Bestände von einzigartiger tanzgeschichtlicher Bedeutung im Deutschen Tanzarchiv Köln vorgestellt
Foto: Arnold Genthe
Seine bestehenden Sammlungen zu Isadora Duncan sowie zu Kurt Jooss konnte das Deutsche Tanzarchiv Köln dank der Förderung durch die Kulturstiftung der Länder und die Kunststiftung NRW um zwei bedeutende Archive erweitern, die sich bislang in Stockholm befanden. Die Eingliederung der Neuzugänge führt dazu, dass das Deutsche Tanzarchiv Köln sowohl für Isadora Duncan und ihre Adoptivtöchter als auch für Kurt Jooss zu einem einzigartigen Forschungs- und Sammlungszentrum wird. In beiden Fällen handelt es sich inhaltlich um Bestände von einzigartiger tanzgeschichtlicher Bedeutung, und ihr Erwerb ist für das Deutsche Tanzarchiv Köln und die Forschung von höchster Prägnanz und Wichtigkeit.
Die beiden Konvolute wurden im Rahmen eines Pressepreviews vorgestellt. Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, erläuterte warum ihre Stiftung den Ankauf gefördert hat: “Die Neuerwerbungen passen hundertprozentig zu unserer Arbeit. Künstlerarchive sind uns ein besonderes Anliegen, da sie ein Fenster für die Forschung öffnen. Wir fördern nicht nur bildende Kunst, sondern auch archivarische Sammlungen. Dinge wieder zusammenzuführen ist unser originärer Auftrag, insbesondere Bestände zurückzuholen, die Deutschland einmal verlassen hatten. Genau dies ist mit dem Erwerb der Konvolute gelungen.”
Prof. Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, die zusammen mit der Stadt Köln Träger des Deutschen Tanzarchivs Köln ist, freut sich über die gute Zusammenarbeit der Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung NRW und der Sparkasse.
Angela Langen, Leiterin des Bereichs Privatkunden Köln-West der Sparkasse KölnBonn, hob für die Stifterin als besonders positiv hervor, dass das Deutsche Tanzarchiv Köln besonderen Wert auf die Öffnung der Archive legt und seine Bestände durch das angeschlossene Tanzmuseum mit seinen wechselnden Ausstellungen für die Öffentlichkeit erlebbar werden.
Auf den Spuren von Isadora Duncan …
Anna Duncan (1894-1980) war die älteste Adoptivtochter von Isadora Duncan (1877-1927), die zu den einflussreichsten und kulturgeschichtlich bedeutendsten Tänzerinnen des 20. Jahrhunderts zählt. Gemeinsam mit ihren Lieblingsschülerinnen, den “Isadorables”, zu denen auch Anna gehörte, tourte Isadora durch Europa und Amerika und sorgte so für eine internationale Verbreitung ihrer Ideen.
Der Zugang des Anna Duncan-Archivs ergänzt die umfangreiche Duncan-Sammlung des Deutschen Tanzarchivs Köln, die bislang auf den Nachlässen von Elizabeth Duncan, Lisa Duncan und von drei prägenden Pädagogen der Duncan-Schule basiert.
Zum Anna Duncan-Archiv gehört u. a. eine umfangreiche Sammlung von mehreren Hundert Fotografien, die den künstlerischen Werdegang Isadora Duncans, über die “Isadorables” bis hin zur fortgesetzten Wirkungsgeschichte Anna Duncans, die selber als Tänzerin reüssierte, belegen. Es handelt sich vorwiegend um Aufnahmen professioneller Studiofotografen, darunter berühmte Fotokünstler wie Arnold Genthe, Nickolas Muray, Edward Steichen und George Platt Lynes. Zu den Neuerwerbungen gehören ferner u. a. 32 Zeichnungen von Abraham Walkowitz, die Isadora Duncan tanzend zeigen.
Das Archiv von Kurt Jooss – einst getrennt, nun wieder vereint
Sein Anti-Kriegs-Ballett “Der Grüne Tisch” aus dem Jahre 1932 machte den Choreographen, Tänzer und Pädagogen Kurt Jooss (1901-1979) mit einem Schlag weltberühmt. Bereits 1927 hatte er die Folkwang-Schule und ihre Tanzabteilung in Essen mitbegründet; nach der Rückkehr aus der Emigration übernahm er 1948 erneut die Leitung der Tanzabteilung. Für die künstlerische Entwicklung vieler seiner heute prominenten Schüler und Schülerinnen, darunter Pina Bausch und Reinhild Hoffmann, war die Begegnung mit Kurt Jooss wegweisend. Und auch seine überlieferten Ballette begeistern Tänzer, Choreographen und Zuschauer bis heute – so nimmt das Ballett am Rhein Düsseldorf-Duisburg im März 2016 den “Grünen Tisch” in seinen Spielplan auf.
Bislang waren die Archivbestände zu Leben und Werk von Kurt Jooss getrennt. Einen Teil seines Archivs hatte Kurt Jooss Anfang der 1970er Jahre nach Schweden seinem langjährigen Freund Bengt Häger und dem Dansmuseet Stockholm gegeben. Der andere Teil des Archivs verblieb bei der Familie, die den Bestand im Jahr 2002 an das Deutsche Tanzarchiv Köln übergab.
Die nun zusammengeführten Sammlungen dokumentieren umfassend die Schaffensperioden von Kurt Jooss und belegen eindrucksvoll seine choreographischen wie pädagogischen Arbeiten und Visionen. Aus Stockholm übernahm das Deutsche Tanzarchiv Köln neben Programmen, Fotos, Korrespondenzen etc. zahlreiche Kostümzeichnungen des Bühnenbildners Hein Heckroth und die handgeschriebenen Noten von Fritz A. Cohen zu den überwiegend in der Emigration entstandenen Balletten. Der Einsichtnahmen durch die Forschung harren auch eine Materialiensammlung zur Südamerika-Tournee der Balletts Jooss sowie der umfangreiche Schriftwechsel von Kurt Jooss zum Tänzerkongress mit Protagonisten des Ausdruckstanzes der 1920er Jahre wie Oskar Schlemmer, Mary Wigman, Rudolf von Laban, Jean Weidt u.a.
Das Deutsche Tanzarchiv Köln dokumentiert als Informations- und Forschungszentrum die Geschichte des Tanzes ab dem 15. Jahrhundert und entdeckt in seiner kontinuierlichen Aufarbeitung von Nachlässen und in der laufenden Übernahme aktueller Tanzdokumente neue Seiten bekannter Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart. Seit 1997 verfügt das Deutsche Tanzarchiv Köln im Haus über ein eigenes Tanzmuseum. In modernen, jährlich wechselnden Ausstellungen, die neue Perspektive aufzeigen, ist Tanz erlebbar.
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