritte Tag ohne Bier und Wein, ob das wohl im gesamten Iran so bleibt? Und es blieb so und was für ein Wunder: alle haben den fehlenden Alkohol dann doch überlebt.

28.8.2014 – Tag 18 MOUNT DAMAVAND

Nach ausgiebigen Diskussionen um die Strecke und aktueller Verkehrsinfo live von den Einheimischen, wagten wir doch die Fahrt über eine unbekannte fast direkte Verbindung von Alamut zu Kaspischen Meer. Wir wurden belohnt mit der wohl fantastischsten Gebirgslandschaft der gesamten Expedition. Der vermeintliche Offroad Teil war übrigens perfekt geteert (keine 6 Monate alt), dafür war der Onroad Teil eine Großbaustelle die uns noch in zeitliche Bedrängnis bringen sollte.

Aber erst mal Serpentinen in Hülle und Fülle, ein Picknick in 3.217 m Höhe und herzliche Begegnungen mit den Local`s.

Die Fahrt am Kaspischen Meer entlang hätten wir uns auch sparen können, vom Meer war so gut wie nichts zu sehen und das Mittagessen mit Alijans Familie im “einzigen” Restaurant am Kaspischen Meer kostete uns nach der Großbaustelle weitere 2 Stunden Zeit. Zeitgefühl, Entfernungsgefühl und so manch andere Gefühle Alijans passten nicht so ganz zu unserem “High Speed Expeditionsteam”. “we have the time, you have the watch”. Um Zeit reinzuholen entschieden wir uns dann kurzfristig nicht einen weiteren Ausflug in die Berge zu machen, sondern auf den Hauptstraßen zu bleiben. Diese Entscheidung kostete uns dann endgültig jede Möglichkeit noch heute den rauchenden Mount Damavand zu sehen. Die letzten 100 km bis zu unserem Hotel unterhalb des Gipfels verbrachten wir im STAU und lernten: eine Fahrspur machen die Iraner locker zur 6-spurigen Autobahn…und wenn es dann dunkel wird, dann wird das Ganze völlig unübersichtlich und gefährlich.

So kamen wir ziemlich erschöpft im Lotus Hotel an, das aber auch so gar nichts von dem hatte was man sich landläufig unter “Lotus” vorstellt. Aber egal zum Schlafen war es allemal gut und am nächsten Morgen wollten wir endlich den 5.700 m hohen qualmenden Gipfel des Mount Damavand in Augenschein nehmen.

29.8.2014 – Tag 19 QOM

Nach einem kurzen Blick zum rauchenden Damavand, fuhren wir von Aabgarn nach Qom. Qom liegt 140 km südlich von Teheran am Rande der Dasht-e Lut Wüste und ist wichtigster Pilgerort Irans nach Mashhad.
Hier befindet sich auch die zentrale Ausbildungsstätte für die schiitische Geistlichkeit, an der auch Imam Khomeyni studierte und lehrte. An diesem Ort wird die schiitische Geistlichkeit des gesamten Irans ausgebildet.
Von hier aus rief Khomeyni am 4.Juni 1963 in seiner berühmten Rede zum Sturz des Schah auf. In der Zeit danach entwickelte sich unter seiner geistigen Führung die Idee der Islamischen Republik Iran.

Diesen Lehrraum Khomeynis konnten wir besuchen und gehören damit zu dem kleinen Teil der christlichen Welt, die diese Möglichkeit hatte.
Vor dem Lehrraum saß Ayatollah Khatami, Tehran’s Congragation Imam, der zweite religiöse Mann im Staat Iran. Hier spürten wir das einzige Mal während unseres Aufenthalt im Iran, sowas wie Fanatismus und Feindschaft.

30.8.2014 – Tag 20 ISFAHAN

Weiter gings zügig nach Isfahan. Die Tageszeit sollte für die Stadtbesichtigung zur Verfügung stehen. Am Nachmittag hatten wir dann ausführlich Zeit für Sightseeing wie den Chehel Sotun Palast.
In der Nacht stand dann der nächstes Wechsel der Expeditionsteilnehmer an. Noch einmal wurden die Fahrzeuge gereinigt – am Waschplatz stand ein sehr schöner VW Käfer Bj 69 mit 67000 Originalkilometer zum Verkauf – ich glaube wir müssen nochmals hin und diesen dann nach Aalen zurückfahren. Zusammen mit Polizei, Militär, guten Tee und 20 Iranern waren alle Fahrzeuge schnell auf Hochglanz. “Waschanlagen” sind immer ein Erlebnis.

Expeditionsteam 3 konnte dann auch problemlos auf die nächsten spannenden Tage vorbereitet werden. Es zeichneten sich aber auch erste Probleme für unsere polnischen Expeditionsteilnehmer ab, offensichtlich sollten sie kein Visa für Turkmenistan erhalten. Erneut Arbeit für unser “Backoffice” Wolfgang dem auch nichts erspart blieb. Der Schwabe spart nie an Arbeit. Schaffa, schaffa, Häusle baua und no nach die Visas schaua.

31.8.2014 – Tag 21 SHIRAZ

Auf dem Weg nach Shiraz besichtigten wir Persepolis. Wie immer waren die Fahrzeuge dicht umlagert, unsere “Freunde” machten wieder ein paar Fotos und die Guides auf dem Parkplatz hatten viele Fragen zur Expedition zu beantworten und viele neugierige Iraner um sich.
Wir fuhren mit dem gesamten Expeditionstross durch eine Versammlung “Gläubiger” ohne auch nur im geringsten Probleme zu bekommen – selbst hier überwog die Neugier der verhüllten Damen.
Telefon und Internet funktionierten mehr schlecht als recht. Facebook oder Twitter waren schlichtweg nicht zugänglich. Die Inreachs, unser Rettungs- und Trekkingsystem als Kommunikationsmöglichkeit über Satellit waren hier sehr hilfreich.

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