Aus Anlass von 100 Jahren Schönstatt-Bewegung – Der Gründer, P. Kentenich, war drei Jahre in Dachau inhaftiert
(NL/2510540740) Am Sonntag, 6. April, lädt die Schönstatt-Bewegung Bayern im Rahmen des hundertjährigen Bestehens Schönstatts ein zu einem Tag in der KZ-Gedenkstätte Dachau unter dem Zeichen der Würde jedes einzelnen Menschen. Der Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, war vom 13. März 1942 bis zum 6. April 1942 dort inhaftiert. Schwerer als Hunger und äußere Gewalt, so sagte er später, habe er die Ehrlosigkeit, Wehrlosigkeit und Rechtlosigkeit erlitten und erlebt. Und zugleich habe er hier wie selten zuvor wahre Größe von Menschen erfahren, Würde, die einem niemand nehmen kann.
Der gehörlose jüdische Maler David Ludwig Bloch, der im November 1938 ins Konzentrationslager Dachau kam – einer von 10.911 jüdischen Männern, die in Folge der Reichskristallnacht in das KZ Dachau eingeliefert wurden und nach seiner Entlassung nach China und später USA emigrieren konnte, kehrte erst 1976 zum ersten Mal nach Deutschland zurück und verarbeitete nach einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau den Holocaust und seine persönlichen Erlebnisse im KZ Dachau auf künstlerischer Ebene. Eines seiner Bilder zeigt eine der typischen erniedrigenden Dachausituationen, den Zählappell auf dem riesigen Appellplatz; graue, anonyme Menschenreihen, von scharfgeschnitten dreieckigen Lichtkegeln bewacht. Und im grün-grauen Himmel über Dachau deutet er ein dreieckiges Symbol an. Ein Symbol, das im jüdischen wie christlichen Bereich eine starke Bedeutung hat als Sinnbild für das Wirken Gottes. Auch an einem Ort, dessen Unmenschlichkeit noch heute zum Himmel schreit.
Dieses Bild von David Ludwig Block ist auf der Einladung der Schönstattfamilie der bayrischen Diözesen zu sehen. Und sie wollen dabei ein Dreieckssymbol mitbringen, das für eine Realität steht: Gott hat die Hölle von Dachau betreten. Nicht zu einem flüchtigen mildtätigen Besuch. Er ist dort geblieben. Mittendrin in Hass, Krankheit, Verzweiflung und Unmenschlichkeit. Er ist dort gewesen in Menschen, die inmitten dieser Hölle der Rechtlosigkeit, Ehrlosigkeit, Wehrlosigkeit anderen Menschen zu essen gaben, Impfstoff besorgten, zuhörten, Mut machten, sie vor dem Zugriff der Wachen versteckten, mit Erzählungen vom Hunger ablenkten, Aufgaben und Hoffnung für jetzt und für danach gaben und manchmal sogar ein Lächeln oder ein herzhaftes Lachen hervorriefen und zeigten: Es gibt eine menschliche Würde in Lumpen und unter Schlägen, eine Würde, die niemand nehmen kann.
Das Dreieckssymbol, das sie an diesem Tag nach Dachau bringen, hat eine mehrjährige Weltreise in der Vorbereitung auf das Jubiläum Schönstatts im Oktober dieses Jahres hinter sich. Es hat auf dieser Reise strahlende Feste gesehen und bewegende Feiern, hat Tausende versammelt und Medienpräsenz bekommen. Doch es war auch in Aids-Waisenhäusern Südafrikas und in den Ruinen der Jesuiten-Missionen in Paraguay, an den Betten von Sterbenden und in den Trümmern, die das Erdbeben in Chile hinterlassen hat.
Es ist ein Symbol, das Pater Josef Kentenich im Jahr 1967 der Schönstattfamilie geschenkt hat. In demselben Jahr, in dem er selbst das ehemalige KZ Dachau erneut besucht hat. Wie um noch einmal zu sagen: Es gibt keinen Ort, den Gott mit seiner Liebe nicht erreichen kann. Und es gibt keinen Grund zu zögern, an jedem solchen Ort Gott die eigenen Augen und Hände zur Verfügung zu stellen. Es gibt keinen Grund, zu Hause zu bleiben, statt an die Peripherien zu gehen, wie Papst Franziskus sagt.
Ausgerechnet die Erfahrungen in Dachau waren nach 1945 für Pater Kentenich das Signal zum Aufbruch nachdem das Charisma der Bündniskultur den Härtetest bestanden hatte, gab es keinen Grund mehr, für uns zu behalten, was der Kirche und den Menschen dienen kann.
Höhepunkte des Tages in Dachau sind eine Einführung im Filmsaal der Gedenkstätte (12.15 Uhr), die Zeit zur Begegnung mit dem Gott-Vater-Symbol im Ausstellungsraum des Museums, die Übertragung des Symbols in die Karmelkirche (14.50 Uhr) und die heilige Messe dort (15.00 Uhr). Thematische Führungen, Filme, Workshops und Meditationen, ein Blick in das Gedächtnisbuch des KZ Dachau Namen statt Nummern und ein Kreuzweg runden den Tag ab.
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Martina Kraus
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