Wolfgang Richter bewegt sich mit seinem zweiten Gedichtband in der Tradition der hohen Dichtkunst.
Ein Hohelied auf die gebundene Sprache: So könnte man den neuen Gedichtband des Düsseldorfer Lyrikers Wolfgang Richter charakterisieren.
Die Vergangenheit ist für den studierten Historiker Richter ein schier unendlicher Fundus an Inspiration. So blickt er nicht nur auf den “letzten Sommer” zurück, sondern nimmt auch das antike Rom, die längst untergegangene Zivilisation der Maja oder Sparta unter die lyrische Lupe – um teils frappierende Parallelen zur Gegenwart aufzudecken: “Das Glück der Ferne / kannten sie nicht […] Furcht verbreitend / lebten sie selbst / in ständiger Angst.”
Richters Gedichte sind auch formal eine Verneigung vor der Historie: Sie schreiben die Tradition der hohen Dichtkunst fort. Metrisch ausgefeilt, vermitteln die Poeme dem Leser in jeder Strophe, wo ihre Wurzeln liegen. Dabei verschließt Richter aber keinesfalls die Augen vor der Gegenwart. Entwicklung und Wandel – ob in der Natur, dem persönlichen Leben oder der Gesellschaft – spielen in seiner Lyrik ebenso eine Rolle wie brandaktuelle politische Fragen: “wen kümmert das Schicksal von / Flüchtenden” angesichts der “Glücksverheißungen von / Vermögensberatern”?
Und auch die Liebe hat einen festen Platz in Richters poetischem Repertoire. Im “klassischen Gewande” wirken seine Verse über das Suchen und Finden, das Werden und Vergehen des wohl bewegendsten Gefühls so zeitlos wie die “Kauernde Aphrodite” im Archäologischen Museum der Stadt Rhodos: Sie scheint “so lebendig / als entstiege sie gerade / erfrischt einem Bad”.
Leser mit einem Sinn für formbewusste Lyrik mit zeitlos aktuellen Inhalten werden an “Steinaphrodite im Garten” von Wolfgang Richter ihre Freude finden.
Leseprobe:
Meeres Schrift
Ich liege am Strand
und lausche dem Meer
was es schreibt in den Sand
kaum dort notiert und
auch schon gelöscht.
Stieg ich hinunter ans Wasser
säh ich genauer was es geschrieben
doch bleibe ich liegen und deut es
als Zeichen eines unendlichen Briefes.
So vergeht denn ein Sonnentag
im inneren Rätseln
um das Geheimnis der Schrift
Der Autor:
Wolfgang Richter wurde 1941 in Versmold / Gütersloh (Westfalen) geboren. Nach seinem Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in Münster unterrichtete er von 1972 bis 2006 als Gymnasiallehrer in Düsseldorf. Er veröffentlichte diverse Essays, u. a. über Schillers ästhetische Schriften, über die Sprachphilosophie bei Herder und Wilhelm von Humboldt sowie über die Lyrik Gottfried Benns. Von Wolfgang Richter erschien 2008 der Gedichtband “Gleich einem Hauch”.
Das Buch:
Wolfgang Richter
Steinaphrodite im Garten
Gedichte
88 Seiten, Broschur
EUR 12,80 [D]
Deiningen 2015
ISBN 978-3-943599-38-1
Verlag Steinmeier
www.Poesie21.de
Die Buchreihe Poesie 21 präsentiert bemerkenswerte zeitgenössische Gedichtbände und lyrische Debüts in deutscher Sprache. Für Poesie 21 kooperiert DAS GEDICHT, Lektorats-Service / Anton G. Leitner Verlag seit 2006 eng mit Druckerei und Verlag Steinmeier GmbH & Co. KG, Deiningen.
Alle Titel der Reihe Poesie 21 werden von “DAS GEDICHT, Lektorats-Service” unter der Obhut des Erfolgsherausgebers Anton G. Leitner sorgfältig lektoriert und komponiert.
Steinmeier besorgt als Meisterbetrieb und Vertragspartner der Autoren mit seiner hauseigenen Qualitätsdruckerei die Gesamtherstellung und den Verlag der Bände.
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