Der Gegentrend zur Totaltransparenz
Während Big Data und Cloud ins Unermessliche streben, schrumpfen Datensicherheit und Privatsphäre in gleichem Tempo. Die Uhr dieser Entwicklung lässt sich nicht zurückdrehen. Doch ein wichtiger Bereich der Privatsphäre kann leicht zurückerobert werden. Ein neuer Trend zeichnet sich bereits ab …
Bundestagrechner gekapert, die Parlamentsoftware infiziert, Bundestags- abgeordnete verweigern dem Verfassungsschutz den Zugang zu ihren infizierten Rechnern – aus Angst vor weiterer ungewollter Transparenz.
Nachrichten dieser Art beherrschen die aktuellen Schlagzeilen – Schlag auf Schlag. Parallel beschert das in dieser Thematik augenscheinlich lückenhaft bewanderte Parlament der deutschen Wirtschaft mit dem IT-Sicherheitsgesetz einen neuen Standard. Demzufolge müssen zukünftig Tausende Unternehmen Cyberattacken melden. Bei Zuwiderhandlung drohen Bußgelder bis zu 100.000 Euro.
Dem Bürger steht das umstrittene Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung ins
Haus. Und jeder weiß es, ahnt es zumindest: Wo ein Wille, da auch ein Weg – zu all den verführerischen Terrabytes an Datensätzen. Egal von wem gesammelt und wo auch immer abgelegt. Wurde soeben nicht auch der Papst geleakt?
Schwere Kost auf der digitalen Agenda. Nach Bundestrojaner, Snowden, der gedeihlichen Zusammenarbeit der Geheimen des BND mit den US-Kollegen vom NSA und den britischen Datenjägern des GCHQ sowie fast tagtäglichen neuen Enthüllungen zu ungeahnter und ungewollter Transparenz auch der persönlichsten Daten dämmert uns: Das haben wir uns anders vorgestellt.
Im digitalen Zeitalter führen alle Wege nicht mehr nach Rom, sondern zu Big Data und seiner Cloud. Sicherheit bei Daten? Trügerisch. Auf dünnem Eise
wandelt, wer den Sicherheitsversprechen der IT-Unternehmen blind vertraut.
Wen nimmt es da noch Wunder, dass im Meer der Trends und Hypes ein alter Bekannter zu neuen Höhenflügen ansetzt: der Terminkalender. Ganz nach dem Motto: Meine Termine, Verabredungen, Skizzen und Kontakte gehören mir.
Deutsche Kalender- und Notizbuch-Hersteller verzeichnen eine anziehende Nachfrage. Sven Weiß, Leitung Vertrieb und Prokurist der Eilers-Werke, merkt dazu auf Nachfrage an: “Das persönliche Datenaufkommen kann sich zumindest bei den sensiblen Terminen und Notizen außerhalb digitaler Zugriffsmöglichkeiten von Unbefugten bewegen. Wir stellen einen Umkehrtrend fest. Der Trend zur persönlichen Terminpflege geht wieder weg vom Internet und der Daten-basierten Cloud hin zum physischen Kalender.”
Analoge Datenpflege statt digitaler Datenverknüpfung. Terminkalender und Notizbuch statt Notebook und Mobile Devices.
Meine Daten gehören mir? Im 21. Jahrhundert ohne analoge Alternativen eher nicht mehr …
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