(ddp direct)Wiesbaden, den 23. Februar 2012 Totgesagte leben länger diese Redewendung trifft dieses Jahr insbesondere auf den Winter zu. Sogar unter Forschern galt der Winter 2011/2012 bereits Mitte Januar als gelaufen. Doch dann kam ein extremer Kaltlufteinbruch wie ihn Deutschland und Europa seit 1986 nicht mehr erlebt hatten. Der Winter zeigte eindrucksvoll, dass er Eis und Schnee doch noch sehr gut kann.
Viel Schnee hatte der Winter übrigens schon Ende Dezember und Anfang Januar gebracht. In den Alpen wurden Rekordschneehöhen registriert. Stellenweise wuchsen die Schneeberge auf über 5 Meter an.
Wir erinnern uns nur zu gut an die Worte einiger Klimawissenschaftler im Jahr 2000. Damals hieß es wörtlich: Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben. Schauen wir uns dagegen die Temperaturabweichungen der letzten 10 Winter in Deutschland an, bekommen wir ein ganz anderes Bild (siehe Infografik) widerspricht Wetterexperte Dominik Jung vom Wetterportal WETTER.NET (www.wetter.net).
Zum Vergleich haben wir das neuste und aktuellste 30-Jahres-Mittel herangezogen. Es erstreckt sich auf die Jahre 1981 bis 2010 und beinhaltet damit auch die 90er Jahre die insbesondere mit milden und sehr stürmischen Winter aufwarten konnten. Hier dürften beispielsweise die Stürme Wiebke, Anatol oder Lothar einigen Lesern noch in guter Erinnerung sein. Von den letzten 10 Wintern lagen 5 Winter unter dem langjährigen Mittel. Teilweise betrug diese negative Abweichung über 2 Grad. Der aktuelle Winter liegt übrigens bisher auch leicht unter diesem Mittel. Das wäre dann sogar der vierte zu kalte Winter in Folge. Der Winter 2004/2005 hat genau die Mitteltemperatur von 0,8 Grad Celsius erreicht. Lediglich 2 Winter liegen deutlich über dem Mittelwert. Sie folgten beide hintereinander: 2006/2007 und 2007/2008.
Auch der Winter 2003/2004 lag über dem langjährigen Mittel. Allerdings war diese positive Abweichung vernachlässigbar gering und damit kann der Winter als durchschnittlich angesehen werden.
Insgesamt bedeutet das: 80 % der vergangenen 10 Winter waren verglichen mit dem Mittel von 1981 bis 2010 ganz normale bis zu kalte Winter. Nur 20 Prozent lagen zeigten eine deutliche positive Abweichung auf erklärt Diplom-Meteorologe Jung die aktuellen Auswertungen von WETTER.NET.
Stellt man diesen Vergleich übrigens mit der aktuell noch gültigen amtlichen Referenzperiode von 1961 bis 1990 an, erhält man immer noch ein Verhältnis von 50 Prozent zu kalten Wintern gegenüber 50 Prozent überdurchschnittlich milden Wintern und das obwohl man hier mit einem Zeitraum vergleicht der sehr strenge Winter brachte.
Fazit:
Beim Winter in unseren Breiten hieß es in den letzten Jahren ganz und gar nicht Eis und Schnee ade ganz im Gegenteil! Das zeigt, dass langfristige Klimaprojektionen mit Vorsicht zu genießen sind, da sie mit entsprechend großen Unsicherheiten behaftet sind. Wir alle wissen, dass selbst eine Wettervorhersage oder ein Monatstrend mit nur mit bestimmten Eintreffwahrscheinlichkeiten versehen sind. Wie sieht das dann erst bei Klimaprojektionen aus, die über Jahre oder gar Jahrzehnte ausgegeben werden?
Ein wichtiger Unterschied zwischen einem Meteorologen und einem Klimaforscher: den Wetterfrosch kann man für seine falsche Tagesvorhersagen meist noch an den Pranger stellen, während Klimaforschern dieses Schicksal aufgrund ihrer sehr langfristig angelegten Klimaprojektionen (z.T. über das Jahr 2100 hinaus) kaum zu teil werden dürfte. Außerdem ist bis zum Jahr 2100 noch etwas Zeit. Vielleicht heißt es dann ja doch noch: Winter ade, wer weiß? so Jung schmunzelnd.
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=== Temperaturabweichungen der letzten 10 Winter (Infografik) ===
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