Münchner Künstler bauen bei Gebäudesanierung auf Ambros und
TES-Fassadensystem
StüEMünchen/Hopferau (jm).
Die Stadt München besitzt einen neuen und außergewöhnlichen Kultur-Ort.
In der Streitfeldstraße hat die Genossenschaft KunstWohnWerke ihr erstes
Projekt realisiert. Nach dem Umbau und einer energetischen Sanierung
arbeiten 50 Künstler in den Räumen einer ehemaligen Kleiderfabrik,
einige wohnen auch dort. Was den Künstlern sehr wichtig war: der
Charakter des vom Architekten Professor Paolo Nestler Anfang der 60er
Jahren entworfenen Gewerbebaus sollte erhalten bleiben. Dank des vom
Ostallgäuer Holzbauspezialisten Anton Ambros GmbH mitentwickelten
TES-Fassadensystems ist das auch gelungen.
Die Genossenschaft KunstWohnWerke mit derzeit 100 Mitgliedern, von denen
viele Kulturschaffende sind, hat das Ziel, bezahlbaren Arbeits- und
Wohnraum zu schaffen. Der Anfang ist mit dem Projekt “streitfeld”
gemacht. Vor zwei Jahren hatte die Gemeinschaft das Ensemble in der
Streitfeldstraße 33 in Berg am Laim, einem gewachsenen Münchner
Wohnviertel, erworben. Nach den Vorbildern in Basel, Berlin und Wien
sollte dort “Raum für Kreativität” geschaffen werden, wie Susanne Flynn,
Mitglied des Vorstandes erklärt. Sie selbst hatte mit ihrem Mann, dem
Maler David John Flynn, bereits zehn Jahre in einer ehemaligen Fabrik
gewohnt und gearbeitet.
Als der Genossenschaft die leerstehende Liegenschaft in der
Streitfeldstraße angeboten wurde, erkannte die Architektin Susanne Flynn
schnell, “dass das ein Architekt geplant hatte” und zwar mit Professor
Paolo Nestler kein Unbekannter, wie sich herausstellte. Nestler ist in
Italien geboren, studierte in Mailand und anschließend in München, wo er
1949 auch sein eigenes Architekturbüro eröffnete und später als
Professor an der Akademie für Bildende Künste unterrichtete.
“Die Stützenkonstruktion erlaubt eine flexible Nutzung”, erklärt Susanne
Flynn. “Uns war sofort klar, dass in diesem Objekt Potenzial steckt. Das
Gebäude hat sich seine Nutzer gesucht und uns gefunden.”
Umso behutsamer wurde beim Umbau vorgegangen, auch was die energetische
Sanierung der klar gegliederten Fassade anging. Susanne Flynn hatte von
den erfolgreichen Altbausanierungen der Firma Ambros mit
Fassadenelementen gelesen und erkannten die Vorteile der Vorgehensweise.
“Timberbased Element Systems” kurz “TES” heißt das Verfahren, das das
Ostallgäuer Holzbauunternehmen in Zusammenarbeit mit der Technischen
Universität in München sowie Forschungsinstituten in Finnland und
Norwegen entwickelt hat und inzwischen nicht nur bei der Sanierung von
Wohnhäusern, sondern auch mehrfach erfolgreich bei
Schulhausmodernisierung angewandt hat. Die im Werk vorgefertigten
Elemente – inklusive Fenster und Dämmung – werden dabei vor Ort an die
Bestandsgebäude montiert. Damit gestaltet sich der Umbau so effizient
wie möglich, alle zu sanierenden Bauteile (Fassade, Fenster) werden
gleichzeitig erneuert. Das spart Zeit und vermeidet Staub- und
Lärmbelästigung. Die hochwärmegedämmte Hülle sitzt anschließend wie ein
maßgefertigtes Kleid und vermindert nicht nur den CO2 Ausstoß, sondern
speichert in ihrem Rahmen auch noch CO2 in Form von Holz. Die Elemente
lassen sich flexibel anfertigen, denn Holz ist ein leichter Baustoff,
jedoch mit hoher Tragkraft. So stehen dem Sanierer auch aus
architektonischer Sicht verschiedenste Lösungswege offen. “Wenn das
irgendwie bezahlbar ist, soll es eine TES-Fassade werden”, hatten sich
Susanne Flynn und ihre Mitstreiter vorgenommen. Und es war bezahlbar,
wie sich trotz des schmalen Budgets herausstellte.
Dem beauftragten Architekten Stefan Holzfurtner war es wie den Künstlern
ein Anliegen, “den Charme der 60er Jahre” (Holzfurtner) zu bewahren und
deshalb die Struktur des Gebäudes von Professor Paolo Nestler mit seinen
markanten Trägern und Pfeilern nicht zu verändern.
“Es ist nicht unser Ziel gewesen, dem Gebäude ein neues Erscheinungsbild
zu geben”, betont Holzfurtner, der über reichlich Erfahrung bei der
Sanierung von Gebäuden aus den 60er und 70er Jahren – vor allem mit
Schulhäusern – verfügt. “Qualität erhalten und nicht zerstören”, so der
Architekt, “lautet die Devise.” Zusammen mit dem Ambros-Team wurden zum
Gebäude passende Holzelemente mit einer bis zu 28 Zentimeter dicken
Dämmung entwickelt, die Stück für Stück am bestehenden Gebäude
befestigt wurden – ohne Einsatz eines Gerüsts, das bei konventionellen
Sanierungen als nicht unerheblicher Kostenfaktor zu Buche schlägt.
“Alles hat wunderbar funktioniert. Es konnte auch bei Minusgraden
montiert werden”, erklärt Holzfurtner.
Die Leute, hat Susanne Flynn festgestellt, würden gar nicht erkennen,
“was hier geleistet worden ist”, welcher Aufwand bei der Sanierung des
Gebäudes betrieben wurde. “Ist da überhaupt etwas passiert?”, wird sie
manchmal gefragt, und Susanne Flynn wertet das durchaus als Kompliment.
“Das zeigt doch, dass wir eine neue Fassade geschaffen haben, die dem
bisherigen Charakter des Gebäudes entspricht, aber gleichzeitig den
Energieverbrauch deutlich senkt und damit die Nebenkosten für die
Künstler in einem akzeptablen Rahmen hält.”
Josef Ambros, Chef des Ostallgäuer Unternehmens, spricht von “einem
spannenden Projekt”. Auch weil ein fünfgeschossiger Holzbau in einer
Großstadt wie München die große Ausnahme ist. Vor allem die Erfüllung
der im städtischen Bereich strengen Brandschutzauflagen war für die
Holzbauspezialisten eine große Herausforderung. Dank
Kompensationsmaßnahmen und dem Einbau von Brandschutzplatten im
Sturzbereich konnten die Vorgaben erfüllt werden. “Am Beispiel dieser
Gebäudesanierung haben sich die Vorteile des TES-Fassadensystems wieder
eindrucksvoll gezeigt”, freut sich Ambros. “Auch was seine
architektonischen Möglichkeiten angeht.”
Bildrechte: Foto: David John Flynn
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