(NL/1365771040-2) In Kärnten wurde im Landtag beschlossen, die Vorbereitungszeit in den Kindergärten von 5 Stunden auf 2,5 Stunden zu reduzieren. Und das mit dem Argument, dass dadurch mehr Zeit für die Kinder zur Verfügung steht.
Das ist wohl nur so qualifizieren: wenn es nicht so grenzenlos unverantwortlich-dumm wäre, was da passiert, könnte man meinen: es sind halt einige Ahnungslose am Werk.
Die Halbierung der Stunden von KindergartengruppenleiterInnen für die Vorbereitung ist inakzeptabel. Diese Änderung des Kindergartengesetzes auf Kosten der Qualität der Betreuung der Kärntner Kinder ist verantwortungslos.
Es ist zu befürchten, dass sich Kärntner Kindergärten in Zukunft wieder zu Aufbewahrungsstätten für unsere Kinder zurückentwickelt werden und das in einem Land, das sich Bildungsland rühmt!
Es ist nachzuvollziehen, dass der Gemeindebund seine Forderung nach Beibehaltung der bisherigen Vorbereitungszeit abgelehnt hat. Dieser scheint den Kindergarten nahezu ausschließlich als freiwillige Serviceeinrichtung für Mütter (die ohnedies besser bei Kindern, Küche und Kirche bleiben sollten) und klagt daher Jahr für Jahr aufs Neue darüber, dass dieser (neben den Pflegeeinrichtungen für alte Menschen) die Gemeinden in den finanziellen Ruin treibt.
Dass von den Gemeinden wohlwollend festgestellt wird, dass Einkäufe diese Zeit nicht schmälern, sondern während der sonstigen regulären Dienstzeit durchgeführt werden können (!), zeugt davon, dass wenig Kenntnis darüber besteht, worin die Arbeit einer KindergartenpädagogIn besteht. Einkaufen ist eine Tätigkeit, unter der sich jede/r etwas vorstellen kann.
Schwieriger wird es schon zu verstehen, dass KindergartenpädagogInnen Zeit für gezielte Beobachtung und Dokumentation einzelner Kinder und Spielsituationen brauchen, um den gesetzlichen Bildungsauftrag, den der Kindergarten hat, zu erfüllen.
Die Forderung auf die Reduzierung der Vorbereitungszeit von 5 auf 2,5 Stunden ist nur die logische Konsequenz aus diesem Denken, dem FPK und ÖVP gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN im Kärntner Landtag erlegen sind.
Die zuständigen Gewerkschaften scheinen dem nichts entgegenzusetzen zu haben…
Unter den nunmehr bestehenden Bedingungen ist es nahezu unmöglich, dem Kindergarten jenen Stellenwert einzuräumen, der in anderen europäischen Länder längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Einen Stellenwert, der zum Ausdruck bringt, dass der Kindergarten die erste – und damit äußerst wichtige – außerhäusliche Bildungseinrichtung ist. Der bundesweit gültige BildungsRahmenplan kann jedenfalls unter den gegebenen Rahmenbedingungen – und da ist die Vorbereitungszeit nur ein Faktor von vielen anderen nicht umgesetzt werden.
Solange die bundesgesetzliche Verankerung von Qualitätskriterien fehlt, werden wir offensichtlich immer wieder erleben, dass nicht nur die längst fälligen Weiterentwicklungen wie die Anhebung der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen auf akademisches Niveau sondern auch bereits bestehende Qualität dem Sparstift zum Opfer fallen wird. Dass die Rahmenbedingungen im Kindergarten für Kinder, Eltern und PädagogInnen von Ort zu Ort und manchmal sogar von Kindergarten zu Kindergarten unglaublich verschieden sind. Und dass es dabei bleibt, dass die Bedeutung Früher Bildung weiterhin lediglich in den Sonntagsreden von PolitikerInnen aus allen Fraktionen vorkommt.
Der Mehrheits-Beschluss des Kärntner Landtages kann nur als Anschlag auf die Qualität der Arbeit in den Kindergärten qualifiziert werden. Um einer marginalen Einsparung willen werden hier Zukunftschancen von Kindern aufs Spiel gesetzt.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich verantwortungsvolle ElementarpädagogInnen in Kärnten zusammenschließen, um (auch) dagegen Sturm zu laufen. Die Eltern sind, leider, meist zu jung und mit allzuvielen anderen Problemen beschäftigt, um auf die Barrikaden zu steigen; eine verpflichtende Elternvertretung gibt es für diesen Altersbereich der Kinder (noch) nicht.
FPK unter dem Kindergartenreferenten und Landeshauptmann Dörfler und ÖVP können natürlich sagen: Das tangiert uns nicht. Ein Zeichen von demokratischer Gesinnung und von Verantwortung für die Zukunft Kärntens ist das aber wohl nicht!
Landeshauptmann Dörfler wird nicht müde zu betonen, dass Kärnten über ein gut funktionierendes und flächendeckendes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder aller Altersstufen verfügt und dass sich diese Einrichtungen unter seiner Ägide in den letzten Jahren zu hochwertigen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen entwickelt haben, mit dem Ziel, die Kinder bestmöglich zu fördern und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Dann ist aber nicht zu verstehen, warum Dörfler nun dem ihm bisher von allen Seiten zugesprochenen Verdienst als Kindergartenreferent so kontraproduktiv entgegenstehet.
Die sich als Familienpartei deklarierende ÖVP erklärt immer wieder, dass es auf Initiative von Josef Martinz und der ÖVP in Kärnten den Gratis-Kindergarten für alle Kinder über drei Jahre gibt (der auch schon eingeschränkt worden ist) und dass die Einführung des Gratis-Kindergartens ein familienpolitischer Meilenstein ist, der massiv zur Entlastung der Familien in unserer Gemeinde und Stärkung der Kaufkraft beiträgt.
Wie ist dann zu verstehen, dass die ÖVP dann diesen Meilenstein konterkariert und ein derartiges Gesetz mitbeschließen.
Aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der Elementarpädagogik in Kärnten, findet die elementarpädagogische Community Kärntens KleinstkindpädagogInnen und Tageseltern, KleinkindpädagogInnen, Hort-/FreizeitpädagogInnen, SonderpädagogInnen, Auszubildende der Bundes-BIldungsanstalt für Kindergartenpädagogik samt Kolleg und SOKI, StudentInnen der Pädagogische Hochschule Kärnten und der Universität Klagenfurt sowie Eltern und Bildungsinteressierte – wieder zusammen: innerhalb weniger Tage hat sich eine Facebook-Gruppe gefunden, deren Mitgliederanzahl (derzeit 407!) sich sehen lassen kann: http://www.facebook.com/groups/155913894535981/.
Die Kärntner FPK/ÖVP-PolitikerInnen schaffen offenbar derzeit das Grundgerüst der pädagogischen Arbeit ab das kann niemanden unberührt lassen!
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Johannes-Maria Lex
Krausegasse a/10 7
1110 Wien
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E-Mail: johannes-maria.lex@plattform-educare.org
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