Paul Kendel
Den Weg des Tigers gehen
Die spirituelle Reise eines Soldaten im Irak
Der US-Amerikaner Paul Kendel erzählt in “Den Weg des Tigers gehen” seine eigene Geschichte, die Geschichte eines Soldaten im Irakkrieg, der durch Zufall zu den Lehren des Buddhismus findet und Kraft schöpft aus dem Bild des “verwundbaren Kriegers”, eines Menschen also, der den Mut hat auch in Extrem-situationen sein Herz nicht zu verschließen.
Laut eines Berichts des Magazins Spiegel vom November 2013 leidet ca. ein Fünftel der Sol-daten, die aus Auslandseinsätzen zurückkommen, an posttrauma-tischen Belastungsstörungen (PTBS). Die meisten haben Erschreckendes gesehen, erlebt und vielleicht auch getan und waren konfrontiert mit Gewalt und Tod. Viele von ihnen finden nicht die Brücke zurück in ein “normales Leben”. Die Zeit im Ausnahmezustand wirft Fragen auf, und es gibt dafür keine einfachen Lösungen.
Zwischen Angst und Mordlust
Paul Kendel kennt diesen Zu-stand. Der US-Amerikaner war 2005 als Feldwebel der US-Nationalgarde im Irak stationiert und dort wie alle dem Druck und den Ängsten dieser belastenden Situation ausgesetzt. Als inner-halb weniger Tage acht seiner Kameraden durch Sprengstoff-anschläge sterben, spürt er, wie außer der Angst um das eigene Leben auch zunehmend Rache-gelüste in ihm wachsen. Er sieht aber durchaus auch die desolate Situation der irakischen Bevölkerung, die unter der massiven Militärpräsenz der Amerikaner im Land leidet. Unter seinen mitgebrachten Büchern ist eher zufällig auch ein Buch von Sakyong Mipham, des spirituellen Ober-haupts der buddhistischen Shambhala-Tradition. Die Lektüre hilft ihm, seine Situation besser zu ertragen, und er beginnt einen
E-Mail-Austausch mit Sakyong Mipham und der Shambhala-Gemeinde. Unter anderem fragt er den buddhistischen Lehrer: “Wie kann man eine Gruppe von Leuten, deren beste Freunde gerade in tausend Stücke gerissen wurden, davon überzeugen, dass die Antworten auf diese Tat Liebe und Mitgefühl sind?”
Ein Krieger mit offenem Herzen
Sakyong Mipham antwortet ihm auf diese und viele weitere Fragen. Die Shambhala-Gemeinschaft “adoptiert” ihn gewissermaßen und bestärkt ihn im E-Mail-Austausch darin, seinem Weg zu folgen, auch wenn ihm das von seinen Kameraden und Kommandanten als Schwäche ausgelegt wird. Kendel identifiziert sich dabei zunehmend mit dem Bild eines Shambhala-Kriegers, d.h.,
“eines Kriegers ohne Rüstung, der seinen Mut zeigt, indem er mit offenem Herzen auf sein Gegen-über zugeht.” So versucht er bei seinem Einsatz im Irak nach Wegen, auch in der Konfrontation mit dem Gegner sein Mitgefühl nicht zu verlieren und den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen.
Feigheit oder gesunder Menschenverstand?
Der Umgang mit seinen Kameraden wird dadurch nicht gerade einfacher. Sie verspotten ihn als “Weichei und durchgeknallten kalifornischen Linken”, und er lässt sich als Gegenbeweis zuweilen zu einem Verhalten hinreißen, auf das er im Nachhinein nicht gerade stolz ist. Doch in den entscheidenden Momenten ist er in der Lage, innezuhalten und die für ihn richtige Entschei-dung zu treffen, z.B. als er während eines Militär-konvois durch Bagdad auf Zivilisten schießen soll, wenn diese nicht schnell genug den Weg frei machen. Er schießt nicht.
Der Autor rät nicht dazu, sich auf einen Militäreinsatz mittels der buddhistischen Lehre vorzubereiten, seinem Gegenüber “mit offenem Herzen” zu begegnen, denn das könnte eher kontraproduktiv sein. Doch macht das Buch deutlich, dass Meditation und die Praxis des Mitgefühls ihm geholfen haben, mitten im Chaos des Krieges seine Würde zu bewahren.
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