Lebensbedingungen erheblich verbessert – Nachhaltige Wirkungen der Arbeit von Menschen für Menschen in Äthiopien bestätigt
München, 11. Juni 2015. Die Entwicklungszusammenarbeit der Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist erfolgreich und dabei zugleich nachhaltig. Das hat eine Evaluation des ehemaligen Projektgebietes Merhabete nachgewiesen, die am Donnerstag (11. Juni 2015) von Menschen für Menschen in München vorgestellt wurde.
Das Beratungsunternehmen FAKT (Stuttgart) untersuchte den Fortschritt in dem Projektgebiet seit dem Rückzug der Hilfsorganisation vor fünf Jahren. Das Ergebnis: Das Entwicklungsprogramm von Menschen für Menschen war der Anstoß für eine bis heute anhaltende Fortentwicklung in der Region. Viele damals realisierte Maßnahmen gehören bereits zur neuen Normalität. Neben Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Umwelt, haben gezielte Maßnahmen der Stiftung vor allem auch das Bild der Frau und ihre Rolle in der Gesellschaft erheblich verbessert.
Dr. Jochen Currle, Berater und Koordinator des Fachbereiches Landwirtschaft und ländliche Entwicklung bei FAKT, sagt: “Auf der Grundlage dieser Bewertung kann das auf Nachhaltigkeit angelegte Leitprinzip der Stiftung als Grundlage für den Fortschritt der Region identifiziert werden. Das 1988 begonnene Entwicklungsprogramm war der Anstoß für eine bis heute anhaltende Weiter- und Selbstentwicklung, die das Leben der Bevölkerung auch in Zukunft positiv beeinflussen wird.” Currle hatte für die Studie im März dieses Jahres gemeinsam mit dem äthiopischen Kollegen Tsegazeab Kidanemariam umfangreiches Datenmaterial und Dokumente ausgewertet sowie viele Gespräche vor Ort geführt. Das Fazit von Dr. Currle fällt durchweg positiv aus: “Die Lebensbedingungen der Menschen in Merhabete haben sich nachhaltig verbessert. In allen Arbeitsbereichen der integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte konnten positive Wirkungen nachgewiesen werden. Der integrierte Ansatz von Menschen für Menschen hat sich damit bewährt und sollte beibehalten werden.”
Peter Renner ist als Vorstandsmitglied bei Menschen für Menschen u. a. für die Projektarbeit in Äthiopien zuständig, er erklärt das Ziel der Ex-post Evaluierung von Merhabete: “Wir wollten insbesondere wissen, was passiert, wenn die Stiftung Menschen für Menschen ein abgeschlossenes Projektgebiet zurück in die Hände der äthiopischen Bevölkerung und Behörden gibt. Wie leben die Menschen mit den neu gebauten Brunnen, Schulen und Krankenstationen und welchen Einfluss hat die Hilfe zur Selbstentwicklung auf den Fortschritt einer Gesellschaft?”.
Viele damals realisierte Maßnahmen gehören bereits zur neuen Normalität.
Grundsätzliche Aussagen der FAKT-Studie:
– Im Rückblick wird es meist überwiegend als Anstoß für eine anhaltende Entwicklung gesehen, die das Leben stark zum Positiven hin verändert hat.
– Eine bleibende Abhängigkeit ist kaum festzustellen.
– Viele Projektanstöße sind heute neue Normalität.
– Das Projekt von Menschen für Menschen in Merhabete ist bei allen kontaktierten Personen in positiver Erinnerung.
In der Studie wurden u. a. auch physische, institutionelle und Verhaltensdimensionen überprüft. Hier die Ergebnisse zum Thema Nachhaltigkeit:
– Die Infrastruktur besteht weiterhin und die erreichten Projektziele (z.B. höhere Erträge) werden immer noch erreicht oder haben sich sogar weiter entwickelt.
– Soziale und administrative Management-Strukturen haben Fortbestand und funktionieren situationsangepasst.
– Wahrnehmungsmuster und Verhaltensweisen, die durch das Projekt eingeführt oder gefördert wurden, sind in der Bevölkerung auch heute noch wirksam.
“Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch unsere Projektarbeit in nahezu allen Lebensbereichen die Situation für die Menschen nachhaltig verbessert hat. Wir haben den Menschen den Anstoß gegeben, sich selbst weiterzuentwickeln. Das funktioniert und bleibt auch in unseren aktuell elf Projektgebieten weiter unser Leitprinzip.” freut sich Peter Renner (www.menschenfuermenschen.de).
Anstoß für Veränderungen
Die integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte der Hilfsorganisation in Merhabete waren der Anstoß für viele Veränderungen, die das Leben der Menschen auch in Zukunft noch positiv beeinflussen können. So war die Grundversorgung in punkto Gesundheit und Bildung vor 1988 kaum gewährleistet, bis zum Ende der Projektphase im Jahr 2009 besaß das Gebiet dank der Aufbauarbeit bereits neun dörfliche Krankenstationen und 27 Grundschulen. Und der Ausbau der Infrastruktur hielt an: Bis heute besitzt der Distrikt 24 Krankenstationen und 48 Grundschulen.
Daneben konnten die Flächen für bewässerten Anbau erheblich vergrößert werden. Der Umfang der geschützten und wieder aufgeforsteten Flächen hat sich zwischen 2009 und 2014 verdoppelt (12.000 ha – 24.000 ha). Eine beeindruckende und wichtige Größe im stark erosionsgefährdeten und -geschädigten Distrikt.
Die Dynamik der Entwicklung lässt sich auch an folgenden Zahlen aus der Studie ablesen: So hat sich das Haushaltseinkommen zwischen 2009 und 2014 verdreifacht; von 14.300 auf 45.630 Birr. Die Getreideproduktion konnte von rund 65 Tonnen auf über 112 Tonnen gesteigert werden. Die Gemüseanbaufläche stieg von 1.678 ha auf 4.391 ha.
Die “neuen” Frauen von Merhabete
Deutlich werden die festgestellten Veränderungen in Merhabete, wenn man die Bildung der Mädchen betrachtet. Da der Wassertransport in Äthiopien traditionell Frauenarbeit ist, mussten viele Mädchen stundenlange Wege zur nächsten Wasserstelle gehen. Oft fehlte es an der Zeit, um am Schulunterricht teilzunehmen. Dank neuer Brunnen der Stiftung Menschen für Menschen haben nun auch Mädchen eine größere Chance auf Bildung, und können regelmäßig die Schule besuchen: Zwischen 2009 und 2014 stiegen die Einschreibungszahlen von 28.000 auf 35.000 Mädchen – gleichzeitig fiel die Quote der Schulabbrecherinnen von rund 3,6 auf 1,7 Prozent. “Zugang und Bildungsqualität haben sich in Merhabete damit nachhaltig verbessert”, bestätigt Dr. Currle.
Aber auch finanziell wurde die Abhängigkeit der Frauen von den Männern nachhaltig reduziert. Ausbildungskurse und Kleinkredite ermöglichten Existenzgründungen. So wurden insgesamt 17 Mikro-Kredit-Vereine von Menschen für Menschen initiiert, die alle immer noch tätig sind.
Seit Beginn der Projektarbeit von Menschen für Menschen in Merhabete im Jahr 1988 stieg auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, grausame Traditionen wie die Genitalbeschneidung bei Mädchen in Frage zu stellen. Zwar stehen diese und die Frühverheiratung seit einigen Jahren unter Strafe, aber erst durch die Aufklärungskampagnen konnte ein neues Rollenverständnis von Frauen initiiert werden. Dieser Prozess hat direkte Auswirkungen auf den verbesserten Gesundheitszustand vieler Frauen und führt zum Rückgang chronischer Erkrankungen.
“Unabhängige Evaluationen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Modernisierung, denn Spender wollen sehen, wo ihr Geld hingeht und was es bewirkt – insbesondere auch langfristig”, sagt Vorstand Renner.
Informationen zu Merhabete
Der Distrikt liegt im Norden der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und hat mit 1.200 km² eine vergleichbare Fläche wie Rom. Die Projektarbeiten von Menschen für Menschen begannen in Merhabete bereits 1988, damit gehört das Gebiet zu den ältesten Projekten von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe.
Über FAKT
Die FAKT gGmbH wurde 1986 als Beratungsunternehmen für staatliche und nichtstaatliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit gegründet. Schwerpunktfelder der Tätigkeit sind ländliche Entwicklung und Klimawandel, berufliche Bildung, Beschäftigung und Gewerbeförderung sowie insbesondere die Querschnittsthemen Evaluation, Wirkungsbeobachtung und -erhebung, Organisationsentwicklung und die damit einhergehende Steigerung von Handlungs- und Managementkompetenzen.
Detaillierte Informationen hierzu finden sich auf der Webseite www.fakt-consult.de.
Mehr Informationen finden Sie hier: www.menschenfuermenschen.de
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Über Menschen für Menschen:
Am 16. Mai 1981 legte der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm mit seiner legendären Wette in der Sendung “Wetten, dass..?” den Grundstein für seine Äthiopienhilfe. Am 13. November 1981 gründete er die Stiftung Menschen für Menschen. Seitdem leistet die Organisation Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen sogenannter integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Bei einer Untersuchung von Spendenorganisationen der Stiftung Warentest für die Ausgabe 11/2014 der Zeitschrift Finanztest schnitt Menschen für Menschen “besonders gut” ab. Die Wertung “sehr gut” erhielt die Stiftung bei einem Transparenz-Test (2014), der von der gemeinnützigen und unabhängigen Phineo AG in Kooperation mit Spiegel online durchgeführt wurde.
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