Neuerscheinung bei yolobooks: Die Entdeckung der Harmonie oder Warum hat die Tonleiter zwölf Töne?

Die Geschichte der Philosophie ist ähnlich trocken wie Kakaopulver. Aber in diesem Buch liest sie sich wie heiße Schokolade mit Sahne. Leser meinen: “Absolut lesenswert”

BildWarum hat die Tonleiter zwölf Töne? Mit dieser Frage beginnt eine Reise durch die zweitausendfünfhundert Jahre alte Geschichte unserer Philosophie. In lebendigen Geschichten aus dem Leben des Erzählers werden dabei die wichtigsten Gedanken der größten Philosophen humorvoll und geistreich erklärt. Aber wozu? Was hat die Tonleiter mit Dir, dem Kosmos und Deinem Leben zu tun? Auch darauf gibt dieses Buch eine Antwort.

Das Buch ist erhältlich als gebundene Ausgabe und ebook bei www.yolobooks.com

Hier ein kleiner Auszug aus dem Anfang des Buches:

“Meine Entdeckung der Harmonie fing mit einer ganz einfachen Frage an. Es war in der Schule. Genauer gesagt, im Musikunterricht. Meinem Musiklehrer fiel ich mehr durch meine Fragen als durch mein musikalisches Talent auf. “Warum hat die Tonleiter zwölf Töne?”, “Hat es etwas mit den zwölf Monaten, den zwölf Stunden oder mit den zwölf Aposteln zu tun?” und “Wie würde sich eine Musik anhören, die nur aus zehn Tönen besteht? Hört sie sich dann chinesisch an?” Der Musiklehrer schaute mich an. Sein Blick verriet irgendein Gefühl zwischen Ungeduld und Verständnislosigkeit. “Warum willst du das denn wissen?”, fragte er mich schließlich. Die Gegenfrage meines Lehrers war berechtigt. Wenn ich es mir recht überlege, hätte ich wunderbar leben können, ohne eine Antwort auf die Frage nach der Tonleiter zu finden. Ich hätte einfach musizieren und komponieren oder mich an der Musik erfreuen können. Hauptsache, sie gefiel mir. Also, was sollte eigentlich die ganze Fragerei?

Eine gute Frage war schon immer viel wert. Das wussten bereits die alten Griechen. Bei ihnen war das Orakel von Delphi für schwierige Fragestellungen zuständig. Fragen konnten dort gegen Geschenke persönlich vorgetragen oder gegen eine Gebühr schriftlich eingereicht werden. Das Geschäft lief wie geschmiert. Das lag wohl auch daran, dass Delphi ein besonderer Ort war. Delphi galt im antiken Griechenland als Mittelpunkt der Erde. Der Sage nach hatte Zeus, der oberste Gott im griechischen Himmel, von beiden Enden der Welt zwei Adler losgeschickt, die sich dann in Delphi getroffen haben. Hier lebte die geflügelte Schlange Python mit ihren hellseherischen Fähigkeiten. Python hatte versucht, aus Missgunst die Mutter Apollons zu töten. Apollon war der griechische Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit, der Mäßigung, der Weissagung, der Bogenschützen, der Künste, der Dichtung und des Gesangs im Besonderen. Er hatte also einiges zu tun. Trotzdem fand er noch die Zeit, aus Rache die geflügelte Schlange Python in Delphi zu erschlagen. Mit dem vergossenen Blut der Python sickerten auch ihre hellseherischen Fähigkeiten in den Erdboden von Delphi.

Die Priester von Delphi bewiesen unternehmerischen Weitblick und bauten zu Ehren des Apollon einen Tempel. Auf dessen Säulen wurde eine angebliche Aufforderung von Apollon an die Menschen eingraviert: “Gnothi seauton!” – Erkenne dich selbst! Das allein machte aber noch keine Geschäftsidee. Man stellte deshalb eine Verbindung zu den Göttern her. Dort, wo Python ihr Blut vergossen hatte, stiegen Gase aus einer Erdspalte. Die Priester stellten einen dreibeinigen Schemel über die Erdspalte. Darauf saß eine schöne, junge Frau, die sie Pythia nannten. Ihr Name sollte natürlich an die hellseherische Schlange erinnern. Wenn nun die Gase aus der Erde stiegen, versetzte das Pythia in Trance und befähigte sie, angeblich die Zukunft zu erahnen. Ich vermute, dass dem dreibeinigen Schemel ausnahmsweise keine mythische Bedeutung beizumessen ist. Mein Vater hatte mir nämlich erklärt, dass dreibeinige Schemel nicht wackeln. Das war sicher von Vorteil, wenn man wie Pythia über einer Erdspalte saß. Auch sonst verfuhren die Priester in Delphi ganz pragmatisch. Als sich herausstellte, dass die großen Helden Griechenlands nach der Orakelstunde Pythia auch gern privat näher kennenlernen wollten, ernannten die Priester kurzerhand nur noch sehr alte Greisinnen zum Orakel. So kamen die großen Männer der Geschichte gar nicht erst in Versuchung.
Aber warum wollten alle den Rat der Pythia? Warum fiel es so schwer, sich selbst zu erkennen? Warum brauchte man dazu ein göttliches Orakel mit seherischen Fähigkeiten? Zumal das Orakel oft ganz unerwartete Antworten gab. Manchmal waren es gar keine Antworten, sondern Rätsel oder Gegenfragen. Meistens blieb der Besucher irritiert zurück und hatte mehr Fragen als vorher. Das Geheimnis des Orakels waren nicht seine Antworten, sondern das Staunen, das diese bei den Menschen auslösten. Die Gegenfrage meines Musiklehrers hätte vom Orakel von Delphi sein können. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, warum eine Frage Sinn ergab. Erst seine Gegenfrage brachte mich dazu, überhaupt darüber nachzudenken. Mein Staunen zwang mich, neue Wege zu gehen.”

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