Mark, erzähl uns doch etwas über Euren Betrieb und Eure Philosophie.
Wir sind ein Familienweingut in dritter Generation in Hattenheim im Rheingau. Aktuell bewirtschaften wir 20 ha Rebflächen, ökologisch zertifiziert. Den grössten Anteil macht der Riesling aus, gefolgt von Pinot Noir, den wir aber überwiegend nach traditioneller Methode versekten. Wir waren Gründungsmitglied der Rheingauer CHARTA Vereinigung und sind Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Demnach hat für uns die Qualität höchste Priorität. – „Wein ist unsere Disziplin, Sekt unser Paradestück!“
Der Rheingau ist ein kleines, aber weltberühmtes Weinbaugebiet. Was macht ihn so besonders?
Der Rheingau ist eine der historischen Weinbauregionen des Landes oder sogar des Kontinents. Gerade durch die frühe Spezialisierung auf Riesling und dank der Traditionshäuser, Klöster und Schlösser konnte weltweites Renommee erlangt werden. Das Besondere sind die herausragenden Lagen. Nur hier ändert der Rhein seinen Verlauf und fliesst von Ost nach West. Mit dem Taunusgebirge im Hintergrund liegen somit alle Weinberge in süd- und südwestlichen Hängen, also mit idealer Ausrichtung zur Sonne, die für die Reife der Trauben verantwortlich ist. Durch kühle Nächte bleibt die typische Säure jedoch bestehen und verleiht dem Riesling seinen besonderen Charakter. Die verschiedenen Böden von kräftig bis steinig mineralisch bringen zusätzlich eine grosse Vielfalt in diese kleine aber feine Region.
So wie Eure Region, seid auch Ihr ausgewiesene Riesling-Spezialisten. Was kann Riesling, was andere nicht können?
Riesling ist für mich die vielfältigste Rebsorte der Welt. Vom animierenden, trockenen Gutswein bis hin zum intensiven Großen Gewächs von der Einzellage sowie vom fruchtsüssen Kabinett-Wein bis hin zur konzentrierten edelsüssen TBA ist je nach Jahrgang alles möglich. Dank seiner Feinheit kann er besonders gut das Terroir des jeweiligen Weinberges widerspiegeln – er braucht keine extravagante Machart, um charaktervoll zu sein – das macht den Riesling so besonders!
Wie schmeckt Riesling aus dem Rheingau?
Einfach gut! Wie schon gesagt, gibt es die vielfältigsten Typen, jedoch ist ein gut gemachter Riesling niemals plump, er besitzt eine Finesse und Strahlkraft, die zum Weitertrinken animiert und dabei weder den Gaumen noch den Geist ermüdet. Er kann fordernd sein, jedoch nicht überfordern. Die Harmonie von Süsse und Säure ist ein Balanceakt, den der Winzer beherrschen sollte. Gerade der Rheingauer Riesling kommt aber auch hervorragend mit sehr geringer Restsüsse aus, da er durch die teils kräftigeren Böden eine besondere Aromenausreifung erfährt, die viel Frucht und innere Dichte mit sich bringt.
Ihr arbeitet seit einigen Jahren biologisch. Welchen Unterschied für das Endprodukt macht das aus?
Seit dem Jahrgang 2013 sind wir zertifiziert. 2010 haben wir bereits begonnen, unsere Weinberge ökologisch zu bewirtschaften. Es war eine Gewissensentscheidung zu Gunsten der Natürlichkeit und Nachhaltigkeit für uns und auch weitere Generationen. Es ist immer schwierig, so etwas selbst zu formulieren, jedoch haben wir seit dem auch qualitativ noch einen grossen Sprung machen können. Durch die Umstellung gehen die Erträge deutlich zurück, die Trauben sind jedoch lockerbeeriger und haben eine dickere Schale, die viel Aroma trägt. Mehr Natürlichkeit zeichnet unsere Weine heute aus. Wir führen diese Philosophie im Keller fort, indem wir so viel wie möglich natürlich vergären lassen und somit den besonderen Charakter des Weinberges und unseres Kellers unterstützen. Auch wenn es mittlerweile witterungsbedingt ein paar schwierige Jahre gab, hat das unsere Entscheidung, 100% bio zu bewirtschaften nie in Frage gestellt.
Riesling aus Deutschland hat in den letzten Jahren enorm an Ansehen gewonnen, nicht zuletzt ausserhalb Deutschlands. Wie siehst du diese Entwicklung?
Das hat bei uns bereits Ende der 80er Jahre begonnen. Es bestand einfach der Wunsch, den Grundwein nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern die gesamte Produktion unseres Winzersektes selbst zu übernehmen. Mit der traditionellen Methode kann man prima mit kleinen Mengen starten. Mittlerweile versekten wir etwa 1/3 unserer jährlichen Ernte aus den Rebsorten Riesling, Pinot Noir und Pinot Blanc. Für uns ist ein Sekt immer die Veredelung eines feinen Grundweines. Deshalb haben wir das Thema die letzten Jahre auch soweit fortgeführt, dass wir nun auch Schaumweine aus klassifizierten Einzellagen, d.h. VDP.ERSTE LAGE und VDP.GROSSE LAGE vorweisen können. Dies sind besondere Riesling-Sekte, die ähnlich der Weine ihre Herkunft widerspiegeln und ausserdem tolle Speisebegleiter darstellen. Wir entwickeln aktuell, in einem Arbeitskreis des VDP für Sekt, entsprechende Herstellungskriterien und eine angepasste Klassifikation dafür. Ein ganz prickelndes Thema, das wir mit viel Leidenschaft umsetzten!
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