Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln lädt zu zwei parallel veranstalteten Ausstellungen ein
13. März bis 9. August 2015
Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 12. März 2015, um 19 Uhr
“Martin Rosswog – Entlang Europa”
Mit “Entlang Europa” zeigt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur ein photographisches Langzeitprojekt des Künstlers Martin Rosswog (*1950), das seit den 1980er-Jahren bis in die Gegenwart mit großem, persönlichem Einsatz in vielen Ländern und Regionen Europas entstanden ist. Im Fokus steht dabei sowohl eine detailgenaue Beschreibung von ländlichen Wohn-und Lebensräumen ebenso wie begleitend dazu die individuell repräsentative Darstellung von Menschen, die in den von Rosswog aufgesuchten Orten und Häusern leben.
Angesichts der Fülle und der hohen ästhetischen Qualität, die sich durch Rosswogs systematische und sachlich einfühlsame Annäherung an seine Motive per Mittelformat- und Großbildkamera ergibt, taucht man geradezu ein in ein enormes Bildarchiv und in einen Kosmos, der die kulturelle Vielfalt und die Individualität von Landstrichen und ihren Bewohnern in besonderer Weise aufleben lässt. Anschaulich wird eine durch fortschreitende Modernität und Globalisierung im Wandel befindliche Welt, die mehr und mehr von neuen Entwicklungen beeinträchtigt verschwinden wird.
Rosswogs Werkkonzept liegt eine geographische Systematik zugrunde, die sich von den östlichen Gebieten bis an den westlichen Rand des Kontinents erstreckt: So hat er in osteuropäischen Ländern wie in Belarus (Weißrussland), Bulgarien, Rumänien, aber auch Estland und Finnland gearbeitet, und den Radius über Irland, Schottland, Deutschland bis nach Spanien und Portugal erweitert.
Die Ortschaften, oft mit nur wenigen Einwohnern und jenseits touristischer Wege liegend, hat der Künstler meist mehrfach aufgesucht und ausgewählte Häuser und Gehöfte in Bildreihen dokumentiert. Zu jeder dieser gehören ein Portrait der Bewohner, Außenansichten des Hauses und des Grundstücks, und schließlich die methodische Ablichtung der Wohnräume, mit näher betrachteten Einrichtungsstücken und Stillleben. In der Ausstellung werden 13 Serien mit insgesamt über 200 Photographien und eine filmische Arbeit gezeigt.
Mit dem Ausstellungsprojekt gibt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur zugleich einen vertiefenden Einblick in eine photographische Position, die in ihrem Bestand bereits seit 2004 mit einem repräsentativen Konvolut vertreten ist und nun im Zuge der aktuellen Zusammenarbeit erweitert wird.
Martin Rosswog, der an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Bernd Becher studiert und 1987 als Meisterschüler abgeschlossen hat, findet sich in direkter Tradition mit einer dokumentarisch ausgerichteten Auffassung, die von August Sander über Walker Evans bis zu Bernd und Hilla Becher vergleichbar umgesetzt wurde. Insofern ergänzen seine Arbeiten den Sammlungsbestand konsequent und führen ihn in die Gegenwart.
“Blick in die Sammlung: August Sander. Westerwald – Porträts und Landschaften”
Unmittelbar nachdem August Sander (1876-1964) 1910 sein Atelier in Köln-Lindenthal gegründet hatte, zog es ihn immer wieder in den nahe gelegenen Westerwald. Dort photographierte er über vier Jahrzehnte viele Familien, nahm bemerkenswerte Gruppen- und Einzelporträts auf oder dokumentierte charakteristische Landschaftsansichten.
Mit den ausgestellten Werken vermittelt sich ein Einblick in einen speziellen Teil des August Sander Archivs, der in die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur zunächst als “Bauernarchiv” bezeichnet einging und rund 2.500 Negative umfasst. Im Zuge der Recherchen zum Werk von August Sander konnten viele auf den Negativen abgebildeten Personen, Familien und Orte im Abgleich mit Dokumenten und zahlreichen seit den 1990er-Jahren geführten Gesprächen mit Zeitzeugen, Besitzern von Sander-Bildern und Familienangehörigen identifiziert werden. Auch genauere Datierungen seiner Bilder wurden nachträglich vorgenommen, wodurch die Kontinuität von Sanders Arbeit im Westerwald systematische Veranschaulichung gewinnt. Schließlich werden Querverbindungen zu seinem großen typologischen Porträtwerk “Menschen des 20. Jahrhunderts” und der Gesamtentwicklung seines Werks zwischen Auftrag und freier Arbeit deutlich.
Die vorgestellten Photographien wurden auf Basis von Sanders Originalnegativplatten zwischen 1991 und 2014 in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur als analoge Neuabzüge erstellt. In Originalabzügen sind die ausgewählten Motive überwiegend nicht mehr erhalten oder sie befinden sich in Privatbesitz bzw. in anderen öffentlichen Sammlungen. In der hier gezeigten technischen Ausführung erhalten Sanders Bilder eine Neuinterpretation, die sich an der originalen Qualität seiner Vergrößerungen orientiert. Darüber hinaus wird durch die vergleichbare Größe und Tonalität der Ausstellungsabzüge eine Vergleichbarkeit seiner Motive erzielt, die die kompositorischen Momente seiner Aufnahmen hervorheben und analysierbar machen.
Mit dieser Präsentation wird zugleich auf einen wesentlichen Arbeitsbereich der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur hingewiesen, der sich auf die vielseitige und schrittweise Erschließung von Sanders Gesamtwerk bezieht.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln,
Tel.: 0221/888 95 300, photographie@sk-kultur.de, www.photographie-sk-kultur.de
Ausstellungen geöffnet täglich außer mittwochs, 14 -19 Uhr, Eintritt: 4,50 Euro (ermäßigt 2 Euro), montags freier Eintritt
Karfreitag, 3. April bleiben die Ausstellungen geschlossen.
Das 1992 erworbene August Sander Archiv, das neben dem künstlerischen Nachlass auch die Bildrechte von August Sander umfasst, bildet den Grundstein der Photographischen Sammlung. Es ist das weltweit größte Konvolut mit originalen Werken des Photographen (1876-1964). Mit Blick auf Sanders sachliche und konzeptorientierte Photographie erweiterte sich die Sammlung um weitere seinem Ansatz verwandte Arbeiten anderer historisch wichtiger und zeitgenössischer Künstler. Schwerpunkte bilden so auch die Photographien von Bernd und Hilla Becher, von Karl Blossfeldt, von Jim Dine und vielen mehr. Regelmäßige Ausstellungen orientieren sich programmatisch am Sammlungsbestand.
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